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Geld verdienen mit eSports: Was in der Gaming-Branche möglich ist

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Professioneller Gamer spielt eSports

Mit Computer- und Videospielen Geld verdienen, da denken die meisten wohl zunächst an Programmierer. Doch mehr und mehr entwickelt sich auch das professionelle und semiprofessionelle Zocken von Games mit Wettbewerbscharakter, der sogenannte eSport (auch mit den Schreibweisen E-Sport und esports verbreitet), zu einem ernstzunehmenden Geschäftsfeld. Millionen verfolgen die großen Gaming-Events online, Zehntausende pilgern in Stadien und Hallen – und das nicht nur in Korea und China, wo eSports-Stars gefeiert und verehrt werden wie hierzulande Fußball-Nationalspieler oder Wimbledon-Sieger. Auch in Deutschland werden die Controller-Virtuosen immer populärer. So füllen Finalwettkämpfe beliebter Spiele inzwischen Mehrzweckhallen wie die Kölner Lanxess-Arena, die Berliner Mercedes-Benz-Arena oder die Hamburger Barclaycard-Arena bis auf den letzten Platz.

Klar ist: Was populär ist, wird in der Regel auch kommerziell verwertet. Und so spielt auch im eSports-Bereich Geld eine immer größere Rolle. Doch wie viel kann man mit eSports eigentlich verdienen? Bekommen nur die absoluten Top-Spieler Geld fürs Zocken? Welche Spiele sind dabei besonders lukrativ? Und wer profitiert noch von diesem Boom? Fragen, denen wir an dieser Stelle nachgehen.

Hingeschaut: die eSports-Szene im Fokus

Die Begeisterung für eSports wächst seit Jahren und ist inzwischen auch in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen – zumindest im jüngeren Teil. Auch wenn es Fans in nahezu allen Altersgruppen gibt: Der Großteil der Menschen, die sich für den elektronischen Sport begeistern, ist jünger als 30. Dies trifft auch und erst recht auf die Aktiven zu – besonders, wenn sie eSports professionell betreiben, also sogenannte Pros sind. Denn erfolgreich ist in der Regel nur, wer neben Spielverständnis, taktischem Geschick und Ausdauer auch eine ausgeprägte Hand-Auge-Koordination und Reaktionsfähigkeit besitzt. Und die lässt ab Mitte 20 immer mehr nach. Profis bringen es, abhängig vom Spiel, auf beeindruckende 300 bis 500 logische Eingaben pro Minute.

Dass das nicht von ungefähr kommt, dürfte klar sein. Hier hilft nur hartes Training. Erfolgreiche Spieler trainieren vier bis zehn Stunden täglich. Dabei wird nicht immer nur das entsprechende Game durchgespielt, sondern es werden auch gezielt einzelne spezielle Situationen immer wieder trainiert. Auch körperliches Fitnesstraining, Teambesprechungen, Begutachtungen und Analysen der eigenen Spiele sowie der der größten Konkurrenten, Mänoverkritiken mit dem Trainer, Orga-Meetings mit dem Teammanager, Sponsorentermine etc. gehören zum Alltag eines eSports-Profis. Für die ist das Ganze also ein Fulltime-Job. Dementsprechend müssen sie auch davon leben können, denn für einen ‚klassischen Beruf‘ bleibt da keine Zeit mehr. Dass sie durchaus ihren Lebensunterhalt damit bestreiten können und was sie dabei verdienen, werden wir ein wenig später sehen.

Mit dem Gaming-Boom sind auch verschiedene Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Vereine und Verbände hoffen, junge Menschen wieder vermehrt in Vereinsstrukturen und ehrenamtliche Tätigkeiten einbinden zu können, für die sie zuletzt mehr und mehr das Interesse verloren haben. Denn auch semi- oder nichtprofessionelles Gaming muss nicht bedeuten, dass allein im dunklen Zimmer gezockt wird. Viele Spiele werden im Team gespielt und es steigert den Reiz, wenn sie gemeinsam in der Gruppe erlebt werden. Auch Marken und Unternehmen wollen profitieren: Sie möchten auf diesem Weg junge Zielgruppen ansprechen, die sie durch klassische Marketingmaßnahmen längst nicht mehr erreichen. Somit steigen inzwischen auch immer mehr Unternehmen als eSports-Sponsor ein, die nicht – wie Spieleentwickler oder Hard- und Software-Anbieter – zwingend und direkt zum Gaming gehören. Sponsoring ist auch der größte finanzielle Treiber der Szene und damit der Garant dafür, dass sich mit eSports richtig viel Geld verdienen lässt.

