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Das verdienen Fußball-Schiedsrichter in Bundesliga, Champions League und Co.

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Schiedsrichter beim Fußball

Die Bundesliga-Saison 2018/2019 geht ihrem Ende entgegen und noch ist sowohl in Sachen Meistertitel als auch im Abstiegskampf nichts entschieden. Obwohl wir große Fußballfans sind und uns hier lang und breit über die aktuelle Saison auslassen könnten, nehmen wir an dieser Stelle einen Bereich in den Blick, der uns naturgemäß besonders nah ist – das Thema Gehalt. Genauer: das Schiedsrichter-Gehalt. Es geht also mal nicht um die Spieler und Trainer, also die Hauptdarsteller des Fußballzirkus‘. Es geht um die Akteure, denen man nachsagt, dann einen besonders guten Job gemacht zu haben, wenn man gar nicht bemerkt hat, dass sie auf dem Platz standen.

Dabei zeigen wir nicht nur, was die ein Spiel leitenden Schiedsrichter verdienen, sondern auch, was ihre Assistenten, der sogenannte ‚Vierte Offizielle‘ sowie die Videoschiedsrichter bekommen. Und auch ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus ist spannend: Sind die Gehälter in anderen europäischen Ligen höher? Wie sieht das mit der Bezahlung in Champions League und Europa League aus? Und welcher Verdienst winkt den Schiris, wenn sie die Ehre haben, bei den großen Turnieren wie Weltmeisterschaft und Europameisterschaft zu pfeifen? Über all dies informieren wir an dieser Stelle.

Die Rolle der Schiedsrichter im Fußball

Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen sind im Fußball unverzichtbar. Ohne die Frauen und Männer an der Pfeife läuft nichts, zumindest nicht bei offiziellen Spielen. Und je höher die Liga, desto höher die Anforderungen an die Unparteiischen. Mehrmals jährlich treffen sich die durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) betreuten Schiedsrichter der ersten vier Ligen. Bei diesen Lehrgängen stehen dann Regelkunde sowie Leistungs- und Fitnesstests auf dem Stundenplan.

Trotz ihrer Bedeutung haben die Schiedsrichter im Fußball häufig eine besonders undankbare Position inne. Es ist fast schon die Regel, dass eine der beiden Mannschaften mit der Spielleitung unzufrieden ist; im ungünstigsten Fall sind sogar beide Seiten nicht gut zu sprechen auf die dafür zuständige Person. Auch von außerhalb des Platzes schlägt den Referees häufig Unmut oder gar offene Aggression entgegen. Schmähgesänge der Fans, geworfene Gegenstände und in unteren Ligen mitunter sogar unmittelbare körperliche Gewalt machen den Unparteiischen das Leben schwer.

Dabei wird von Zuschauern, Medien und den beteiligten Mannschaften häufig außer Acht gelassen, dass die Schiedsrichter teils komplexe Spielsituationen in Sekunden einschätzen müssen, um zu korrekten Entscheidungen zu gelangen. Dass das nicht immer vollständig klappt, ist menschlich. Der seit der Saison 2017/18 in Deutschland eingesetzte Videobeweis kann zwar die Fehlerzahl reduzieren, kommt allerdings lediglich in spielentscheidenden Situationen zur Anwendung und zudem aktuell nur in Liga 1. Und auch hinter den Kontrollschirmen im sogenannten ‚Kölner Keller‘ sitzen Menschen, die mitunter trotz zahlreicher Kameraperspektiven und Wiederholungsmöglichkeiten zu falschen Einschätzungen und Entscheidungen kommen können.

Wer sich als Stadionfan die Bilder hinterher im TV noch einmal ansieht, stellt übrigens auch häufig fest, dass der Unparteiische doch nicht so daneben lag, wie es aus einiger Entfernung von der Tribüne aus wirkte. Von wenigen unrühmlichen Ausnahmen einmal abgesehen pfeift kein Schiedsrichter vorsätzlich falsch. Er würde sich ins eigene Fleisch schneiden: Wer häufig viele Fehler macht, bekommt weniger Einsätze bzw. letztendlich irgendwann überhaupt keine Spielleitungen mehr. Und wer wenig oder gar nicht mehr pfeifen darf, verliert ggf. nicht nur die Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen, sondern muss zumindest im Umfeld der oberen Ligen auch beruflich seinen Fokus anders setzen.

Von Beruf Schiedsrichter?

Lange waren Schiedsrichter auch in der höchsten deutschen Spielklasse praktisch eher Amateure, die im Alltag einer anderen Tätigkeit nachgingen und mit diesem Hauptberuf ihren Lebensunterhalt verdienten. Die nicht ganz jungen Fußballinteressierten werden sich mit Sicherheit an den pfeifenden Zahnarzt Dr. Markus Merk, den Gymnasiallehrer Hellmut Krug oder den Bankkaufmann und Kommunikationswirt Lutz Michael Fröhlich erinnern.

