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Handball-WM 2021 – Gehälter und Prämien unserer Nationalspieler

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Deutscher Handballspieler

Auch in Pandemie-Zeiten wird Handball gespielt – seit dieser Woche wieder auf der großen internationalen Bühne. Vom 13. bis zum 31. Januar 2021 findet in Ägypten die Handball-Weltmeisterschaft der Männer statt.

Neben der sportlichen Seite interessieren wir uns selbstverständlich auch für den finanziellen Aspekt unserer Handball-Nationalmannschaft: Was verdienen die WM-Spieler eigentlich? Welcher Spieler ist mit welchem Gehalt der Top-Verdiener? Und gibt es eine Prämie für das Erreichen einer bestimmten Runde? Antworten auf diese Fragen und mehr gibt es in diesem Artikel.

Handball in Corona-Zeiten: Das bedeutet es für die WM und die Chancen der deutschen Mannschaft

Viele Augen blicken aktuell nicht nur mit sportlichem Interesse nach Ägypten: Die Austragung der WM trotz Corona hat vielerorts für Kritik und Bedenken gesorgt und erst wenige Tage vor Turnierbeginn wurde nach gemeinsamen Protesten zahlreicher Mannschaftskapitäne beschlossen, vollständig auf Zuschauer in den Hallen zu verzichten. Die Teams der USA und Tschechiens mussten gar aufgrund einer hohen Anzahl infizierter Spieler und Betreuer ihre Turnierteilnahme unmittelbar vor der geplanten Anreise absagen und auch bei Brasilien scheint aktuell unklar, ob das Team antreten kann.

Doch das Virus hat auch weiteren Einfluss auf die WM: Zahlreiche Spieler, die sonst zum Stammkader ihrer Länder gehört hätten, nehmen nicht an der Weltmeisterschaft teil – teils verzichten sie freiwillig, teils sind oder waren sie selbst infiziert oder befinden sich in Quarantäne. Das macht es auch schwerer als üblich, die Turnier-Favoriten und die Chancen der deutschen Mannschaft vorab realistisch einzuschätzen. Dänemark, Norwegen und Spanien gelten als heiße Titelanwärter und auch Frankreich wird trotz des verletzungsbedingten Ausfalls ihres Superstars Nikola Karabatic viel zugetraut.

Das deutsche Team, die sogenannten Bad Boys, hat jedoch besonders stark unter Ausfällen zu leiden. Die Kieler Spieler Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold sowie Finn Lemke vom MT Melsungen haben ihre Turnierteilnahme coronabedingt abgesagt; sie möchten sich und ihre Nächsten nicht dem gesundheitlichen Risiko aussetzen sowie die Familie in Zeiten von Lockdown, Homeschooling und Co. nicht allein lassen. Weitere Stammkräfte wie Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen), Fabian Wiede (Füchse Berlin), Franz Semper (SG Flensburg-Handewitt) und Tim Suton (TBV Lemgo) müssen infolge von Verletzungen auf die WM verzichten und der bis zuletzt eingeplante Christian Dissinger (Vardar Skopje) musste sich kurzfristig eingestehen, dass er nach einer überstandenen Corona-Infektion noch nicht wieder fit genug für ein langes Turnier ist.

So sind neben einigen etablierten auch zahlreiche unerfahrene Nationalspieler mit nach Ägypten geflogen. Unter diesen Voraussetzungen dürfte das Viertelfinale ein ambitioniertes, aber erreichbares Ziel darstellen, ein besseres Abschneiden scheint unwahrscheinlich, ist aber selbstverständlich nicht ausgeschlossen. Vielleicht spielt sich das neuformierte Team in einen Rausch und überrascht die Expertenwelt.

Die Top-Verdiener – in Deutschland und international

Wer im Handball zur Verdienst-Elite gehören möchte, muss aktuell für das Team von Paris Saint-Germain spielen. In der französischen Hauptstadt spielen nicht nur die beiden absoluten Spitzenverdiener – der Däne Mikkel Hansen und der Franzose Nikola Karabatic –, in Paris spielte bis zum Sommer 2019 auch der deutsche Top-Verdiener Uwe Gensheimer. Die Ursache für die Spendierfreude der Handball-Abteilung von Paris Saint-Germain ist die gleiche, die es der Fußball-Abteilung ermöglichte, 222 Millionen Euro für Neymar auszugeben: Öl-Millionen aus Katar.

