Die Johanniter: Gehalt, Ausbildung und Jobs in der Unfallhilfe
Inhaltsverzeichnis
Seit Jahrhunderten verfolgen die Mitglieder des Johanniterordens einen Doppelauftrag: Sie treten nicht nur für den christlichen Glauben ein, sondern stellen sich vor allem in den Dienst ihrer kranken, schwachen und hilfsbedürftigen Mitmenschen. Damit bilden die Johanniter das evangelische Gegenstück zum römisch-katholischen Malteserorden, der die gleichen Glaubensgrundsätze vertritt.
Der Johanniterorden wird von rund 4.100 Mitgliedern getragen und bildet den Ursprung des Johanniter-Verbunds – mittlerweile eine moderne, weltweit agierende Hilfsorganisation, die in den verschiedensten Bereichen tätig ist. Unter anderem engagieren sich die Johanniter für Geflüchtete, in der Pflege, im Rettungsdienst, in der Kinderhilfe und Jugendhilfe sowie in weltweiten Hilfsprojekten.
Um ihr karitatives Engagement noch besser strukturieren zu können, gründen die Johanniter über die Jahre verschiedene Einrichtungen und Werke. Dazu gehören neben der weitaus bekanntesten Teilorganisation, dem Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., auch die Johanniter-Hilfsgemeinschaft, die Johanniter GmbH, welche unter anderem 17 Krankenhäuser und einige Rehabilitationskliniken betreibt, sowie die Johanniter-Seniorenhäuser GmbH. Der Johanniter-Verbund zählt mittlerweile rund 90.000 Mitarbeitende, davon ca. 50.000 Ehrenamtliche, die sich laut der Hilfsorganisation um Menschen jeden Alters kümmern und sie von der Wiege bis zur letzten Etappe ihres Lebens begleiten.
Doch welche Jobs gibt es bei den Johannitern überhaupt? Und welche Gehälter sind zu erwarten? Der folgende Artikel beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragen.
Beginn im Mittelalter – die Geschichte der Johanniter
Die Geschichte des katholischen Malteserordens und die des evangelischen Johanniterordens sowie die daraus entstehenden Organisationen sind eng miteinander verknüpft. Die Anfänge reichen bis ins Hochmittelalter zurück – genauer ins Jahr 1100 n. Chr. Mit der Gründung eines christlichen Spitals in Jerusalem nimmt die jahrhundertelange Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Im Jahr 1382 erhält die Balley Brandenburg, eine Art Verwaltungsbezirk des Malteserordens, eine Sonderstellung innerhalb des Ordens. Daraus entwickelt sich später der Johanniterorden. Nach der Reformation spaltet sich im Jahr 1538 der evangelische Teil des Ordens, welcher heute als Johanniterorden bekannt ist, dann endgültig ab.
Unter den Nationalsozialisten ist der Johanniterorden in seiner Aktivität stark eingeschränkt, seine karitative Arbeit fast gänzlich verboten. Damit teilen die Johanniter das Schicksal vieler anderer Hilfsorganisationen, deren Dienst am Menschen im Dritten Reich unter Strafe gestellt wird.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ergreifen die Johanniter ihre gemeinnützige Arbeit wieder und bauen ihre Hilfsorganisation neu auf. Im Jahr 1952 gründen sie den Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., in den Folgejahren kommen weitere Einrichtungen und Werke dazu. 1961 folgt der Zusammenschluss des deutschen Johanniterordens und der Ordenszweige in Großbritannien, den Niederlanden und in Schweden, um internationale Tätigkeiten besser koordinieren zu können. Nach der Jahrtausendwende wird schließlich die Johanniter-Stiftung gegründet, die als zentrale Dach-Stiftung die verschiedenen Projekte des Johanniter-Verbunds fördert.
Ausbildung bei den Johannitern
Die Ausbildung und Förderung junger Menschen liegt den Johannitern schon immer besonders am Herzen. Aus diesem Grund legen sie viel Wert darauf, dass ihre Auszubildenden von Anfang an ernst genommen werden und Teil der Gemeinschaft sind.
Der Johanniter-Verbund bietet Ausbildungen in zahlreichen Bereichen an: Egal ob Pflege, medizinisch-technischer Bereich, Pädagogik, Rettungsdienst, IT oder im kaufmännischen Bereich – bei der evangelischen Hilfsorganisation ist für viele Interessen etwas dabei. Die Azubis werden von Fachkräften individuell betreut und gefördert und haben nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung gute Chancen auf einen Übernahmevertrag.
