BCG: Gehalt, Karriere und Jobs bei der Boston Consulting Group
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Als Teildisziplin der Unternehmensberatung gehört die Strategieberatung zu den Königsdisziplinen im Consulting-Business, die sich mit Problemstellungen des Managements von Unternehmen beschäftigt und darauf abzielt, nachhaltige Lösungsstrategien zu entwickeln. Die Boston Consulting Group (BCG) gehört zu den weltweit größten strategischen Unternehmensberatungen und viele Menschen dürften von ihr bereits gehört haben. Mithilfe neuer digitaler Geschäftsmodelle, Data Science sowie innovativen Technologien unterstützt die BCG führende Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft dabei, Herausforderungen zu meistern und Veränderungen anzustoßen. Viele Klienten der Boston Consulting Group gehören zu den 500 größten Unternehmen der Welt und legen Wert darauf, in jeder Phase eines Projekts kompetent begleitet und betreut zu werden.
Das amerikanische Unternehmen mit Hauptsitz in Boston beschäftigt insgesamt ca. 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist weltweit an mehr als 90 Standorten in mehr als 50 Ländern vertreten. Im Jahr 2020 verzeichnete die Boston Consulting Group einen Rekordumsatz in Höhe von 8,6 Milliarden US-Dollar und ist damit nach McKinsey die zweitgrößte Strategieberatung der Welt. Auch die Corona-Pandemie kann dem keinen Abbruch tun – trotz der Krise wächst das Unternehmen weiter.
Die deutsche Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group ist als GmbH organisiert und landesweit an sieben Standorten vertreten. Hinzu kommt eine Niederlassung in Wien – Deutschland und Österreich werden innerhalb des Unternehmens als eine Geschäftsregion behandelt.
Doch welche Jobs gibt es bei der BCG überhaupt? Und welche Gehälter sind zu erwarten? Dieser Artikel beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragen.
Boston und dann die Welt – die Geschichte der Boston Consulting Group
Im Jahr 1963 gründet Bruce Henderson im US-amerikanischen Boston die Boston Consulting Group, zunächst in Form einer Beratungsabteilung innerhalb der Boston Safe Deposit and Trust Company. Ab dem Jahr 1964 veröffentlicht die BCG ihre neuen und innovativen Strategien, darunter im Jahr 1970 auch ein Portfolio für das strategische Management von Unternehmen – die sogenannte BCG-Matrix, welche weltweit Bekanntheit erlangt hat und bis heute gelehrt und angewendet wird. Zum zehnjährigen Jubiläum feiert die Strategieberatung ihren bis dahin höchsten Umsatz, eine wachsende Mitarbeiterzahl und die Eröffnung mehrerer internationaler Standorte. Die erste deutsche Niederlassung wird im Jahr 1975 in München eröffnet.
Bis Mitte der 1970er-Jahre bleibt die Boston Consulting Group Teil der Boston Safe Deposit and Trust Company. Erst im Jahr 1975 kann das zukünftige Management durch ein Mitarbeiter-Aktienprogramm die BCG von dem Konzern loskaufen. In den Folgejahren wächst die Boston Consulting Group als unabhängige Strategieberatung vor allem außerhalb der USA weiter, beispielsweise durch die Expansion nach China. Ende der 1990er-Jahre wird das Strategy Institut der BCG gegründet, mit dem Ziel, das Firmenwissen weiterzuentwickeln und innovative Ideen auf den Weg zu bringen.
Nach der Jahrtausendwende gründet die Boston Consulting Group zwischen 2000 und 2015 verschiedene Tochterfirmen mit unterschiedlichen Kompetenzfeldern. Hierzu gehören beispielsweise die Platinion GmbH mit der Kernkompetenz IT-Beratung und BCG Digital Ventures mit Schwerpunkt auf Vermarktung neuer digitaler Produkte. Auch die Übernahme verschiedener Beratungsfirmen wie BrightHouse führt weiter zu einer stetigen Vergrößerung der Strategieberatung und des Portfolios.