So sind Hansen und Karabatic die weltweit einzigen Handballer, die ein Gehalt oberhalb der Millionengrenze beziehen. Mikkel Hansen gilt mit einem Monatsgehalt von 80.000 Euro als der aktuell bestverdienende Handballer. Zum jährlichen Grundgehalt von 960.000 Euro kommen individuell verhandelte Prämien, die das Gesamtgehalt in den siebenstelligen Bereich heben. Und bei Nikola Karabatic kann es nicht viel weniger sein.

Uwe Gensheimer musste sich da auch zu seiner Pariser Zeit mit deutlich weniger begnügen: Mit einem Monatsgehalt von 42.000 Euro kam er ‚nur‘ auf gut die Hälfte des Einkommens seiner beiden ehemaligen Teamkameraden. Mit dem Wechsel im Sommer 2019 zu den Rhein-Neckar Löwen soll Gensheimer angeblich auch Gehaltseinbußen in Kauf genommen haben. Dennoch ist klar, dass er auch in Mannheim bei den Löwen ein Spitzenverdiener ist. Nur mit der Unterstützung einiger Sponsoren war die Rückholung Gensheimers für den Verein zu stemmen. Diese finanzielle Hilfe fließt mit Sicherheit in das Gehalt des Kapitäns, denn eine Ablöse war nicht fällig, da dessen Vertrag in Paris auslief. So kann davon ausgegangen werden, dass Uwe Gensheimer aktuell etwa 35.000 bis 40.000 Euro brutto pro Monat kassiert.

Als halber Einkommensmillionär liegt er gehaltstechnisch jedoch deutlich vor den meisten seiner Kollegen aus der deutschen Nationalmannschaft. Auch Torhüter Andreas Wolff kommt in ähnliche Regionen. Durch seinen Wechsel im Sommer 2019 vom THW Kiel zum polnischen Spitzenklub PGE Vive Kielce soll er sein Gehalt von zuvor 20.000 Euro auf etwa 40.000 Euro monatlich verdoppelt haben. Julius Kühn, der Rückraumspieler vom MT Melsungen, soll inzwischen mit 35.000 bis 40.000 Euro pro Monat ebenfalls zu den Top-Verdienern in Reihen der deutschen Nationalspieler gehören.

Zu beachten ist dabei allerdings, dass zahlreiche Vereine mit ihren Spielern einen Gehaltsverzicht wegen der Coronakrise ausgehandelt haben; die Summen, die aktuell auf die Konten der Stars fließen, dürften also deutlich geringer sein. Wobei die Spieler von Paris St. Germain finanziell weniger unter der Krise zu leiden haben sollen, wenn man Branchengerüchten glaubt.

Das verdienen die Spieler des deutschen WM-Kaders

Die monatlichen Grundgehälter der deutschen Spieler des WM-Kaders 2021, also ohne Prämien und mögliche Werbeeinnahmen, finden Sie in der folgenden Übersicht. Alle hier und im gesamten Artikel genannten Gehaltszahlen stammen allerdings aus inoffiziellen Quellen oder wurden von Brancheninsidern auf Basis zahlreicher Faktoren geschätzt, sind also ohne Gewähr. Zudem auch hier der Hinweis: Die aktuell tatsächlich ausgezahlten Gehälter könnten durch einen coronabedingten Gehaltsverzicht der meisten Spieler zurzeit deutlich niedriger liegen.

  • Andreas Wolff (PGE Vive Kielce): 40.000 €
  • Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen): 35.000 – 40.000 €
  • Julius Kühn (MT Melsungen): 35.000 ­– 40.000 €
  • Johannes Bitter (TVB Stuttgart): 36.000 €
  • Kai Häfner (MT Melsungen): 35.000 €
  • Silvio Heinevetter (MT Melsungen): 30.000 €
  • Tobias Reichmann (MT Melsungen): 30.000 €
  • Timo Kastening (MT Melsungen): 28.000 €
  • Philipp Weber (SC DHfK Leipzig): 28.000 €
  • Paul Drux (Füchse Berlin): 22.000 €
  • Marian Michalczik (Füchse Berlin): 22.000 €
  • Fabian Böhm (TSV Hannover-Burgdorf): 20.000 €
  • Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt): 20.000 €
  • David Schmidt (Bergischer HC): 18.000 €
  • Sebastian Firnhaber (HC Erlangen): 15.000 €
  • Moritz Preuss (SC Magdeburg): 15.000 €
  • Marcel Schiller (Frisch Auf Göppingen): 14.000 €
  • Antonio Metzner (HC Erlangen): 12.000 €
  • Juri Knorr (GWD Minden): 10.000 €
  • Lukas Stutzke (Bergischer HC): 10.000 €