Die beliebtesten und lukrativsten Spiele: LoL, Dota 2, Fifa & Co.

Im eSports-Bereich sind hauptsächlich drei Arten von Spielen verbreitet: Echtzeit-Strategiespiele wie League of Legends (LoL) und Dota 2, Ego-Shooter wie Counter-Strike: Global Offensive und Sportsimulationen wie FIFA 19. Dabei ist Dota 2 in Sachen Preisgeld derzeit das mit Abstand lukrativste Spiel. In über 1.000 Turnieren wurden hier insgesamt mehr als 170 Millionen Dollar an Preisgeldern vergeben. Andere Spiele folgen mit weitem Abstand, wie unsere Top-5 der eSports-Preisgelder zeigen:

  1. Dota 2: ca. 172 Mio. $
  2. Counter-Strike: Global Offensive: ca. 66 Mio. $
  3. League of Legends: ca. 59 Mio. $
  4. StarCraft II: ca. 28 Mio. $
  5. Fortnite: ca. 19 Mio. $

Sportsimulationen wie die FIFA-Spiele von EA Sports oder Rocket League sind zwar äußerst beliebt, können aber, was die Preisgelder angeht, nicht mit den ganz Großen mithalten. Die Top-5 der Sport-Spiele zeigen aber, dass auch dort ordentliche Preisgelder zu gewinnen sind:

  1. Rocket League: ca. 4 Mio. $
  2. FIFA 18: ca. 2,2 Mio. $
  3. FIFA 17: ca. 1,5 Mio. $
  4. FIFA Online 3: 1,4 Mio. $
  5. Madden NFL 2017: ca. 1 Mio. $

Besonders bei den Fußball-Simulationen von FIFA gibt es quasi jedes Jahr eine neue Version, die im Preisgeld-Ranking auch separat gewertet wird. Zusammengefasst wären die FIFA-Spiele deutlich weiter vorne zu finden, wurden doch insgesamt mehr als 10 Millionen Dollar ausgespielt. FIFA 19 liegt aktuell übrigens bei knapp 288.000 $ Preisgeld, ist aber auch erst seit Ende September 2018 auf dem Markt. Wenn die Entwicklung der letzten Jahre anhält, dürfte die neuste Ausgabe das FIFA-Spiel mit den höchsten Ausschüttungen werden.

Big Business: Stars und Top-Verdiener im eSports

Bei der Dominanz von Dota 2 im Spiele-Ranking verwundert es nicht, dass die Spieler dieses Games auch die Preisgeld-Ranglisten der Einzelspieler dominieren. Ganz oben thront hier der deutsche Spieler Kuro Takhasomi alias KuroKy, der im vergangenen Jahr mit seinem Team Liquid das sogenannte The International 2017, so etwas wie die inoffizielle Dota-2-Weltmeisterschaft, gewann. Allein dieser Sieg brachte dem Team über 10 Millionen Dollar und ihm selbst mehr als 2 Millionen Dollar ein. Bei 91 Turnieren erzielte KuroKy ein Preisgeld, was letztendlich zu der stolzen Summe führte, die ihm im Top-5-Player-Ranking die Spitzenposition bringt:

  1. KuroKy (Deutschland): 4,10 Mio. $
  2. N0tail (Dänemark): 3,73 Mio. $
  3. Miracle- (Jordanien): 3,67 Mio. $
  4. MinD_ContRol (Bulgarien): 3,45 Mio. $
  5. Matumbaman (Finnland): 3,44 Mio. $

Erst auf Platz 53 des Rankings findet sich der erste Spieler, der nicht Dota 2 spielt. Der Südkoreaner Faker ist bei League of Legends aktiv und konnte damit 1,18 Millionen Dollar Preisgeld erzocken. Vermutlich dürfte der Koreaner, der als dreifacher LoL-Weltmeister in seiner Heimat ein Idol für Millionen ist, insgesamt finanziell aber weit vor den meisten seiner Kollegen liegen. Denn angeblich soll er zusätzlich zu seinen Preisgeldern mehrere Millionen Dollar an Gehalt und Sponsoringeinnahmen bekommen – jedes Jahr. Mit den geschätzten 4,6 Millionen Dollar Jahreseinkommen, die in der Szene herumschwirren, ist er zwar weit von den unfassbaren Einkommen von Top-Sportlern wie Cristiano Ronaldo oder Sebastian Vettel entfernt, lebenslang ausgesorgt hat er aber wohl trotzdem.