Auch die aktuellen Top-Referees der Bundesliga haben ‚klassische Berufe‘, denen sie in der Regel aufgrund der Aufgaben im Sport allerdings nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nachgehen. Die Schiedsrichter, die in der laufenden Saison die meisten Bundesligaspiele geleitet haben, haben beispielsweise folgende Berufe erlernt:

Auch die erste und nach wie vor einzige Frau, die es bis in die höchste deutsche Herren-Spielklasse geschafft hat, ist hauptberuflich nicht Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus ist Polizeikommissarin in Hannover und damit beim Land Niedersachsen beschäftigt.

Die Gehälter der Schiedsrichter und ihrer Kollegen in den deutschen Profiligen

Nach wie vor gibt es in Deutschland offiziell keine Profi-Schiedsrichter, also Schiedsrichter, die hauptberuflich Spiele leiten und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Doch in den letzten Jahren ist viel dafür getan worden, dass die Schiedsrichter der oberen Ligen von dieser Tätigkeit leben und sich die Zeit für eine professionelle Vorbereitung nehmen können. Gerade die Schiedsrichter der 1. Bundesliga sind inzwischen finanziell in der Lage, auf die Ausübung ihres ursprünglich erlernten Berufs zu verzichten. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr professionellen Strukturen war die Einführung eines Grundhonorars zur Saison 2012/2013, das sie unabhängig von der Anzahl der geleiteten Spiele erhalten. Aktuell bekommen die 46 Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten der ersten beiden Ligen jährlich folgende Basisgehälter:

  • FIFA Schiedsrichter „First Class“: 80.000 €
  • Übrige FIFA Schiedsrichter: 70.000 €
  • Bundesliga-Schiedsrichter mit mind. 5-jähriger Erstligaerfahrung: 70.000 €
  • Übrige Bundesliga-Schiedsrichter: 60.000 €
  • Schiedsrichter 2. Bundesliga: 40.000 €
  • FIFA Schiedsrichterassistent: 45.000 €
  • Bundesliga-Schiedsrichterassistent: 40.000 €
  • Schiedsrichterassistent 2. Bundesliga: 4.500 €

Hinzu kommen Honorare, die Schiedsrichter, Linienrichter, 4. Offizielle und Videoschiedsrichter pro Spiel erhalten:

  • Schiedsrichter 1. Bundesliga: 5.000 €
  • Schiedsrichter 2. Bundesliga: 2.500 €
  • Schiedsrichterassistent 1. Bundesliga: 2.500 €
  • Schiedsrichterassistent 2. Bundesliga: 1.250 €
  • 4. Offizieller 1. Bundesliga: 1.250 €
  • 4. Offizieller 2. Bundesliga: 600 €
  • Video-Assistent: 1.250 €

Die ebenfalls vom DFB betreuten Schiedsrichter der 3. Liga und der Regionalligen müssen da finanziell schon deutlich kürzer treten. Ein jährliches Grundgehalt gibt es hier nicht, das Honorar pro geleitetem Spiel liegt bei 750 Euro (3. Liga) bzw. 300 Euro (Regionalliga). Schiedsrichterassistenten erhalten jeweils die Hälfte. Zudem erhalten alle drei Unparteiischen Spesen für ihre Anreise.

Ein weiter Weg nach oben – das verdienen die Schiedsrichter im Amateurfußball

Die meisten der etwa 75.000 Schiedsleute im deutschen Fußball sind weit davon entfernt, von der Spielleitung leben zu können. Wer in den Ligen unterhalb der Regionalliga pfeift und winkt, wird nicht mehr vom DFB, sondern vom jeweils zuständigen Landesverband betreut. Hier gibt es zusätzlich zu den Anfahrtsspesen lediglich kleine Honorare zwischen 20 und 50 Euro, also eher eine Aufwandsentschädigung. Wer allwöchentlich freiwillig über die Rasen- und Ascheplätze der Republik läuft und sich dabei regelmäßig die eine oder andere Unverschämtheit anhören muss, macht dies in der Regel aber auch nicht wegen des Geldes. Hier stehen eher die sportliche Betätigung, die Zugehörigkeit zu einer Sportgemeinschaft oder vielleicht auch der freie Eintritt bei Spielen aller Ligen, der Schiedsrichtern zusteht, im Fokus.

Andere Länder, andere Gehälter: Das verdienen Schiedsrichter in Europas Top-Ligen

Im europäischen Vergleich stehen die Schiedsrichter der deutschen Bundesligen gut dar – auch finanziell. In der englischen Premier League, die in Sachen Spielergehälter führend ist, liegen die Gehälter der Schiedsrichter im Schnitt unter denen der deutschen Kollegen. Die Schiedsrichterelite, die hier – im Gegensatz zur Bundesliga – als Profi-Schiedsrichter tätig ist, kommt auf ein maximales Jahresgrundgehalt von ca. 74.000 Euro und eine Einsatzprämie von ca. 1.700 Euro.