Eine ganze Reihe prominenter Spieler, die den deutschen Handball in den letzten Jahren mitgeprägt haben, werden wir dieses Jahr bei der WM vermissen – und auch diese verdienen in ihren Vereinen durchaus ansehnlich (ebenfalls geschätzte monatliche Grundgehälter):

  • Steffen Weinhold (THW Kiel): 29.000 €
  • Patrick Wiencek (THW Kiel): 28.000 €
  • Hendrik Pekeler (THW Kiel): 25.000 €
  • Finn Lemke (MT Melsungen): 24.000 €
  • Steffen Fäth (HC Erlangen): 23.000 €
  • Fabian Wiede (Füchse Berlin): 21.000 €
  • Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen): 20.000 €
  • Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen): 20.000 €
  • Franz Semper (SG Flensburg-Handewitt): 20.000 €
  • Simon Ernst (Füchse Berlin): 18.000 €
  • Matthias Musche (SC Magdeburg): 18.000 €
  • Patrick Zieker (TVB Stuttgart): 15.000 €

Die Gründe, warum diese Spieler zu Hause bleiben, sind ganz unterschiedlich: Neben den bereits erwähnten freiwilligen ‚WM-Verzichtlern‘ (Weinhold, Wiencek, Pekeler, Lemke) fallen Akteure wie Kohlbacher, Wiede, Semper und Fäth wegen aktueller oder infolge zurückliegender Verletzungen aus. Auf Groetzki, Ernst, Musche und Zieker hingegen verzichtet Bundestrainer Alfred Gislason freiwillig.

Und wo wir gerade von Gislason sprechen: Über das Gehalt des Bundestrainers, der nach der eher schwachen EM 2020 das Amt von Christian Prokop übernommen hatte, ist bisher nichts bekannt. Klar dürfte sein, dass Gislason als einer der weltbesten Handballcoaches und mehrfacher „Trainer des Jahres“ ein höheres Gehalt als Prokop bezieht – und der verdiente monatlich 18.000 Euro, lag im Vergleich zu seinen Spielern gehaltstechnisch also eher im hinteren Mittelfeld.

Alle Zahlen zeigen, dass sich als Spitzenhandballer durchaus beachtlich verdienen lässt. Einem Vergleich mit Fußballprofis, die diese Summen teilweise nicht monatlich, sondern eher wöchentlich oder – innerhalb der absoluten (Gehalts-)Weltklasse – gar täglich bekommen, halten die Handballer aber selbstverständlich nicht stand.

Siegprämien: Das winkt bei einer erfolgreichen WM

Dies zeigt sich auch in Sachen Siegesprämien. Sollte es dieses Jahr überraschenderweise mit dem Titelgewinn klappen, zahlt der Deutsche Handballbund (DHB) eine Prämie von 500.000 Euro  für den gesamten Kader inklusive Betreuern wohlgemerkt. Zum Vergleich: Für den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland hätte es vom DFB 350.000 Euro gegeben – in diesem Fall allerdings für jeden Spieler. Das sind finanzielle Sphären, die Handballer wohl nie erreichen werden.

Geld gibt es aber nicht nur für den Titelgewinn, wie die Prämienübersicht zeigt:

  • Weltmeister: 500.000 €
  • Finalteilnahme: 380.000 €
  • Platz 3: 260.000 €
  • Platz 4: 140.000 €

Es lohnt sich also auch finanziell, eine gute und erfolgreiche Weltmeisterschaft abzuliefern – auch wenn das vermutlich nicht die Hauptmotivation der Bad Boys ist.

 

Quellen:

Handball World News

Kicker.de

ran.de

Rheinische Post Online

Spiegel Online

Sport1.de

Sportbild.de

Sportbuzzer.de

Sportschau.de

Spox.com

 

Autor: Johannes Rappmann