Mann und Frauen machen Liegestütze im Fitnessstudio.
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Gender-Pay-Gap im Profisport: Ein Problem in der gesamten Sportbranche?Datenlage zu Gehaltsunterschieden in der Sportbranche: Ergebnisse im ÜberblickGeringer Gender-Pay-Gap in der Sportbranche: Das ist der GrundPersonalverantwortung bedeutet höheren Gender-Pay-GapWarum ist der Gender-Pay-Gap im Profifußball so groß?

Der Gender-Pay-Gap ist im deutschen Profisport enorm, das zeigt sich vor allem im Fußball. Aber wie sieht es allgemein in der Sportbranche aus? Welche Unterschiede gibt es bei den Gehältern im Bereich Physiotherapie und Fitness? Die Ergebnisse überraschen.

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Gender-Pay-Gap im Profisport: Ein Problem in der gesamten Sportbranche?Datenlage zu Gehaltsunterschieden in der Sportbranche: Ergebnisse im ÜberblickGeringer Gender-Pay-Gap in der Sportbranche: Das ist der GrundPersonalverantwortung bedeutet höheren Gender-Pay-GapWarum ist der Gender-Pay-Gap im Profifußball so groß?

Gender-Pay-Gap im Profisport: Ein Problem in der gesamten Sportbranche?

Wenn wir an Karriere und Sport denken, fallen uns recht schnell die hohen Gehälter im Profifußball ein. Doch das gilt nicht für alle. Denn: Männliche Profikicker verdienen weitaus mehr als Profifußballerinnen. Zwei Beispiele zeigen uns den Unterschied besonders deutlich:

Wir haben uns gefragt: Wie sieht es abseits vom Fußballfeld aus? Gibt es einen Gender-Pay-Gap auch in der herkömmlichen Sportindustrie, außerhalb von großen Sportunternehmen und dem Einzelhandel? Wir haben unsere Datenbank befragt und ausgewertet, wie viel Fitnesstrainer*innen, Physiotherapeut*innen und Sport- und Fitnesskaufleute verdienen.

Datenlage zu Gehaltsunterschieden in der Sportbranche: Ergebnisse im Überblick

Das Ergebnis unseres Datenbankabgleichs: Die geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede bei den alltäglichen Berufen aus der Sport- und Fitnessbranche sind deutlich geringer als im Profisport.

Hier ein Einblick in die Bruttojahresgehälter im Median:

Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt. Damit ist der Median genauer als der Durchschnitt.

Gesamte Sport- und Fitnessbranche
Allgemein: 36.100 €
Frauen: 35.100 €
Männer: 36.500 €
Gender-Pay-Gap (unbereinigt): 3,84 %

Gesamte Sport- und Fitnessbranche (mit Personalverantwortung)
Allgemein: 41.700 €
Frauen: 39.600 €
Männer: 45.500 €
Gender-Pay-Gap (unbereinigt): 12,97 %

Physiotherapeut*in
Allgemein: 34.800 €
Frauen: 34.000 €
Männer: 35.467 €
Gender-Pay-Gap (unbereinigt): 4,14 %

Fitnesstrainer*in
Allgemein: 30.350 €
Frauen: 30.000 €
Männer: 31.500 €
Gender-Pay-Gap (unbereinigt): 4,89 %

Sport- und Fitnesskaufleute
Allgemein: 38.900 €
Frauen: 37.000 €
Männer: 39.600 €
Gender-Pay-Gap (unbereinigt): 6,57 %

Unterm Strich verzeichnen also weder die Branche allgemein noch einzelne Berufsgruppen einen wesentlichen Gender-Pay-Gap. Einzig auf der Führungsebene zeigt sich eine Gehaltslücke von immerhin fast 13 %.

Beim unbereinigten Gender-Pay-Gap werden die Gehälter in ihrer Gesamtheit miteinander verglichen. Das bedeutet, dass wir teilweise sehr unterschiedliche Berufe und Positionen einander gegenüberstellen. Der unbereinigte Gap zeigt somit die strukturellen Probleme einer Branche.