Einer der erfolgreichsten deutschen FIFA-Spieler der letzten Zeit, Cihan Yasarlar, spielt mit ‚nur‘ gut 63.000 $ Preisgeld aus den letzten beiden Jahren in einer ganz anderen Liga. Aber auch er ist Profi und kann vom Gaming leben. Erst kürzlich wechselte er vom FC Schalke 04 zu RB Leipzig. Ja, richtig: Immer mehr Fußball-Profimannschaften gönnen sich einen eigenen eSports-Kader. Viele Vereine sehen hier einen Markt der Zukunft und wollen ein Stück vom Kuchen abbekommen. Die Spieler sind, wie ‚echte‘ Fußballer auch, beim Verein angestellt und beziehen ein monatliches Gehalt.

Auch Ablösesummen werden für eSportler bezahlt: So wechselte z. B. der bosnische Counter-Strike-Spieler Nikola Kovac alias NiKo im Jahr 2017 für eine Ablösesumme von angeblich 500.000 Dollar das Team. Das hat zwar nicht Neymar-Niveau (222 Millionen Euro Ablöse), ist aber trotzdem beeindruckend.

Gamer wie du und ich: Geld verdienen auch als Nicht-Profi

Alles, was wir bis hierher an Preisgeldern gezeigt haben, ist nur die Spitze des Eisbergs. Millionen Gamer versuchen sich im eSport, aber nur die allerwenigsten können davon leben. In Deutschland gibt es schätzungsweise eine niedrige dreistelle Anzahl von eSportlern, die mit ihrem Hobby so viel verdienen, dass es eben nicht mehr nur ein Hobby ist. Was nicht heißt, dass nicht auch Amateur-Spieler mit dem Zocken ein bisschen nebenbei verdienen können.

Wer auf Twitch, der populärsten Streaming-Plattform für den eSports-Bereich, seine Spiele streamt und sich dabei so gut und interessant präsentiert, dass er eine Reihe Follower sammeln kann, hat zum Beispiel die Möglichkeit, durch die Einbindung von Werbung ein paar Euro dazu zu verdienen. Dabei gilt: Je mehr Follower, desto mehr Geld kann dabei rumkommen. Wer genug Reichweite hat, bekommt unter Umständen auch die Gelegenheit, über (offene oder versteckte) Produktplatzierungen ein paar Werbe-Euros oder gratis Equipment einzustreichen. Auch YouTube bietet sich als eSports-Plattform an. Hier findet sich z. B. Platz für Gaming-Reviews oder Let’s Play-Videos. Erfahrungsgemäß sind dabei nicht unbedingt die besten Spieler auch die erfolgreichsten YouTuber. Wichtig ist auch, dass das Entertainment nicht zu kurz kommt: Wer seine Videos unterhaltsam kommentiert, außergewöhnliche und kreative Ideen umsetzt und sympathisch rüberkommt, gewinnt häufig mehr Follower für sich als Gaming-Cracks, deren Persönlichkeit oder Art der Präsentation wenig mitreißend ist.

Nicht zuletzt haben Amateure neben der Möglichkeit, mit Werbung Geld zu verdienen, auch Chancen auf Preisgelder. Viele kleine Online-Turniere belohnen die erfolgreichen Spieler mit monetären Auszahlungen. Bei kleinen Turnieren sind das eben auch kleine Summen. Aber mal ein Zehner hier oder 20 Euro dort summieren sich am Ende auch zu einem netten Taschengeld. Als kleines Zubrot für den Spaß beim Zocken ist das ja auch nicht schlecht. Und wer sich konstant gut anstellt und fleißig trainiert muss ja nicht dauerhaft Amateur bleiben, sondern kann den Sprung zum Profi schaffen.

