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Mit einem Pflegestudium zu mehr Gehalt?

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Stethoskop und Mappe vom Pfleger

Die Menschen werden immer älter und dadurch wird das Thema Pflege in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger werden. Das ist nicht neu, fast schon ein Allgemeinplatz. Verbände, Krankenkassen und andere Einrichtungen weisen schon länger darauf hin. Dementsprechend wird es auch immer wichtiger, in allen Bereichen und auf allen Ebenen des Pflege-Sektors qualifiziertes Personal zu haben. Ein möglicher Weg dahin: mehr studierte Pflegekräfte.

Immer mehr akademische Möglichkeiten

Seit einigen Jahren wachsen die Möglichkeiten, sich in einer Reihe von Pflegeberufen durch ein Studium an staatlichen Universitäten und Fachhochschulen akademisch ausbilden zu lassen. Damit werden die Berufe nicht nur aufgewertet, sondern auch den immer weiter steigenden Anforderungen des medizinischen Bereiches Rechnung getragen. Neben der Hochschule für Gesundheit in Bochum bieten inzwischen zahlreiche staatliche Hochschulen Studiengänge für Pflegeberufe an. Und jedes Jahr werden es mehr. So können aktuell zum Beispiel folgende Studiengänge an staatlichen Hochschulen studiert werden:

  • Pflegewissenschaft
  • Pflegemanagement
  • Pflegepädagogik
  • Advanced Nursing Practice (Pflegeexperte)
  • Palliativpflege
  • Psychiatrische Pflege
  • Gerontologie
  • Gesundheitswissenschaften/-management

Dabei gibt es sowohl rein wissenschaftliche Studiengänge als auch solche mit ausgeprägtem Praxisbezug. So bieten sich besonders für Neulinge im Pflegebereich die so genannten dualen Studiengänge an, um parallel zum theoretischen Wissen auch praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Studenten machen in diesem Fall parallel zum Studium eine Berufsausbildung – haben also am Ende sowohl einen Berufs- also auch einen akademischen Abschluss in der Tasche.
Für alle, die auf vorhandenen Pflege-Erfahrungen aufbauen wollen, bieten sich berufsbegleitende Studiengänge an. Dieses Model findet sich häufig bei Master-Studiengängen, aber auch im Bachelor-Bereich ist es grundsätzlich möglich. Welcher Studiengang welche formalen Möglichkeiten bietet und welche Voraussetzungen für einen Studienplatz zu erfüllen sind, ist stark von der jeweiligen Hochschule abhängig und würde an dieser Stelle zu weit führen.

Die erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe gibt es seit dem Wintersemester 2010/11 in Bochum. Das Studium in den Fachgebieten Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie dauert dort sieben Semester, Hebammenkunde und Pflege acht Semester. Dem Bachelorstudium in der Hebammenkunde kann zudem ein Master angehängt werden.
Gelernt wird an drei Orten, im Hörsaal, in Kliniken und Praxen sowie in den so genannten „Skills Labs“, laborähnlichen Einrichtungen in der Hochschule, in welchen miteinander geübt wird. Wichtig ist neben dem richtigen Umgang mit Patienten und deren Leiden auch die Fähigkeit, miteinander arbeiten zu können. Man hoffte mit der Einführung dieser Bachelor-Studiengänge auch, wieder mehr Leute für Pflegeberufe begeistern zu können. Und in der Tat: Der Ansturm war nach Angaben der Hochschule zum Wintersemester 2010/11 bereits zehnmal so hoch, wie die Zahl der verfügbaren Plätze. Dadurch wurde die Anzahl der Plätze noch gesteigert.

Lohnt sich ein Studium finanziell?

Zur Beantwortung dieser wichtigen Frage, haben wir alle Pflegeberufe unserer Gehaltsdatenbank ausgewertet. Dabei haben wir die durchschnittlichen Gehälter aller Berufe ohne Studium mit denen verglichen, die ein Studium voraussetzen.

Für die Pflegeberufe, die kein Studium voraussetzen, haben wir ein monatliches Durchschnittseinkommen von 2.324 € ermittelt. Dabei sind – neben vielen weiteren Berufen – auch unsere fünf häufigsten nichtakademischen Pflegeberufe in die Statistik eingeflossen:

Weiterbildungen und gute Leistungen lohnen sich immer und können auch ohne Studium zu Leitungspositionen führen. So ist für die folgenden Führungspositionen nicht zwingend ein Studium erforderlich:

Angestellte mit diesen Funktionen verdienen durchschnittlich 3.244 € monatlich. Und auch wenn das Studium hier karrieretechnisch keine Voraussetzung ist – den Aufstieg in diese Positionen beschleunigt es oft erheblich.

Und nicht nur das. Durch ein Studium ergeben sich nochmal ganz neue Berufsbilder, wie z. B.

Im Vergleich zu den nichtakademischen Pflegeberufen ergibt sich ein deutlicher Gehaltsunterschied. So wird in den genannten Berufen nach einem Studium im Schnitt 3.658 € monatlich verdient – ein Unterschied von mehr als 1.300 € im Monat.