Die folgende Liste gibt einen Überblick über die verschiedenen Ausbildungen, die der Johanniter-Verbund anbietet:
- Anästhesietechnische/-r Assistent/-in (ATA)
- Chirurgisch-technische/-r Assistent/-in (CTA)
- Erzieher/-in
- Fachinformatiker/-in für Systemintegration
- IT-Systemkaufmann/-frau
- Kaufmann/-frau für Büromanagement
- Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen
- Medizinische/-r Fachangestellte/-r (MFA)
- Notfallsanitäter/-in
- Operationstechnische/-r Assistent/-in (OTA)
- Pflegefachkraft
- Sozialassistent/-in
Der Johanniter-Verbund wirbt für sein Ausbildungsprogramm unter anderem mit einer Bezahlung nach Tarif, 29 Urlaubstagen pro Jahr, guten Übernahmechancen und zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Vergütet werden die Azubis nach dem Tarifwerk der Caritas (AVR). So erhalten beispielsweise Azubis in Pflegeberufen, die nach Maßgaben des Pflegeberufegesetzes (PflBg) ausgebildet werden, im ersten Lehrjahr bereits 1.211,43 Euro brutto monatlich, im zweiten Jahr 1.288,75 Euro brutto monatlich und im dritten und letzten Jahr 1.391,85 Euro brutto monatlich.
Studium bei den Johannitern
Die Johanniter bieten neben ihrem umfangreichen Ausbildungsangebot auch die Möglichkeit, ein Studium an einer Hochschule zu absolvieren. Der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. betreibt die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. Diese bietet mittlerweile 17 Bachelorstudiengänge sowie 4 Masterstudiengänge in verschiedenen Bereichen an. Unter anderem finden sich Abschlüsse in der Sozialen Arbeit, im Pflegemanagement oder der Medizin- und Notfallpädagogik. Eine Übersicht aller Studiengänge kann auf der Internetseite der Hochschule eingesehen werden.
Doch die Johanniter betreiben nicht nur eine eigene Hochschule, sondern kooperieren auch mit der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf. So kann die Hilfsorganisation auch die Möglichkeit eines dualen Studiums im Bereich Gesundheitswesen anbieten. Auch hier finden sich genauere Informationen auf der entsprechenden Internetseite.
Freiwilligendienste und Praktika bei den Johannitern
Wie jede andere Hilfsorganisation ist auch der Johanniterorden auf das Engagement von Freiwilligen angewiesen. Freiwilligenarbeit ist nicht nur fester Bestandteil des Verbunds, sondern vielmehr der ideologische Kern, auf dem die evangelische Hilfsorganisation sich gründet. Dies ist auch daran erkennbar, dass von den rund 90.000 Mitarbeitern mehr als die Hälfte ehrenamtlich tätig ist. Neben den zahlreichen Ehrenämtern in der Nothilfe, dem Katastrophenschutz oder dem Rettungsdienst bieten die Johanniter auch die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren. Beides kann im Gegensatz zu einer Ausbildung oder einem Studium zu jeder Zeit im Jahr begonnen werden.
Wer noch nicht sicher ist, welcher Berufsweg der richtige ist, kann auch ein Praktikum in einer der Einrichtungen der Johanniter absolvieren. Egal ob ein freiwilliges Praktikum oder ein Pflichtpraktikum im Rahmen eines Studiums, der Johanniter-Verbund bietet in verschiedenen Bereichen jungen Menschen einen Einblick in den Arbeitsalltag unterschiedlicher Berufsgruppen. Ab einer Laufzeit von drei Monaten werden Praktika auch vergütet. Die Höhe des Gehalts ist tariflich geregelt.
Jobs und Gehälter bei den Johannitern
Mindestens genauso vielfältig wie das Ausbildungsangebot ist auch das Jobangebot bei den Johannitern. Durch die vielen verschiedenen Einsatzgebiete der Johanniter-Teilorganisationen, bieten sich den Mitarbeitern vielfältige Karrierechancen, nicht nur in der Sozialen Arbeit, sondern auch im Rettungsdienst, der Pflege oder in der Verwaltung.
Die folgenden Listen geben einen Überblick über einige Berufe und ihre beispielhaften Jahresbruttogehälter. Auch wenn sie nach außen als eine Organisation auftreten, die Johanniter setzen sich aus vielen Teilorganisationen zusammen. Aus diesem Grund ist diese Gehaltsübersicht ein Querschnitt durch den gesamten Verbund und bezieht sich nicht auf einzelne Einheiten.
