Arbeitgeber IHK: Gehalt, Karriere, Jobs und Ausbildung
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Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ist das Netzwerk aus den 79 regionalen Industrie- und Handelskammern, die sich deutschlandweit vor Ort um Wirtschaft und Unternehmen kümmern und deren Weiterentwicklung fördern. Die Kammern sind somit Einrichtungen der Wirtschaft und umfassen in Deutschland alle gewerblichen Unternehmen – außer Handwerksbetriebe, Freiberufler und landwirtschaftliche Betriebe. Die bundesweit größte Industrie- und Handelskammer ist übrigens die IHK für München und Oberbayern, in der sich rund 400.000 Mitgliedsunternehmen bündeln.
Die Kammern sind vordergründig Dienstleister für die Wirtschaft und deren aktuell rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten die Mitgliedsunternehmen zu Themen wie Unternehmensgründung, Recht, Ausbildung, Weiterbildung und Steuern. Zusätzlich sind zahlreiche ehrenamtliche Unternehmer und Unternehmerinnen für die jeweilige IHK aktiv.
Die IHK berät und unterstützt bei der Ausbildung und Weiterbildung jedoch nicht nur andere Betriebe, sondern bietet als Arbeitgeber auch selbst Ausbildungen und weitere berufliche Einstiegsmöglichkeiten an. Um die Industrie- und Handelskammern als Arbeitgeber geht es in diesem Artikel. Dabei werfen wir unter anderem einen Blick auf die Gehälter, Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten bei der IHK.
Geschichte, Struktur und Aufgaben der Industrie- und Handelskammer
Das Bestreben der Wirtschaft, selbstorganisiert und in eigener Verwaltung zu handeln, geht geschichtlich auf die Zeit um 1451 zurück. Damals gründen Kaufleute eine Ordinantie in Bremen – Vorläufer der schließlich im Jahr 1849 gegründeten bremischen Industrie- und Handelskammer, die die jahrhundertealte Tradition der Selbstverwaltung weiterführt und noch heute für das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns eintritt. Auch in weiteren deutschen Städten organisiert sich die Wirtschaft im 19. Jahrhundert in Industrie- und Handelskammern, sodass Unternehmen verschiedener Branchen ihren wirtschaftlichen Interessen gemeinsam in Politik und Gesellschaft Gehör verschaffen können.
Die Strukturen innerhalb der IHKs sind demokratisch: Die Mitgliedsunternehmen können Kandidaten für die Vollversammlung wählen, die je nach Handelskammer aus durchschnittlich 70 ehrenamtlichen Unternehmern und Unternehmerinnen besteht. Die Mitglieder der Vollversammlung lenken die Industrie- und Handelskammer entsprechend der regionalen Wirtschaftsinteressen, erhalten nur in wenigen IHKs eine Aufwandsentschädigung und arbeiten ansonsten vollkommen unentgeltlich. Damit die regionale Wirtschaftsstruktur gut repräsentiert ist, stehen den Branchen wie Industrie, Handel, Dienstleistungen oder Medien eine entsprechende Anzahl an Sitzen in der Vollversammlung zu.
Aufgrund ihrer Nähe zur lokalen Wirtschaft der jeweiligen Region ist die IHK auch für die Politik und Verwaltung ein gefragter Ansprechpartner. Außerdem übernehmen die IHKs als Körperschaften des öffentlichen Rechts staatliche Aufgaben: Sie engagieren sich beispielsweise für die duale Berufsausbildung, um neue Fachkräfte zu gewinnen, was ihre große Verantwortung für die Wirtschaft in ihren Regionen unterstreicht. Sie beraten sowohl Unternehmen, die ihre eigenen Fachkräfte ausbilden möchten, als auch Schulabsolventen, die auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle sind. Des Weiteren nimmt die IHK Prüfungen nach Beendigung der Ausbildung oder Weiterbildung ab, welche in der Wirtschaft große Anerkennung genießen.