Geringer Gender-Pay-Gap in der Sportbranche: Das ist der Grund

Der Gender-Pay-Gap lässt sich also nicht generell vom Profisport auf die Sportbranche übertragen. Das liegt auch am Gehaltsniveau: In Branchen mit hohem Gehaltsniveau fällt der Gender-Pay-Gap tendenziell größer aus. Das Jahresgehalt in der Sport- und Fitnessbranche liegt im Median bei rund 36.000 €. Damit ist es weit unter dem deutschen Gesamtmedian (44.100 €) angesiedelt und der Gender-Pay-Gap dieser Tendenz entsprechend eher gering.

Das niedrige Gehaltsniveau ist nicht das einzige Problem in der Sportbranche. Es fehlt außerdem Personal. Dadurch machen viele Unternehmen Verluste und können häufig nur niedrige Gehälter zahlen. Das wiederum sorgt dafür, dass der Personalmangel andauert – ein Teufelskreis.

Personalverantwortung bedeutet höheren Gender-Pay-Gap

Die Gehälter in der Sportbranche zeigen, dass sich der Gender-Pay-Gap mit Führungsverantwortung und höheren Gehältern vergrößert.

Weibliche Führungskräfte verdienen in der Sportbranche rund 13 % weniger als männliche Führungskräfte. Das heißt konkret: Frauen mit Personalverantwortung müssen in diesem Berufsbereich jährlich mit rund 5.900 € weniger auskommen. Dieser Unterschied macht sich besonders bei Beschäftigten mit niedrigen Jahresgehältern deutlich bemerkbar.

Jubelnde Fußballfans mit Trommel, Tröte und Megafon.
Die wachsende Begeisterung für den Frauenfußball könnte den Gender-Pay-Gap in diesem Bereich verringern. © Alessandro Biascioli/EyeEm

Warum ist der Gender-Pay-Gap im Profifußball so groß?

Auch weil der Gender-Pay-Gap bei höheren Gehältern tendenziell größer ist, kommt es im Profifußball zu deutlicheren geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschieden als in anderen Bereichen. Es gibt jedoch weit ausschlaggebendere Faktoren, die für die große Einkommenslücke zwischen Fußballerinnen und Fußballern sorgen.

Beispielsweise fließt im Profifußball der Männer weitaus mehr Geld als im Profifußball der Frauen. Durch Sponsoring, TV-Rechte, Merchandise, Zuschauereinnahmen etc. kommen bei den Männern deutlich höhere Summen zusammen. Oder – wie es laut Berliner Zeitung Oliver Bierhoff formulierte: „Grundsätzlich ist es natürlich so, dass die Einnahmen und Umsätze bei Damen und Herren ganz andere sind.“

Diese Unterschiede kommen aber nicht von ungefähr, denn im Frauenfußball wurde erst viel später damit begonnen, professionelle Strukturen zu schaffen. Erst im Oktober 1970 hob der Deutsche Fußball-Bund DFB sein Verbot von Frauenfußballteams innerhalb des eigenen Verbands auf und bis zum Jahr 1990 dauerte es, bis die Frauen-Bundesliga an den Start ging. Dass das Medieninteresse und damit auch die Attraktivität für Sponsoren unter diesen Rahmenbedingungen lange Zeit gering blieben, überrascht wenig. Die Entwicklung des professionellen Frauenfußballs hinkt der Entwicklung des Männerfußballs also um Jahrzehnte hinterher.

Unabhängig von den unterschiedlich hohen Einnahmen und Umsätzen sollten in der Equal-Pay-Debatte allerdings auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Nationale Fußballverbände stehen in besonderer Verantwortung, gegen strukturelle Ungleichheiten anzugehen – die sie jahrelang mitgetragen haben. Ein gesellschaftlicher Auftrag, der sich beispielsweise bei den Prämien niederschlagen könnte: mit Nationalspielerinnen, die die gleichen Pauschalbeträge wie ihre männlichen Kollegen erhalten.

Fest steht: Der Fußball der Frauen bekommt mehr und mehr Aufmerksamkeit. Laut sport1.de rechnet die Union der europäischen Fußballverbände (UEFA) damit, dass sich dies bald in umfangreicheren Sponsoring-Deals und wachsenden Umsätzen widerspiegeln wird. Sie sieht insbesondere im Profifußball der Frauen ein gewaltiges Wachstumspotenzial – was zu einer Verringerung des Gender-Pay-Gaps im Profifußball beitragen sollte.

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