Führungspositionen
- Abteilungsleiter/-in: ca. 51.000 €
- Bereichsleiter/-in: 56.000 – 67.000 €
- Dienststellenleiter/-in: 67.000 – 72.000 €
- Leiter/-in IT: ca. 54.500 €
- Teamleiter/-in Rettungsdienst: 56.000 – 61.000 €
Weitere Berufe
- Business-Unit-Manager/-in: ca. 63.000 €
- Controller/-in: ca. 46.000 €
- Erzieher/-in: ca. 40.000 €
- Hausmeister/-in: ca. 30.500 €
- Kaufmännische/-r Angestellte/-r: ca. 33.000 €
- Kundenberater/-in: ca. 38.000 €
- Projektmanager/-in: ca. 50.000 €
- Sachbearbeiter/-in Personal: ca. 40.000 €
- Sozialarbeiter/-in: 30.000 – 51.000 €
Die gemeinsame Vergangenheit des Malteserordens und des Johanniterordens macht sich auch bei der Vergütung der Mitarbeiter bemerkbar. Die Angestellten der Johanniter werden wie die der Malteser nach dem Tarifwerk der Caritas (AVR) vergütet. Diese enthält eine spezielle Anlage (AVR DWBO), die die Arbeitsbedingungen der Johanniter regelt. Hier werden unter anderem die Arbeitszeiten, das Gehalt und Sonderzuwendungen definiert. Die Entgelte werden mithilfe von Vergütungstabellen bestimmt. Für unterschiedliche Tätigkeitsfelder gelten auch unterschiedliche Tabellen, die jedoch alle gleichermaßen in 13 Entgeltgruppen und vier bis fünf Gehaltsstufen unterteilt sind. Je nach Qualifikation, Berufserfahrung und Beschäftigungsjahren steigen diese an.
Aktuelle Jobs bei den Johannitern
Die Johanniter – Nächstenliebe auch den Mitarbeitern gegenüber?
Die Johanniter helfen sowohl ehrenamtlich als auch hauptberuflich täglich Menschen in Not. Dies tun sie laut des Verbunds aus christlicher Nächstenliebe und im Dienste der Menschen. Aus diesem Grund achte man auch innerhalb der Hilfsorganisation auf ein freundliches und familiäres Arbeitsklima, fördere stets die Talente der Mitarbeitenden und bezahle die hauptamtlich Beschäftigten auf Basis des Tarifvertrags überdurchschnittlich für ihre harte Arbeit. Doch wie empfinden das eigentlich die Angestellten? Finden sich die für den Verbund so wichtige Nächstenliebe und Nähe zum Menschen auch in deren Arbeitsalltag wieder?
Wirft man einen Blick in Portale für Arbeitgeberbewertungen, fällt auf, dass die Beurteilungen sehr durchwachsen ausfallen. Besonders stechen die auf der einen Seite auffallend positiven Bewertungen und auf der anderen Seite besonders negativen Bewertungen hervor – dazwischen scheint es wenig zu geben.
Grundsätzlich wird das Image der Johanniter als außergewöhnlich gut bewertet, denn nicht nur die Mitarbeiter können sich mit den Werten der evangelischen Hilfsorganisation identifizieren, sondern auch viele andere Menschen. Auch die Aufgaben bei den Johannitern werden überwiegend als sehr interessant und abwechslungsreich wahrgenommen, der Alltag halte stets etwas Neues bereit und sei sehr vielseitig. Auch die vom Arbeitgeber beworbenen Weiterbildungsmaßnahmen und die damit verbundenen Karrierechancen werden von den Angestellten häufig positiv aufgegriffen. Die Johanniter bieten stets entsprechende Fortbildungen und Seminare an, an denen jeder interessierte Mitarbeiter teilnehmen könne.
Doch immer wieder stößt man in den Beiträgen auch auf Kritik. Besonders die negativen Bewertungen in Sachen Mitarbeiterzusammenhalt und Arbeitsatmosphäre fallen auf. Obwohl die Hilfsorganisation nach außen viel Wert auf ein harmonisches Gesamtbild legt, scheint dies nicht immer der Realität zu entsprechen. Auch das Verhältnis zu Vorgesetzten wird häufig scharf kritisiert. Es mangele vielerorts an Wertschätzung, die Kommunikation sei schlecht und das Verhältnis zur Führungsebene oft unterkühlt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bewertungen der Johanniter als Arbeitgeber sehr unterschiedlich ausfallen. Die vielen positiven Bewertungen, besonders in den Bereichen Arbeitsalltag und Weiterbildung, lassen vermuten, dass der Verbund einige seiner Versprechen gegenüber den Arbeitnehmern halten kann, in anderen Bereichen scheint hingegen großer Verbesserungsbedarf zu bestehen. Es muss jedoch betont werden, dass einige Aspekte vom jeweiligen Standort, der Teilorganisation und dem Arbeitsbereich abhängen und damit keineswegs die Situation im gesamten Verbund widerspiegeln. Zudem bezieht sich die schärfste Kritik hier hauptsächlich auf Mitarbeiter der Führungsebene und nicht auf die gesamte Belegschaft.
Eine allgemeingültige Aussage über die Johanniter als Arbeitgeber lässt sich somit schwer treffen; die Werte und Einstellungen der Organisation lassen jedoch darauf hoffen, dass nötige Verbesserungen in Zukunft auch angegangen werden.
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Quellen:
Assets.johanniter.de
Brandenburg1260.de
Glassdoor
Johanniter.de
Kununu.de
Lz.de
Autorin: Jule Bruch