GIZ: Gehalt, Karriere & Jobs im Bereich internationaler Zusammenarbeit
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Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist eine der wichtigsten Institutionen Deutschlands im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und engagiert sich weltweit für die nachhaltige Verbesserung ökonomischer, ökologischer, sozialer und politischer Lebensstandards. Somit verfolgt sie einen gemeinnützigen Hauptzweck.
Unter dem Begriff der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) versteht man Aktivitäten zur Gestaltung einer globalisierten Weltgemeinschaft, welche Grundsätzen wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit genügt. Konkret bedeutet dies im nationalstaatlichen Kontext, dass zwei Länder (üblicherweise ein Industrie- und ein Entwicklungsland) bei der Verbesserung allgemeiner Lebensbedingungen kooperieren. Ideologische Basis sind hierbei humanistische Leitsätze internationaler Solidarität und Verantwortung.
Lange Zeit war der Begriff der Entwicklungshilfe verbreitet, welcher jedoch eine hierarchische Einseitigkeit der Beziehung impliziert und die Rollen von Geber- und Empfängerland verfestigt. Stattdessen wird Entwicklungszusammenarbeit heute als gleichberechtigte Partnerschaft betrachtet, bei der Aufgaben und Maßnahmen gemeinschaftlich geplant und umgesetzt werden. Zentrale Maxime ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“, ein asymmetrisches Abhängigkeitsverhältnis soll nicht entstehen. Ebenso betont der Begriff der Entwicklungszusammenarbeit, dass beide Parteien von der gegenseitigen Bindung profitieren: Dies geschieht etwa durch den Aufbau profitabler wirtschaftlicher Kontakte.
Mit mehr als 22.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in etwa 120 Ländern stellt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit einen wichtigen Eckpfeiler deutscher Entwicklungszusammenarbeit dar. Gleichzeitig ist sie auch einer der bedeutendsten Arbeitgeber im humanitären Bereich und hat eine Vielzahl an spannenden und vielseitigen Jobs rund um den Globus zu bieten. Wir haben die GIZ deswegen genauer unter die Lupe genommen: Was sind überhaupt ihre Aufgaben? Welche Berufe gibt es in der Entwicklungszusammenarbeit? Und welche Gehälter sind zu erwarten?
Was macht die GIZ?
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit besitzt eine jahrzehntelange Tradition und hat ihren Ursprung im Jahre 1961, als das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gegründet wurde. Damals noch eine rein westdeutsche Institution, ist es heute die oberste Behörde der gesamten Bundesrepublik im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Die GIZ, wie wir sie heute kennen, gibt es seit dem 01. Januar 2011: Sie ging hervor aus dem Zusammenschluss der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt). Die Kompetenzen und Erfahrungen jener drei lange bestehenden Organisationen bündeln sich nun in der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.
Entwicklungszusammenarbeit ist deutlich mehr als bloße Armutsbekämpfung und ist zudem nicht mit rein materieller Unterstützung gleichzusetzen. Sie kann auf zahlreichen Ebenen aktiv sein und beispielsweise auch durch die Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten einen essenziellen Beitrag leisten. Neben der Finanziellen Zusammenarbeit (Gewährung günstiger Kredite oder Zuschüsse) sowie der Personellen Zusammenarbeit (Entsendung von Entwicklungshelfern) ist insbesondere die Technische Zusammenarbeit von großer Relevanz: Damit ist die Entwicklung der Fähigkeiten von Menschen, Organisationen und Gesellschaften in Partnerländern gemeint, indem etwa Sachgüter bereitgestellt oder lokales Personal beraten und ausgebildet wird.
Die GIZ versteht sich vorrangig als Institution im Bereich der Technischen Zusammenarbeit. Wichtige Arbeitsfelder sind hierbei etwa:
- Aufbau von demokratischen Strukturen
- Wirtschaftsförderung und Beschäftigungsförderung
- Sicherstellung von Gesundheit, Ernährung und Sicherheit
- Sicherung der Grundbildung
- Zivile Konfliktbearbeitung
- Umweltschutz und Klimaschutz
Als Bundesunternehmen besitzt die GIZ eine privatwirtschaftliche Rechtsform, in diesem Falle die einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), ist jedoch gleichzeitig in vollständigem Besitz der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Rahmen operiert sie mit einem jährlichen Geschäftsvolumen in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro, welches jedoch vollständig in humanitäre Zwecke investiert wird. Aufgrund ihres anerkannten gemeinnützigen Satzungszwecks ist das Ziel der GIZ nämlich explizit nicht die Erwirtschaftung eines maximalen Profits. Als Auftraggeber fungieren primär nationale Ministerien wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) oder das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), aber auch das Auswärtige Amt (AA). Zusätzlich sind internationale Organisationen wie die Europäische Kommission oder die Weltbank beteiligt.
