News

Gehalt und Karriere bei der Fraunhofer-Gesellschaft

Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Fraunhofer

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist ein eingetragener Verein, der sich vor allem mit anwendungsorientierter Forschung auseinandersetzt. Der Interessenschwerpunkt der Organisation liegt dabei vor allem auf zukunftsrelevanten Technologien und deren Integration und Bedeutung für Wirtschaft und Industrie. Als größte europäische und weltweit führende Organisation in diesem Bereich mit Sitz in Deutschland sieht sich die Fraunhofer-Gesellschaft in der Position des Wegweisers für innovative Entwicklungen, nachhaltige wissenschaftlich-technologische Lösungen. Ende 2021 zählte die Fraunhofer-Gesellschaft rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die meisten davon, ungefähr zwei Drittel, gehörten zum WTA-Personal (wissenschaftlich technische und administrative Beschäftigte). Das restliche Drittel besteht aus Studierenden und Auszubildenden.  

Die Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft besteht zu rund einem Drittel aus der Grundfinanzierung durch Bund und Länder. Der Großteil, etwa 70 Prozent, kommt von Aufträgen aus der freien Wirtschaft oder von öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. So betrug das Finanzvolumen der Fraunhofer-Gesellschaft in 2021 fast drei Milliarden Euro, allein 2,5 Milliarden Euro wurden flossen in die Vertragsforschung. Da die Fraunhofer-Gesellschaft eine gemeinnützige Organisation ist, und damit nicht gewinnorientiert, fließen alle überschüssigen Einnahmen in die Förderung der Wissenschaft und der Forschung.

In diesem Artikel stellen wir die Fraunhofer-Gesellschaft vor und wollen einen genaueren Blick auf die Karrieremöglichkeiten bei der Organisation werfen. 

Geschichte der Fraunhofer-Gesellschaft

Die nach dem Münchner Forscher, Erfinder und Unternehmer Joseph von Fraunhofer benannte Fraunhofer-Gesellschaft wurde 1949 gegründet. In den ersten Jahren fokussierte sich die Organisation vor allem auf die bayerische Wirtschaft in der Nachkriegszeit und war dementsprechend vor allem in der Forschung auf den Gebieten Bergbau, Hüttentechnik und Maschinenbau involviert. Die Finanzierung erfolgte zu dem Zeitpunkt noch durch öffentliche Fördermittel und Spenden. Schon 1952, drei Jahre nach der Gründung, wurde die Fraunhofer-Gesellschaft neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) als dritte tragende Kraft in der deutschen Forschungslandschaft anerkannt. Von der DFG und der MPG kommt allerdings Gegenwind. Die Kritik äußerte sich vor allem darin, dass die Fraunhofer-Gesellschaft ihre Aufgabenstellung und Arbeitsweise noch nicht eindeutig genug definiert hat. In der Folge hat die Fraunhofer-Gesellschaft mit finanziellen und politischen Problemen zu kämpfen. Vor allem durch die Unterstützung der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg kann die Gesellschaft diese Situation aber überstehen. Im Juni 1954 wird mit dem Institut für Mikroskopie, Photographie und Kinematographie (IMPK) sogar die erste eigene Forschungseinrichtung gegründet. Bereits zehn Jahre nach ihrer Gründung verfügt die Fraunhofer-Gesellschaft über neun eigene Institute mit 135 Mitarbeitenden und einem Finanzvolumen von 3,6 Millionen Mark.  

1969, nach 20 Jahren, gehören schon 19 Institute mit mehr als 1.200 Mitarbeitenden zur Fraunhofer-Gesellschaft, mit einem Budget von ca. 33 Millionen Mark. Außerdem wird die Organisation endlich in die staatliche Grundfinanzierung aufgenommen, nachdem sie diesen Wunsch schon 1956 geäußert hat. Anfang der 1970er-Jahre freut sich die Fraunhofer-Gesellschaft über viele neue Mitglieder, nicht nur aus der Technikbranche, sondern aus allen möglichen gesellschaftlichen Branchen, etwa Sozialwissenschaftler, Journalistinnen und Gewerkschafter. Nach 25 Jahren, 1974, unterhält die Gesellschaft 27 Institute mit fast 1.700 Mitarbeitern und einem Budget von erstmals über 100 Millionen Mark.  

1976 ruft die Fraunhofer-Gesellschaft ein Programm zur Förderung der Vertragsforschung für kleinere und mittelständische Unternehmen ins Leben. Wenig später wird dieses Programm zu einem Gesamtprogramm des Bundes. Für die Fraunhofer-Gesellschaft ist das ein wichtiger Wachstums- und Prestigefaktor. Ebenfalls 1978 wird erstmals der Joseph-von-Fraunhofer-Preis vergeben. Die ersten Preisträger sind Dr. Günther Baur und Waldemar Greubel für die Entwicklung eines floureszenzaktivierten Displays und Ulrich Lübbert für ein Verfahren zur Automatisierung des Wurzelschweißens.  

In den 1980er Jahren zog sie sich aus der Verteidigungsforschung zurück und konzentrierte sich auf zivile Forschungsbereiche und Institute. Nach der Wiedervereinigung wurden zahlreiche Forschungsinstitute aus Ostdeutschland in die Fraunhofer-Gesellschaft integriert, und sie erweiterte ihr internationales Engagement durch die Gründung von Fraunhofer USA, Inc. in Rhode Island. Zur Jahrtausendwende wurde ein Verbindungsbüro in Brüssel eröffnet, und in den folgenden Jahren wurden weitere Niederlassungen im Ausland gegründet, wie Fraunhofer UK Research Ltd. in Glasgow und Fraunhofer Singapore. 

