Der letzte Arbeitstag – "Man sieht sich!"

In den meisten deutschen Unternehmen verläuft der letzte Arbeitstag eines Mitarbeiters wie jeder andere. Still und leise verlässt der Angestellte die Firma, so als ob er nie ein Teil des Betriebes gewesen wäre. Für Mitarbeiter ist das oftmals mit einem sehr merkwürdigen Gefühl verbunden, wenn es keine Führungskraft für nötig hält, ihn zu verabschieden.
Abschied tut weh – besonders wenn er ignoriert wird
Manfred S. hatte neun Jahre im Unternehmen gearbeitet, bis er sich aufgrund eines Umzugs eine neue Arbeitsstelle suchte. Neun Jahre lang war er täglich in der Firma und neun Jahre lang hat er pflichtbewusst seine Aufgaben erfüllt und ebenso für Innovationen gesorgt. Jetzt stand der Abschied bevor und er trat seinen letzten Arbeitstag an.
Es war ein Arbeitstag wieder jeder andere und das hätte Manfred S. nicht gestört, wenn es nicht sein letzter Arbeitstag gewesen wäre. Weder der direkte Vorgesetzte, noch andere Führungskräfte verabschiedeten ihn. Ein paar Kollegen hatten einen Umtrunk in der Pause organisiert, doch von der Führungsebene ließ sich niemand blicken. Traurig, wie Unternehmen mit Angestellten umgehen, die jahrelang Einsatz und Leistungsbereitschaft gezeigt haben.
Professionelle Führungskräfte wissen, wie wichtig eine persönliche Verabschiedung ist
Eine Abschiedskultur wie in anderen Ländern ist in Deutschland nicht zu finden. Nur wenige Unternehmen machen sich Gedanken darum, wie ein Mitarbeiter zu verabschieden ist. Höchstens die Angestellten, die in Rente gehen, erfahren eine persönliche Verabschiedung von Chef und Vorgesetzten. Alle anderen, die entweder selbst gekündigt haben oder gekündigt wurden, erleben eher Ignoranz: Keiner aus der Führungsetage kam, um sich persönlich zu verabschieden und dies hinterlässt bei dem betroffenen Mitarbeiter den Eindruck, dass seine Arbeitskraft unwichtig gewesen sei.
Führungskräfte, die Wert auf Professionalität legen, verhalten sich auch am letzten Arbeitstag eines Mitarbeiters professionell. Sie verabschieden sich persönlich von dem Angestellten und bedanken sich für die geleistete Arbeit.
Ein gelungener Abschluss eines Lebensabschnitts
Wenn etwas im Leben beendet ist, muss dies innerlich abgeschlossen werden können. Um innerlich abschließen zu können, ist oftmals ein äußerer Rahmen notwendig. Wird der letzte Arbeitstag von der Führungsebene einfach ignoriert, gab es für den Mitarbeiter keinen Raum zum Abschluss.
Nun muss nicht gerade eine Party organisiert werden, um einen Mitarbeiter zu verabschieden. Es reicht aus, wenn sich beim Angestellten bedankt wird und ihm etwas Zeit für ein Gespräch gewidmet wird. Dabei sollte negative Kritik keinen Platz mehr finden, denn dafür war vorher Zeit genug. Beim stilvollen und professionellen Abschied geht es darum dem Mitarbeiter zu vermitteln, welchen positiven Eindruck er hinterlässt. Es sollte ohne Streit, Ärger und Wut auseinandergegangen werden und dafür ist ebenso der Angestellte verantwortlich, der das Unternehmen verlässt.
Stilvoll sollte sich auch der Angestellte verabschieden
Professionell sollte sich aber auch der Mitarbeiter verhalten, der ein letztes Mal in der Firma arbeitet. Egal, ob es zuvor Streitigkeiten gab und egal, ob selbst gekündigt wurde oder man die Kündigung erhalten hat – die Firma sollte mit Stil verlassen werden:
- Zum Beispiel sollte sich der Mitarbeiter von den Personen persönlich verabschieden, die während der Beschäftigungszeit wichtig waren. Das können Vorgesetzte sein, aber auch Kollegen.
- Der Arbeitsplatz sollte ordentlich hinterlassen werden.
- Falls nun keine Führungskraft einen kleinen Umtrunk organisiert hat, sondern der Mitarbeiter selbst dafür gesorgt hat, sollte der Raum, in dem dies stattfand, ebenfalls aufgeräumt werden.
- Falls man selbst gekündigt hat und die Gründe im Unternehmen lagen, sollten dennoch kritische Bemerkungen über die Firma für sich behalten werden. Wer Stil hat, muss sich nicht mit ironischen oder bissigen Kommentaren ins Licht rücken!
- Auch das Spiel der beleidigten Leberwurst hat am letzten Arbeitstag nichts zu suchen. Vielleicht ist man noch verletzt, da man die Kündigung als unfair empfindet, doch professionell ist es nicht, wenn man mimosenhaftes Verhalten an den Tag legt.
- Die Übergabe sollte bereits vorher komplett abgeschlossen sein.
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