Ausbildung, Studium und weitere Einstiegsmöglichkeiten bei der IHK
Die Industrie- und Handelskammer bietet als Arbeitgeber berufliche Einstiegsmöglichkeiten für Schüler und Schülerinnen, die eine Ausbildung oder ein duales Studium beginnen möchten, sowie für Studienabsolventen mit hervorragenden Abschlussnoten, die dort ein Traineeship absolvieren können. Welche Angebote im Einzelnen zur Auswahl stehen, ist je nach IHK unterschiedlich.
Unter den Ausbildungsmöglichkeiten in den Industrie- und Handelskammern finden sich ortsabhängig unter anderem folgende Lehrberufe:
- Fachinformatiker/-in für Systemintegration
- Informatikkaufmann/-frau
- Kaufmann/-frau für Büromanagement
- Mediengestalter/-in Digital und Print
- Veranstaltungskaufmann/-frau
- Verwaltungsfachangestellte/-r
Die Ausbildungsvergütung beträgt beispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer in Berlin im ersten Ausbildungsjahr 860 Euro, im zweiten 970 Euro und im letzten Jahr 1.080 Euro. Auszubildende profitieren bei der IHK von Fahrtkosten- und Kantinenzuschüssen und können bei besonders guten Leistungen ein mehrwöchiges Praktikum im Ausland absolvieren. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung bei der IHK mit entsprechenden Leistungen bestehen gute Übernahmechancen, sodass die Ausbildungsabsolventen anschließend in einer Juniorposition einsteigen können.
Für Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung gibt es die Möglichkeit, ein duales Studium bei der IHK zu beginnen. Hier können die theoretischen Lerninhalte direkt in der Praxis angewendet werden. Zur Auswahl stehen hier beispielsweise der Bachelor of Science in Systemtechnik oder Softwaretechnik sowie der Bachelor of Arts in Betriebswirtschaftslehre (BWL).
Wer den Studienabschluss bereits in der Tasche hat, kann sich für ein 12- bis 18-monatiges Traineeship bewerben, das mit einer allgemeinen Ausrichtung oder einer Spezialisierung, zum Beispiel auf Recht, Außenwirtschaft oder Medien und Pressearbeit, durchgeführt werden kann. Trainees werden mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt innerhalb einer Spanne von etwa 59.000 bis 64.000 Euro entlohnt. Studierende im Bereich Jura haben die Möglichkeit, nach ihrem ersten Staatsexamen als Rechtsreferendar bei der IHK erste Berufserfahrung zu sammeln.
Wer zunächst nur einen Einblick in die Arbeit einer Industrie- und Handelskammer bekommen möchte und mindestens drei Monate Zeit mitbringt, kann während des Studiums ein Praktikum bei einer IHK absolvieren. Die IHK bietet ein Praktikum ebenfalls Personen an, die sich zu Kaufleuten für Büromanagement im Bereich Gebäudemanagement umschulen lassen. Praktikanten können mit einer Entlohnung von rund 480 bis 517 Euro im Monat rechnen. Für Studierende, die erste Berufserfahrung sammeln und dabei Geld verdienen möchten, kommt eine Tätigkeit als Werkstudent oder Werkstudentin infrage.
Gehälter und Jobs bei der Industrie- und Handelskammer
Die IHK bietet berufliche Einsatzmöglichkeiten für Menschen zahlreicher unterschiedlicher Fachrichtungen und Professionen. Besonders gefragt sind allerdings Referentinnen und IT-Fachkräfte, für die die IHK sowie die zugehörigen Organisationen DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) und AHK (Außenhandelskammer) aktuell viele Stellenanzeigen ausgeschrieben haben.
Entsprechend ihres Images als anerkannter Weiterbilder setzt sich die Industrie- und Handelskammer auch für die berufliche Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein. Arbeitsbedingungen und Zusatzleistungen im Einzelnen variieren jedoch je nach IHK. In vielen Fällen ermöglicht Gleitzeit flexible Arbeitszeiten und zu den Sonderleistungen können beispielsweise ein betriebliches Gesundheitsmanagement, Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen sowie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gehören.