Der Wirkungsradius der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ist enorm: Eigenen Angaben zufolge wurde durch GIZ-Projekte die Trinkwasserversorgung für mehr als zehn Millionen Menschen verbessert. Fast neun Millionen Kinder und Jugendliche erhielten eine bessere Schulbildung, und Mangelernährung konnte bei etwa 7,5 Millionen Personen gelindert werden. All dies ist nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz von mehr als 22.000 Beschäftigten – hiervon sind knapp 15.000 lokale Kräfte aus dem jeweiligen Partnerland. In Deutschland selbst sind nur circa 4.500 Mitarbeiter angestellt, weitere 2.500 Beschäftigte arbeiten als sogenannte „Entsandte“ im Ausland. Hinzu kommen mehr als 500 Entwicklungshelfer und -helferinnen, die weltweit im Auftrag der GIZ aktiv sind.
Ausbildung, Jobs und Gehälter bei der GIZ
In einem exotischen Land Brunnen bohren oder Schulen und Straßen bauen – so stellen sich viele die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit vor. Zweifelsohne sind dies tatsächlich Bereiche, für die Entwicklungshelferinnen und -helfer Verantwortung tragen können, doch gehört zur Arbeit eines Unternehmens mit gemeinnützigem Zweck noch deutlich mehr. Nicht weniger wichtig ist die im Hintergrund arbeitende Belegschaft, die vor allem organisatorische und administrative Tätigkeiten erledigt und so den Helfenden vor Ort den Rücken freihält.
Um gut qualifiziertes und motiviertes Personal frühzeitig gewinnen zu können, bietet die GIZ deshalb selbst Ausbildungsmöglichkeiten an. Lehrstandorte sind Berlin, Bonn sowie Eschborn bei Frankfurt. Besonders attraktiv: Oftmals ist es möglich, mehrere Ausbildungsmonate im Ausland zu verbringen. Üblich ist zudem eine Rotation durch diverse Unternehmensbereiche sowie die Teilnahme an Fortbildungsseminaren. Darüber hinaus ist auch eine Ausbildung in Teilzeit realisierbar.
Aktuell werden folgende Ausbildungsberufe angeboten:
- Fachinformatiker/-in Anwendungsentwicklung
- Fachinformatiker/-in Systemintegration
- Kaufmann/-frau für Büromanagement
- Kaufmann/-frau für Büromanagement mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Die Ausbildungsdauer beträgt, je nach Schulabschluss, zwei bis drei Jahre. Gleichzeitig besteht auch die Option eines dualen Studiums: Sowohl ein Bachelor of Science (B. Sc.) in Wirtschaftsinformatik als auch ein Bachelor of Arts (B. A.) in Betriebswirtschaftslehre stehen zur Auswahl. Letzterer sieht eine zusätzliche Spezialisierung vor, zum Beispiel in International Business oder Business Administration. Die Studiendauer beträgt dreieinhalb bzw. drei Jahre.
Externe Studierende haben zudem die Möglichkeit eines Praktikums, um in die Entwicklungszusammenarbeit hineinschnuppern zu können. Dieses ist nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland möglich; in beiden Fällen ist eine Praktikumsdauer zwischen drei und sechs Monaten vorgesehen. Als finanzielle Entschädigung kann eine monatliche Summe zwischen 1.000 und 2.000 Euro erwartet werden – gleiches gilt auch für Auszubildende und dual Studierende.
Was die Bezahlung für Festangestellte angeht: Lokale Mitarbeiter aus ausländischen Zielorten fallen unter ein Vergütungssystem, das an die Begebenheiten des jeweiligen Landes angepasst ist und eine faire und marktgerechte Entlohnung sicherstellen soll. Für Beschäftigte aus Deutschland (auch für Entsandte) gilt aktuell ein Gehaltssystem, ähnlich einem Tarifvertrag, welches im Jahre 2015 mit der Gewerkschaft ver.di verhandelt wurde. Dabei gibt es acht sogenannte Vergütungsbänder bzw. Gehaltsbänder, d. h. zu einem fixen Grundgehalt kommen noch mögliche leistungsbezogene Boni hinzu. Beschäftigte werden je nach Position einem jener Entgeltmodelle zugewiesen.