Einstiegsmöglichkeiten bei der Boston Consulting Group
Im Gegensatz zu vielen anderen Großkonzernen bietet die Boston Consulting Group keine Ausbildungsprogramme oder die Möglichkeit eines dualen Studiums an. Es ist jedoch möglich, Praktika im Unternehmen zu absolvieren, die in der Regel eine Dauer von acht bis zwölf Wochen haben. Dieses Angebot richtet sich jedoch ausschließlich an Studierende ab dem dritten Semester.
Ihr Praktikantenprogramm nennt die BCG VA-Ship und es soll Studierenden aller Fachrichtungen die Möglichkeit bieten, praktische Berufserfahrung in einer internationalen Unternehmensberatung zu sammeln und sich gegebenenfalls ein Jobangebot für einen späteren Festeinstieg zu sichern. Egal ob Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften oder Geisteswissenschaften – die BCG ist offen für alle Studienrichtungen und legt vor allem Wert auf Individualität sowie eine innovative Denkweise. Vorerfahrungen sind nicht erforderlich, jedoch legt der Konzern bei der Suche nach zukünftigen Mitarbeitern viel Wert auf gute Leistungen in Abitur und Studium.
Besonders wichtig ist der Strategieberatung, dass die Studierenden nicht als Praktikanten sondern als Visiting Associates (Berater auf Zeit) bezeichnet und betrachtet werden, damit sie von Beginn an als vollwertige Mitglieder in die Teams integriert werden.
Die BCG operiert unter dem Motto „Standard gibt es nicht“; aus diesem Grund soll sich auch das Praktikantenprogramm von anderen abheben. Die Visiting Associates sollen direkt eigene Projekte übernehmen und eigenständig arbeiten, selbstverständlich stets unter der Supervision eines erfahrenen Vorgesetzten. Studierende haben zudem die Möglichkeit, beispielsweise ihre Masterarbeit im Unternehmen zu schreiben oder nach einem Abschluss direkt im Unternehmen anzufangen.
Jobs und Gehälter bei der Boston Consulting Group
Die Boston Consulting Group ist ein großer und wichtiger Arbeitgeber, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Ein wirtschaftswissenschaftlicher Hintergrund ist für den Einstieg in das Unternehmen nicht unbedingt notwendig, denn die BCG sucht fachbereichsübergreifend nach kompetenten und innovativ denkenden Angestellten, die über den Tellerrand hinausschauen können. Das Unternehmen wirbt außerdem mit einem interessanten Arbeitsalltag und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten.
Gehaltstechnisch gehören viele Angestellte der Boston Consulting Group zu den Topverdienern in Deutschland. Der folgende Überblick ist ein Querschnitt durch verschiedene Berufe und deren beispielhafte Jahresbruttogehälter bei der BCG:
- Associate: ca. 74.000 €
- Business-Analyst/-in: ca. 60.000 €
- Finanzmanager/-in: 88.000 – 96.000 €
- HR-Manager/-in: 38.000 – 61.000 €
- IT-Architekt/-in: 80.000 – 94.000 €
- Junior Associate: ca. 57.500 €
- Knowledge-Analyst/-in: ca. 61.000 €
- Marketing-Manager/-in: 62.000 – 79.000 €
- Projektleiter/-in: ca. 145.000 €
- Senior Business-Analyst/-in: ca. 70.000 €
- Senior Consultant: ca. 108.500 €
- Software Engineer: 63.000 – 67.000 €
Frauen und ihr Werdegang werden nach Aussage der Boston Consulting Group besonders unterstützt. Hierzu gibt es innerhalb des Unternehmens das eigene Netzwerk Women@BCG, das unter anderem Mentoring-Programme und Networking-Programme für die Mitarbeiterinnen anbietet. Außerdem gibt es spezielle Elternprogramme sowie Teilzeitmodelle, um Beruf und Familie möglichst gut kombinieren zu können, ohne gleichzeitig Rückschritte in der Karriere hinnehmen zu müssen.