Profis – aber nicht am Controller: weitere Jobs im eSport

Neben den Profi-Gamern bietet der eSports-Bereich auch weiteren Menschen die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bei Veranstaltern und Vermarktern finden beispielsweise eSports-Manager einen Job. Sie kümmern sich dort um alle Belange des eSports und suchen Sponsoren, unterstützen bei der Organisation von eSports-Events oder betreuen Teams, mit denen zusammengearbeitet wird. Auch in Unternehmen, die sich im Gaming-Sektor engagieren, finden eSports-Manager Betätigungsfelder.

Generell bieten eSports für Mitarbeiter aus dem Event-Management reizvolle Aufgaben. So führt beispielsweise ein eSports-Moderator bzw. eine eSports-Moderatorin durch Veranstaltungen wie die ESL One Cologne, eins der jährlichen Highlights der Electronic Sports League (ESL), oder die World Championship in League of Legends. Hier sind sowohl Sach- und Fachverstand als auch die Fähigkeit gefragt, für Stimmung und Unterhaltung zu sorgen.

Einen ganz anderen Fokus haben Rechtsanwälte, die im eSports-Kosmos aktiv sind. Als Integritätsbeauftragte befassen sie sich mit Wettbetrug sowie Cheating und führen die Dopingtests durch. Denn auch im elektronischen Sport kam es schon zu Dopingvorfällen: Da es beim eSports häufig auch auf Reaktionsgeschwindigkeit und eine hohe Aufmerksamkeitsspanne ankommt, erhoffte man sich, mit ADHS-Medikamenten wie Adderall oder Ritalin einen Vorteil zu verschaffen.

Ganz nah dran an den Pro-Teams ist der Teammanager. Er kümmert sich um alle Belange des Teams und der einzelnen Spieler und hält ihnen den Rücken frei. Organisation der Termine, Absprachen mit Sponsoren, Meetings mit allen Teammitgliedern und dem Trainer, Reiseplanung, Erinnern an Trainings- und Ernährungspläne etc. sind hier nur ein Teil der Aufgaben. Viel wichtiger ist aber oft auch die menschliche Betreuung der häufig sehr jungen Spieler. Der Teammanager oder die Teammanagerin ist die gute Seele des Teams und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen, Nöte oder Konflikte der einzelnen Spieler. Dafür muss natürlich ein enges Vertrauensverhältnis bestehen.

Fazit und Ausblick: aus Liebe zum Spiel

Wie wir gesehen haben, bietet das Feld des eSports vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten und besonders als professioneller Spieler lässt sich eine Menge Geld verdienen. Aller Voraussicht nach werden der Bereich und seine Möglichkeiten auch in den nächsten Jahren weiter wachsen. Diese Aussichten mögen für viele reizvoll sein – ein bisschen zocken und damit Millionär werden, das hört sich großartig an und kann so schwer doch nicht sein. Doch man sollte sich immer wieder bewusst machen: Diesen Weg gehen nur die wenigsten der leidenschaftlichen Gamer.

Wenn es mehr als ein paar Euro nebenbei werden sollen, braucht es eine Menge Glück, Talent, Fleiß und Disziplin. Und selbst dann ist nicht gesagt, dass es etwas wird mit der eSports-Karriere. Besonders dann nicht, wenn man mit dem Vorsatz an die Sache geht, damit reich zu werden. Die Liebe zum Spiel, der Spaß am Wettbewerb und dem Zusammenwirken im Team sollten im Fokus stehen. Und wenn diese Punkte mit den genannten Parametern Glück, Talent, Fleiß und Disziplin zusammentreffen, dann kann es was werden mit einer erfolgreichen Zeit als eSports-Pro. Kann! In jedem Fall sollte die Karriere als Gamer nicht der einzige Plan sein. Ein Back-up für den Fall, dass es nicht klappt, ist immer sinnvoll. Und spätestens wenn die Reaktionen nachlassen und die Gamer-Karriere zu Ende geht, muss eine Alternative für den Broterwerb her. Es sei denn man bewegt sich auf dem Level von Faker; dann dürfte man ausgesorgt haben.

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Quellen:

Chip
dotesports.com
esportsearnings.com
MDR
Motherboard
Ran.de
Sport 1
SWR 3