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Frauenfußball-WM 2019: Was verdienen die DFB-Kickerinnen?

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Frauenfußball: Fußballerin nimmt athletisch einen Ball per Volleyschuss

In wenigen Tagen ist wieder Fußball-Weltmeisterschaft – dieses Mal im Frauenfußball. Vom 7. Juni bis zum 7. Juli ermitteln in Frankreich 24 Teams die Weltmeisterinnen 2019 und auch die deutschen Kickerinnen sind mit von der Partie. Auch wenn sich die weibliche Nationalelf mit ihren Erfolgen hinter der deutschen Herrenmannschaft nicht zu verstecken braucht: Dzsenifer Marozsán, Almuth Schult, Lena Goeßling, Alexandra Popp und all die anderen Spitzenfußballerinnen können keinesfalls mit ähnlich hohen Gehältern und Prämien wie die Männer rechnen. Der Frauenfußball steht auch finanziell weiterhin im Schatten des männlichen Pendants, auch wenn sich die Situation im Vergleich zu früher beträchtlich verbessert hat.

Früher gab es ein Kaffeeservice – Prämien im Frauenfußball

Wie bei den Herren auch gibt es bei der Frauen-WM pauschale Prämien für bestimmte Erfolge. 75.000 Euro beträgt die Prämie pro Person, sollten die Nationalspielerinnen die Weltmeisterschaft in Frankreich gewinnen. 50.000 Euro erhält jede Spielerin, wenn das Team das WM-Finale erreicht, und 40.000 Euro werden für den dritten Rang fällig.

Für Platz 4 winken immerhin noch 25.000 Euro und für das Erreichen des Viertelfinals 10.000 Euro. Diese beiden Prämien können noch um 10.000 Euro erhöht werden, sollten die DFB-Damen unter den besten drei europäischen Teams landen – sozusagen als Olympia-Bonus. Denn die Top-3 aus Europa qualifizieren sich automatisch für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Bei den Prämien für die Plätze 1 bis 3 ist dieser Bonus bereits inklusive, da die Olympia-Qualifikation mit Erreichen dieser Plätze gesichert ist.

So viel Geld winkte noch nie für einen Titelgewinn der DFB-Frauen. 1989 gab es noch gar kein Geld, sondern lediglich ein Kaffeeservice als Prämie für die Gewinnerinnen der Fußball-EM. Diese Anekdote greifen die Spielerinnen übrigens auch in einem aktuellen Werbespot für die Commerzbank auf, der auf humorvolle Art und Weise und mit einer Prise Selbstironie den Stellenwert unserer Frauen-Nationalelf thematisiert.

Blickt man also in die Vergangenheit, wirken die 75.000 Euro in diesem Jahr regelrecht großzügig. Zieht man allerdings in Betracht, dass die Herren des Deutschen Fußball-Bundes fast die fünffache Summe (350.000 Euro) beim Gewinn der letzten Weltmeisterschaft 2018 eingestrichen hätten, wird der gewaltige Gender Pay Gap zwischen Männer- und Frauenfußball sehr deutlich.

Woran liegt das? Klar erkennbar erhalten die Kickerinnen wesentlich weniger Aufmerksamkeit als ihre männlichen Kollegen. Und im Herrenfußball steckt entsprechend mehr Geld. Fernsehgelder, Sponsoring-Verträge und Kartenverkäufe – bei keiner dieser Einnahmequellen kann der Frauenfußball mit dem Herrensport mithalten. Und so verwundert es wenig, dass die Damen auch in ihren Vereinen weniger einnehmen.

Die Gehälter im deutschen Frauenfußball

Laut Erhebungen aus dem Jahr 2018 verdienen Spielerinnen in der deutschen Frauen-Bundesliga im Schnitt gut 39.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: Spieler der 3. Liga bei den Männern bekommen in etwa das Vierfache – durchschnittlich 120.000 Euro jährlich. Erstligaspieler bewegen sich in völlig anderen Dimensionen: 47.500 Euro gibt es hier im Schnitt – allerdings pro Spiel und nicht pro Jahr.