Freie Stellen in der Unternehmensberatung
Flexibilität und Familienfreundlichkeit – kann die BCG ihre Versprechungen halten?
Als eine der größten und renommiertesten Strategieberatungen der Welt ist die Boston Consulting Group dafür bekannt, häufig am Anfang außerordentlicher Karrieren zu stehen. Die Einstiegsgehälter sind überdurchschnittlich hoch, die Einstellungskriterien streng, die Karrierechancen enorm gut. Ebenso typisch für große Consulting-Firmen sind jedoch auch lange Arbeitszeiten, viele Geschäftsreisen und die Notwendigkeit, ständig erreichbar zu sein. Die so entstehende Überlastung der Beschäftigten wurde lange hingenommen und akzeptiert. Doch mittlerweile hat sich die Boston Consulting Group der Missstände angenommen und versucht, mit verschiedenen Methoden gegenzusteuern, beispielsweise mit einer Pflichtauszeit („Predictible Time Off“) vor jedem neuen großen Projekt. Doch wie wirksam sind diese Maßnahmen? Und wie beurteilen die Mitarbeiter ihren Arbeitgeber sowie die herrschenden Arbeitsbedingungen?
Grundsätzlich fallen die Beurteilungen auf Portalen für Arbeitgeberbewertungen sehr unterschiedlich aus und dennoch kristallisieren sich einige Punkte heraus, die immer wieder betont werden. Besonders positiv werden die interne Kommunikation und der Kollegenzusammenhalt bewertet. Auch in Sachen Gleichberechtigung, die dem Unternehmen nach außen so wichtig ist, kommt die Boston Consulting Group gut weg. Es wird jedoch auch betont, dass weiterhin Verbesserungsbedarf bestehe und die BCG in diesem Bereich noch nicht am Ziel sei. Laut zahlreicher Bewertungen seien die Aufgaben sehr vielseitig und der Arbeitsalltag interessant und abwechslungsreich. Viele Arbeitnehmer geben zudem an, dass sie prinzipiell zufrieden mit ihrem Arbeitgeber seien, das Unternehmen im Hinblick auf eine mögliche Familiengründung jedoch langfristig keine Option sei. Da die Boston Consulting Group auf ihrer Internetseite immer wieder die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und andere Methoden zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie betont, stellt sich hier unweigerlich die Frage, ob diese Maßnahmen in der Praxis auch erfolgreich zur Anwendung kommen.
Bei den negativen Bewertungen sticht nämlich speziell die schlechte Work-Life-Balance heraus. Die ständige Erreichbarkeit sowie lange Arbeitszeiten und Einsätze am Wochenende führen zu einer hohen Belastung und Unzufriedenheit bei vielen Angestellten. Auch die Arbeitszeitflexibilisierung scheint nicht überall so umgesetzt zu werden, wie ursprünglich von der BCG vorgesehen. Außerdem wird teilweise kritisiert, dass versprochene Beförderungen nicht durchgeführt würden und das Verhältnis zur Führungsebene unterkühlt sei.
Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass die Boston Consulting Group gute Ansätze in Sachen Arbeitnehmerentlastung, Gleichberechtigung und Flexibilisierung verfolgt, diese jedoch noch lange nicht überall ausreichend umgesetzt zu werden scheinen. Eine ausgewogene Work-Life-Balance gegen eine erfolgreiche Karriere einzutauschen, ist meist Normalität in der Welt erfolgreicher Strategieberater und -beraterinnen. Dennoch sollte das Unternehmen darauf achten, Zusagen einzuhalten und umzusetzen, sodass für alle Beschäftigten einheitlich bessere Arbeitsbedingungen entstehen. Zusammenfassend ist die Boston Consulting Group ein großer und wichtiger Arbeitgeber in Deutschland, der das Potenzial hat, sich weiter positiv zu entwickeln.
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Quellen:
Bcg.com
Careers.bcg.com
Efinancialcareers.de
Glassdoor
Handelsblatt.com
Kununu.de
Autorin: Jule Bruch