In der spanischen Primera División wird um das Fixgehalt ein großes Geheimnis gemacht – angeblich bekommen aber Top-Leute bis zu 10.000 Euro monatlich, also 120.000 Euro im Jahr und damit deutlich mehr als die Elite der DFB-Schiedsrichter. Weniger anerkannte ‚Árbitros‘ in La Liga sollen hingegen nur ca. 2.300 Euro monatlich bekommen. Für alle gilt jedoch: Pro Spiel kommen ca. 3.600 Euro hinzu, wobei zwei Einsätze monatlich garantiert sind.

Das Grundgehalt der Schiedsrichter der italienischen Serie A bewegt sich zumindest bei den Top-Leuten auf dem Niveau der Bundesliga; die Elite erhält 80.000 Euro im Jahr. Wer mindestens 25 Spiele in der obersten Liga gepfiffen hat, bekommt 40.000 Euro. Neulinge in der Serie A erhalten 30.000 Euro.

So sieht es bei internationalen Wettbewerben aus: Champions League, Europa League, WM und EM

Auch die UEFA unterteilt ihre Schiedsrichter, die sie in Champions League (CL) und Europa League (EL) einsetzt, in verschiedene Leistungskategorien. Die Referees der obersten Kategorie erhalten 4.800 Euro pro Spiel, ab dem Viertelfinale sogar 5.800 Euro.

Noch spendabler zeigt sich der Europäische Fußballverband bei den alle vier Jahre stattfindenden Europameisterschaften. Hier soll es für den Spielleiter 10.000 Euro pro Partie geben sowie eine Tagespauschale von 200 Euro.

Das Vergütungsmodell der FIFA bei den Weltmeisterschaften ähnelt dem der Bundesliga. Auch hier gibt es ein Fixgehalt und Extra-Honorare für jedes geleitete Spiel. Die Top-Leute wie z. B. der deutsche FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych erhielten bei der letzten WM in Russland ein Basisgehalt von umgerechnet ca. 57.000 Euro sowie zusätzlich ca. 2.400 Euro pro Spiel. Die Assistenten mussten sich mit einem Fixum von 20.000 Euro und einem Spielhonorar von jeweils 1.600 Euro begnügen.

Fußball-Schiedsrichter – ein lohnender (Neben-)Job?

Man muss den Fußball schon lieben, um sich mit vollem Einsatz der Schiedsrichterei zu widmen. Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, Entscheidungsfreude und Führungsqualitäten sind zum einen wichtige Voraussetzungen, zum anderen aber auch Qualitäten, die bei dieser Tätigkeit entwickelt und geschult werden können. Geld sollte hier nicht der primäre Antrieb sein, zumal eine Karriere, die einen bis in die oberen Ligen führt und für ein ordentliches Einkommen sorgt, schwer planbar ist. Denn finanziell attraktiv wird es erst in der Zuständigkeit des DFB, also ab der Regionalliga (4. Liga) aufwärts.

Kann man die 300 Euro pro Spiel für die Regionalliga-Schiedsrichter noch als schönes Zubrot sehen, so wird es auf dem absoluten Top-Level richtig lukrativ. Auf rund 200.000 Euro kann ein deutscher FIFA-Schiedsrichter mit seinem Fixgehalt, regelmäßigen Einsätzen als Spielleiter, vierter Mann und Videoschiedsrichter sowie einigen Europacup-Spielen auch in jenen Jahren kommen, in denen keine WM oder EM ansteht. Da fällt es manch einem leicht, laut von Überbezahlung zu sprechen. Betrachtet man allerdings den Druck, die Verantwortung und die Anfeindungen, welchen Schiedsrichter immer wieder ausgesetzt sind, so scheint das Gehalt durchaus gerechtfertigt. Eine gute Bezahlung ist nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt der Korruption wichtig. Selbstverständlich schließt ein gutes Einkommen Bestechlichkeit nicht aus, es kann die Verlockung, gelegentlich mal die Hand aufzuhalten, aber deutlich reduzieren.

Insgesamt rechtfertigt keine Bezahlung, wie hoch oder gering sie auch sein mag, die Aggressionen, denen sich Schiedsrichter mitunter ausgesetzt sehen. Am Ende geht es immer noch um die Leitung eines Spiels, mag es für den Einzelnen auch noch so wichtig und bedeutsam sein oder erscheinen. Der Großteil jener, die von außen das Unvermögen der Spielleitung kritisieren, würde es erst gar nicht in diese Position schaffen – weil ihnen konstante Klarsicht, Ausdauer und/oder Nervenstärke fehlen. Selbstverständlich sieht jeder von uns einzelne Situationen mal anders, ja sogar besser als der Schiri, aber das sind Einzelfälle. Wer weit oben pfeift, muss konstant gute Leistungen bringen, hat also über Jahre hinweg deutlich mehr richtige als falsche Entscheidungen getroffen. Und das wird dann irgendwann eben auch finanziell belohnt, wie in anderen (professionellen) Bereichen auch.

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Quellen:

Deutscher Fußball-Bund (DFB)
Kicker.de
Spiegel Online
Stern.de
T-Online
Transfermarkt.de
Welt.de