Von den knapp 40.000 Euro Jahresgehalt der Frauen kann man zwar durchaus seinen Lebensunterhalt bestreiten, allerdings ist man mit diesem Einkommen weit davon entfernt, sich wie viele der Profis aus der ersten Herren-Bundesliga ein finanzielles Polster für die Zukunft aufbauen zu können. Dementsprechend sind die meisten Spielerinnen gut beraten, sich bereits während der aktiven Karriere mit der Zeit nach dem Spielerinnendasein zu befassen. Viele Erstligaspielerinnen studieren parallel, machen eine Ausbildung oder üben bereits nebenbei einen ‚normalen‘ Beruf aus. Andere Athletinnen beziehen Sold bei der Bundeswehr; sie dienen als Soldatinnen in der Sportfördergruppe und haben dadurch weitreichende Freiheiten, sich aufs Fußballspielen zu fokussieren.

Gehälter des deutschen WM-Kaders 2019

Bei den meisten der aktuellen deutschen Nationalspielerinnen darf wohl davon ausgegangen werden, dass sie aufgrund ihrer Leistungsstärke und/oder ihrer Perspektiven oberhalb des Durchschnittseinkommens von rund 39.000 Euro im Jahr liegen. Genaue Zahlen sind aber nur in sehr wenigen Fällen bekannt. Die Spielerinnen sind vertraglich zum Stillschweigen verpflichtet und mangels öffentlichem Interesse gibt es kaum undichte Stellen, über die Gehälter an die Öffentlichkeit geraten – anders als dies z. B. bei den männlichen Profis der Fall ist.

Als Spitzenverdienerin gilt Dzsenifer Marozsán, Spielführerin der Elf von Martina Voss-Tecklenburg, Sie soll bei ihrem Arbeitgeber Olympique Lyon rund 300.000 Euro im Jahr verdienen. Der französische Verein gilt allerdings als der Krösus im Damenfußball, sodass die meisten der Nationalteamkolleginnen deutlich drunter liegen dürften.

Marozsán gehört mit ihren 90 Länderspielen zu den erfahrensten Spielerinnen im Kader und spielt beim reichsten Club. Dementsprechend ist auch davon auszugehen, dass erfahrene Spielerinnen wie Lena Goeßling oder Alexandra Popp deutlich besser verdienen als junge Nachwuchsspielerinnen wie Klara Bühl oder Giulia Gwinn und Spielerinnen von großen Vereinen wie dem VfL Wolfsburg oder Bayern München mehr als solche von Clubs wie dem SC Freiburg oder der SGS Essen.

Zur besseren Einschätzung zeigen wir hier alle Spielerinnen des deutschen Kaders der WM 2019, jeweils mit Angabe des aktuellen Vereins und der Länderspielanzahl (Stand 4. Juni 2019):

Tor

  • Almuth Schult (VfL Wolfsburg): 59 Länderspiele
  • Laura Benkarth (Bayern München): 8 Länderspiele
  • Merle Frohms (SC Freiburg): 4 Länderspiele

Abwehr

  • Lena Goeßling (VfL Wolfsburg): 105 Länderspiele
  • Leonie Maier (Bayern München): 69 Länderspiele
  • Kathrin Hendrich (Bayern München): 29 Länderspiele
  • Sara Doorsoun (VfL Wolfsburg): 25 Länderspiele
  • Carolin Simon (Olympique Lyon): 16 Länderspiele
  • Johanna Elsig (1. FFC Turbine Potsdam): 12 Länderspiele
  • Giulia Gwinn (SC Freiburg): 8 Länderspiele
  • Marina Hegering (SGS Essen): 3 Länderspiele