Im Allgemeinen richtet sich die Bezahlung nach dem TVöD, dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Im Folgenden sind einige ausgewählte Stellen mit ihrem etwa zu erwartenden Jahresbruttogehalt aufgelistet:
- Abteilungsleiter/-in: 48.000 – 52.000 €
- Ausbildungsberater/-in: 55.000 – 59.000 €
- Berater/-in: 36.000 – 48.000 €
- Buchhalter/-in: ca. 36.000 €
- Führungskraft: 91.516 - 241.500 €
- Internationale/-r Managementassistent/-in: 54.000 – 59.000 €
- Kaufmännische/-r Angestellte/-r: ca. 36.000 €
- Leiter/-in Geschäftsbereich Berufliche Bildung: 114.000 – 124.000 €
- Pressesprecher/-in: 60.000 – 64.000 €
- Projektleiter/-in Personalwesen: 70.000 – 76.000 €
- Projektmanager/-in: 44.600 – 64.300 €
- Technische/-r Betriebswirt/-in: 54.000 – 59.000 €
- Wirtschaftsjurist/-in: 40.344 – 52.716 €
Ist die Industrie- und Handelskammer als Arbeitgeber empfehlenswert? Das sagen die Mitarbeiter
Die Industrie- und Handelskammern stellen sich als moderne Arbeitgeber dar, die ihren Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice ermöglichen. Typisch für die Arbeit bei der IHK seien interessante Aufgaben, hervorragende Aufstiegsmöglichkeiten und eine sinnstiftende Tätigkeit. Doch wie nehmen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die IHK als Arbeitgeber wahr? Schaut man sich die Profile der IHKs auf Portalen für Arbeitgeberbewertungen an, so fällt auf, dass – abhängig von der jeweiligen Kammer – zwischen ungefähr 50 und 90 Prozent der Bewertenden ihre Industrie- und Handelskammer als Arbeitgeber weiterempfehlen würden. Wo präsentiert sich die IHK positiv und wo gibt es gegebenenfalls noch Verbesserungsbedarf? Im Folgenden einige Faktoren:
Die meisten Bewertenden loben die guten Weiterbildungsmöglichkeiten und empfinden ihre Arbeit als abwechslungsreich. Aufstiegsmöglichkeiten seien allerdings nicht immer gegeben und es seien zu wenig Frauen in Führungspositionen. Viele Mitarbeiter nehmen die Strukturen als veraltet und hierarchisch wahr. Sie kritisieren teilweise, dass nur die Führungskräfte mit den nötigen technischen Geräten ausgestattet seien, während einige Mitarbeiter diese eigenständig anschaffen müssten. Auch die Großraumbüros würden die Arbeitsbedingungen negativ beeinflussen. Den Kollegenzusammenhalt und das Verhältnis zu den Vorgesetzten nehmen die Mitarbeiter unterschiedlich wahr: Während sich einige Mitarbeiter gegenüber den Führungskräften benachteiligt fühlen, loben andere die zielführende Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen sowie den Vorgesetzten.
Das Gehalt und die Sozialleistungen betrachten die meisten Bewertenden als angemessen. Die Gleitzeit und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, heben einige Mitarbeiter positiv hervor, für andere hingegen reichen diese Maßnahmen nicht aus, um allen Mitarbeitern eine angemessene Work-Life-Balance zu ermöglichen. Viele Verbesserungsvorschläge finden sich hinsichtlich des Umweltbewusstseins, welches laut einigen Mitarbeitern noch zu wenig Beachtung findet. Es werde aufgrund der starken Bürokratie zu viel ausgedruckt, was für die Umwelt belastend sei.
Grundsätzlich scheinen die meisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der IHK als Arbeitgeber zufrieden zu sein. Kritik bezieht sich meist auf einzelne Kammern oder Abteilungen. Besonders stark hängen erfahrungsgemäß Aspekte wie das Vorgesetztenverhalten und der Kollegenzusammenhalt vom jeweiligen Standort oder Arbeitsbereich ab, wodurch sich die unterschiedlichen Bewertungen in diesen Punkten erklären lassen. Da sich die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Industrie- und Handelskammern stark voneinander unterscheiden können, lässt sich kein allgemeingültiges Urteil über die IHK als Arbeitgeber fällen.
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Quellen:
Glassdoor.de
Handelskammer-bremen.de
Ihk.de
Ihk-muenchen.de
Karriere.ihk.de
Kununu.com
Autorin: Paula Köhnke