Was spricht für eine Akademisierung? Oder: Gute Gründe für mehr studierte Pfleger

Der Wissenschaftsrat, Verbände wie der Deutsche Pflegerat und Hochschulen fordern 10 bis 20 Prozent Akademiker im Pflegebereich. Und auch wenn das Bestreben bereits seit einigen Jahren vorangetrieben wird, ist man aktuell noch weit entfernt von diesen Zahlen: Bisher haben lediglich 1-2 Prozent der Pflegekräfte einen Hochschulabschluss.

Die Gründe für den Ruf nach mehr studierten Mitarbeitern in der Pflege sind vielfältig. Zentral ist das Argument der wachsenden Ansprüche an Pflege und damit auch an Personen, die im Pflegebereich arbeiten, nicht zuletzt auch angesichts der neuen technischen Möglichkeiten bei Diagnose und Therapie. Die steigende Lebenserwartung der Menschen bedeutet auch, dass diese im Schnitt länger an – teilweise mehreren verschiedenen und/oder chronischen – Krankheiten leiden. Und damit eben auch länger pflegebedürftig sind. Um unter diesen Voraussetzungen die bestmögliche Versorgung zu bieten und um mögliche Behandlungsfehler zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, wächst die Bedeutung der Kommunikation zwischen Medizinern und Pflegern. Diese sollte im besten Fall auf Augenhöhe stattfinden – was mit akademischer Ausbildung zumindest leichter fallen dürfte.

Ein weiteres Argument der Befürworter ist der internationale Wettbewerb in Zeiten der Globalisierung. In Ländern wir Kanada, Großbritannien oder Schweden ist es seit Jahren Standard, dass Pflegeberufe studiert werden. Um mit diesen Ländern Schritt halten zu können und auch um in Deutschland Ausgebildeten keine Nachteile auf dem Arbeitsmarkt entstehen zu lassen, sei eine Anpassung notwendig. Nicht zuletzt kann eine Veränderung im Ausbildungssystem auch zu einer gesellschaftlichen Aufwertung und damit mittelfristig auch zu einer angemesseneren Bezahlung der Pflegeberufe führen.

Was dagegen?

Genau dieser Punkt ist auch einer, den Gegner – oder sagen wir besser Skeptiker oder Kritiker – der Akademisierung anführen: das Gehalt. Dass akademisch ausgebildete Pflegekräfte mehr verdienen möchten, als aktuell gezahlt wird, dürfte allgemein nachvollziehbar sein – auch innerhalb des Kreises der Kritiker. Dass dieses Geld den meisten Kliniken oder Pflegeeinrichtungen schlichtweg nicht zur Verfügung steht, ist oftmals ein Fakt – und damit ein Problem. Denn wenn studierten Pflegern nicht die passenden Stellen mit angemessenem Gehalt angeboten werden können, wandern diese unter Umständen in andere Bereiche des Gesundheitssystems ab. Womit wir bei einer weiteren Sorge der Kritiker wären: Der Abwanderung jener Menschen, die grundsätzlich am Thema Pflege interessiert sind, aber nach einem Studium in andere Bereiche gehen, in denen mehr gezahlt wird oder es scheinbar attraktivere Jobs gibt. Der ohnehin herrschende Fachkräftemangel in der Branche könnte sich dadurch sogar noch verschärfen.

Schließlich bilde man sich – so eine weitere Befürchtung – zu viele Pflegekräfte mit Führungsanspruch aus, was dazu führen könnte, dass zu wenige für die pflegerische Basis übrig bleiben. Dies wiederum würde zu Lasten der Menschen mit Pflegebedarf gehen. Ein wichtiger Faktor, um ein Überangebot an Theoretikern und ein Unterangebot an Praktikern zu vermeiden, ist das stark praxisbezogene duale Studium, das von fast allen Parteien – Kritikern und Befürwortern – empfohlen und gewünscht wird.

Fazit

Wer im pflegerischen Bereich arbeiten möchte und sowohl die persönlichen Voraussetzungen als auch den nötigen Ehrgeiz mitbringt, für den ist ein Pflege-Studium ein sinnvoller Bildungsweg. Mit dem akademischen Abschluss ist nicht nur der Weg zu Führungspositionen kürzer, auch weitere Bereiche des Gesundheitssystems, die gelernten Pflegekräften nicht ohne weiteres offen stehen, können mögliche Berufsfelder sein.
Dadurch, dass in den letzten Jahren in allen Bundesländern Studiengebühren wieder abgeschafft wurden, bietet die staatliche Hochschul-Ausbildung eine gute Alternative zu privaten Akademien. Das Studium an staatlichen Hochschulen ist deutlich günstiger, flexibler und freier in der individuellen Gestaltung als das Pendant an privaten Schulen. Zudem legt es einen größeren Fokus auf wissenschaftliches Arbeiten. Im Umkehrschluss ist oftmals der Praxisbezug geringer. Auch in Sachen Klassen- und Lerngruppengröße sowie der materiellen Ausstattung hinken die staatlichen Einrichtungen oft hinterher. Wer es sich finanziell leisten kann, sollte genau vergleichen und dann individuell entscheiden, welcher Studiengang an welcher Hochschule für einen selbst der passende ist.

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Quellen und weiterführende Links:
www.pflegestudium.de