Insgesamt nimmt die Mehrheit der in Deutschland angestellten GIZ-Mitarbeiter eine Verwaltungsfunktion ein. Folgend beispielhaft einige Berufe sowie die zu erwartenden Bruttojahresgehälter:
- Buchhalter/-in: 56.000 – 60.000 €
- IT-Berater/-in: 46.100 – 88.000 €
- Personalreferent/-in: 57.100 – 65.200 €
- Projektmanager/-in: 45.000 – 102.000 €
- Sachbearbeiter/-in: 45.400 – 53.100 €
- Vertragsmanager/-in: 49.300 – 76.000 €
Jobs bei der GIZ
Arbeit als Entwicklungshelfer: Lohnt es sich?
Auch wenn in Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit eine Vielzahl an Berufen tätig ist, so wird deren Arbeit von den meisten Menschen letzten Endes doch mit der Tätigkeit der Entwicklungshelferinnen und -helfer verbunden. Typische Aufgaben gibt es hier nicht: Jeder Helfer und jede Helferin kann ganz unterschiedliche Dienste verrichten, je nachdem wo er oder sie stationiert ist und in welchen Bereichen Unterstützungsbedarf besteht. In Kriegs- und Krisengebieten kann etwa die Beratung und Betreuung traumatisierter Menschen zum Alltag gehören, während woanders die tatkräftige Mitarbeit beim Aufbau und Wiederaufbau von öffentlichen Einrichtungen (vor allem Schulen) gefragt ist. Vielerorts wird besonders der Schulung und Ausbildung von lokalen Fachkräften große Bedeutung zugemessen.
Hier ist also durchaus große Flexibilität gefragt, doch gerade das macht den Beruf für viele Entwicklungshelfende interessant: Durch die Vielseitigkeit der möglichen Aufgaben ist Abwechslung garantiert, und die direkte Arbeit mit Menschen stellt einen weiteren attraktiven Anreiz dar. Zusätzlich erwähnenswert: Stetig wechselnde Arbeitsorte sind durchaus normal, denn ein dauerhafter Verbleib ist für Entwicklungshelferinnen und -helfer nicht vorgesehen. Stattdessen verpflichten sie sich für einen zeitlich befristeten Dienst und verlassen ihre Stelle in der Regel nach einigen Jahren. Was für manche abschreckend klingt, ist für die meisten Helferenden eine der Sonnenseiten ihres Berufs: Aufgrund jenes Arbeitsmodells lernen sie viele verschiedene Kulturen kennen und können durch ihren Job die Welt entdecken. Nicht alle Gegenden sind sicher, weswegen in Extremfällen ein gewisses Berufsrisiko nicht ausgeschlossen werden kann: 2015 wurde eine Entwicklungshelferin der GIZ in Afghanistan entführt und kam erst nach einigen Monaten frei. Hier sei allerdings betont, dass Entwicklungshelfer nicht zur Arbeit in Krisengebieten verpflichtet sind und für sich selbst entscheiden können, wo sie eingesetzt werden.
Beruf und Berufsbild werden im Entwicklungshelfer-Gesetz (EhfG) definiert, welches nicht nur Rechte und Pflichten festlegt, sondern auch den Aspekt der Vergütung regelt. Der Einsatz als Entwicklungshelfer ist demnach ein Dienst ohne Erwerbsabsicht; anstatt eines regulären Lohns gibt es ein Unterhaltsgeld sowie Familien-, Gesundheits- und Versicherungsleistungen. Reich wird man mit dieser Tätigkeit somit nicht, doch das dürfte die große Mehrheit nicht sonderlich stören: Sie entscheidet sich aus Gründen des sozialen Engagements für ihren Job.
Wer sich für diesen Berufsweg interessiert: Vorneweg, eine separate Ausbildung gibt es nicht. Stattdessen weisen alle Entwicklungshelfer und Entwicklungshelferinnen eine individuelle Vorgeschichte auf und bringen etwa einen sozialen, pädagogischen, technischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund mit. Vorausgesetzt wird in der Regel zumindest ein Hochschulabschluss, zudem muss ein Mindestalter von 18 Jahren beachtet werden. Viel wichtiger sind allerdings Empathie, Menschenkenntnis sowie ausgeprägte kommunikative und interkulturelle Kompetenzen. Vielerorts sind auch nennenswerte Berufserfahrungen wichtig, diese können etwa als Trainee erlangt werden. Ein solches Programm wird auch von der GIZ angeboten: Auch wenn dieses nicht mit einer spezialisierten Ausbildung gleichgesetzt werden kann, so kann hier doch ein wertvoller Einblick in den Arbeitsalltag internationaler Entwicklungszusammenarbeit gewonnen werden.
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Quellen:
Bundesministerium der Finanzen
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Bundeszentrale für politische Bildung
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Glassdoor
Kununu
Spiegel Online