Mittelfeld & Sturm

  • Alexandra Popp (VfL Wolfsburg): 96 Länderspiele
  • Dzsenifer Marozsán (Olympique Lyon): 90 Länderspiele
  • Sara Däbritz (Bayern München): 60 Länderspiele
  • Melanie Leupolz (Bayern München): 58 Länderspiele
  • Svenja Huth (1. FFC Turbine Potsdam): 44 Länderspiele
  • Verena Schweers (Bayern München): 44 Länderspiele
  • Lina Magull (Bayern München): 31 Länderspiele
  • Linda Dallmann (SGS Essen): 21 Länderspiele
  • Lea Schüller (SGS Essen): 13 Länderspiele
  • Turid Knaak (SGS Essen): 8 Länderspiele
  • Lena Sophie Oberdorf (SGS Essen): 3 Länderspiele
  • Klara Bühl (SC Freiburg): 2 Länderspiele

Der internationale Vergleich – so läuft’s im Ausland

Das höchste Durchschnittsgehalt gibt es in der französischen Division 1 Féminine. Hier stehen im Schnitt knapp 45.000 Euro Jahresgehalt auf dem Lohnzettel – nicht zuletzt wegen Olympique Lyon, die den Schnitt deutlich nach oben ziehen und damit das Gesamtbild etwas verzerren dürften. Nach der auf Rang zwei stehenden deutschen Frauen-Bundesliga folgt die englische FA Women’s Super League, in der Spielerinnen im Schnitt immerhin noch auf ein Jahresgehalt von etwas mehr als 31.500 Euro kommen.

Überraschend ist das niedrige Gehalt der Spielerinnen in den USA: Gut 24.000 Euro verdienen die Kickerinnen hier im Jahr – und das, obwohl sie offiziell Profis sind. Die Vereinigten Staaten waren das erste Land, in dem der Frauenfußball professionalisiert wurde. Allerdings sind bislang zwei Versuche gescheitert, Berufsfußball für Frauen dauerhaft zu etablieren. Die derzeitige Profi-Liga „National Women’s Soccer League“ existiert seit 2013 und damit länger als die Vorgänger. Besonders bemerkenswert: Während die US-Herrenfußballer nicht einmal in den Top-20 der FIFA-Weltrangliste stehen, belegen die Fußballerinnen Platz 1 – und verdienen dennoch bedeutend weniger als die Männer. Die US-Damen sind vor kurzem einen drastischen Schritt gegangen und haben ihren eigenen Verband verklagt – wegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Der gesamte WM-Kader steht hinter der Klage und moniert nicht nur die geringeren finanziellen Zuwendungen, sondern fordert zudem gleiche Reise-, Trainings- und Spielbedingungen wie ihre männlichen Kollegen.

Der norwegische Verband zeigt seit 2018, dass es auch anders geht: Hier bekommen die Damen die gleichen Honorare für Auftritte mit dem Nationalteam wie ihre männlichen Landsleute. Die Herren haben dafür sogar auf einen Teil ihrer Werbeeinnahmen verzichtet, der nun dem zuvor niedrigeren Budget der Damen zufließt.

Doch nicht nur Verbände, auch Unternehmen beschäftigen sich mit dem Gender Pay Gap im Fußball: Der Sportartikelhersteller Adidas hat sich öffentlichkeitswirksam zu seiner Verantwortung in Sachen Gleichberechtigung bekannt und im Vorfeld der Frauen-WM 2019 allen Spielerinnen, die er unter Vertrag hat, die gleichen Erfolgsprämien zugesagt, die die männlichen Athleten bei Adidas erhalten.

Dennoch muss man trotz einzelner Hoffnung machender Veränderungen festhalten: Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern sind offenbar ein weltweites Problem – nicht zuletzt im professionellen Sport.

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Quellen:

90min.de
Bento
BILD
Bundesregierung.de
Deutschlandfunk
FAZ
Spiegel Online
Spox
Statista