Aktuell steht die Fraunhofer-Gesellschaft aber auch vermehrt in der Kritik. Laut einer aktuellen Prüfung durch den Bundesrechnungshof gehen die Vorstandsmitglieder zu verschwenderisch mit dem Geld der Organisation um. Konkret werden ihnen Geburtstagsessen in Höhe von mehreren Tausend Euro und weiteren zu teuren Geschäftsessen im dreistelligen Bereich pro Person, zu teure Dienstwagen der Oberklasse und zahlreiche Hotelübernachtungen über der Kostenobergrenze vorgeworfen. Dies ist nicht das erste Mal, dass die Vorstandsmitglieder der Fraunhofer-Gesellschaft derart negativ auffallen. Schon 2016 erschien ein Bericht, der die Ausgaben im Zeitraum von 2012 bis 2014 untersucht und ähnliche Ergebnisse festgestellt hat. 

Arbeiten bei der Fraunhofer-Gesellschaft

Die Fraunhofer-Gesellschaft hält Beschäftigungsmöglichkeiten für alle möglichen Personengruppen bereit. Als Forschungseinrichtung können vor allem Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Studierende bei Fraunhofer arbeiten. Allerdings bieten sie auch Ausbildungsplätze und administrative Jobs in der Zentrale an. 

Ausbildung und Studium bei der Fraunhofer-Gesellschaft

Nach dem Schulabschluss können junge Menschen bei der Fraunhofer-Gesellschaft eine Ausbildung oder ein Duales Studium machen. Diese sind in verschiedenen Instituten wie dem Institut für Maritime Logistik und Dienstleistungen oder dem Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik möglich. Die Beschäftigungsbereiche unterscheiden sich jedoch innerhalb der Institute. Während Studierende in die fachliche Arbeit eingebunden sind, haben Auszubildende diese Möglichkeit selten. Einige Beispiele für Ausbildungsbereiche bei der Fraunhofer-Gesellschaft sind: 

 

 

Duale Studierende können dagegen in folgenden Bereichen ein Studium aufnehmen:

Für Studierende bietet die Fraunhofer-Gesellschaft außerdem die Möglichkeit, die Abschussarbeite in Zusammenarbeit mit einem der Forschungsinstitute zu schreiben. Dabei ist das Rahmenthema der Arbeit allerdings oft von der Fraunhofer-Gesellschaft vorgeschrieben und orientiert sich an einem aktuellen Forschungsschwerpunkt des Instituts.

Die Gehälter von Auszubildenden richten sich nach den Bestimmungen des Tarifvertrags für Auszubildende des öffentlichen Dienstes. Zudem bietet die Fraunhofer-Gesellschaft ihren Auszubildenden einen zusätzlichen Lernmittelzuschuss und erstattet ihnen einmal pro Monat die Reisekosten für Familienheimfahrten zum Wohnort der Eltern oder von Ehepartnern. Die Ausbildung kann entweder an einem der Institute oder an einem der Verwaltungsstandorte stattfinden. 

Aktuelle Stellenangebote

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Berufseinstieg und Beschäftigungsmöglichkeiten bei der Fraunhofer-Gesellschaft

Auch nach einer Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen Studium gibt es bei der Fraunhofer-Gesellschaft noch Arbeitsmöglichkeiten. Vor allem für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen oder für Fachkräfte gibt es hier Arbeitsplätze. Fachkräfte arbeiten in den folgenden Geschäftsbereichen: 

 

  • Bautechnik/Gebäudetechnik 
  • Business Development 
  • Einkauf/Beschaffung 
  • Finanzen Controlling 
  • Human Resources 
  • IT-Infrastruktur 
  • Mediendesign/Gestaltung 
  • Organisation/Verwaltung 
  • PR/Kommunikation 
  • Recht/Patentwesen 
  • Technologiemarketing 

 

Die Gehälter bei der Fraunhofer-Gesellschaft richten sich nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Je nach fachlicher Qualifizierung und Tätigkeitsbeschreibung kann die Einordnung unterschiedlich ausfallen. So werden Fachkräfte mit abgeschlossener wissenschaftlicher Hochschulbildung beispielsweise in die Entgeltgruppen E13 oder höher eingeordnet. Voraussetzung hierfür ist ein abgeschlossenes Masterstudium oder eine bestandene Magisterprüfung, Diplomprüfung oder eine erste Staatsprüfung.  

Für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehen die Arbeitsmöglichkeiten etwas anders aus. Hier besteht die Möglichkeit, direkt nach einem MINT-Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschung einzusteigen oder als Post-Doktorand bzw. Post-Doktorandin Berufserfahrung im jeweiligen Forschungsfeld zu sammeln. Hierfür kann die Fraunhofer-Gesellschaft ein Karrieresprungbrett sein, da die Doktoranden und Doktorandinnen tief in die internationale Forschung eingebunden sind und durch die Mitarbeit an komplexen und vielschichtigen Projekten ihre Kenntnisse vertiefen können und sich gleichzeitig fachlich weiterbilden. Außerdem ist es möglich, im Zuge einer Promotion bei der Fraunhofer-Gesellschaft zu arbeiten. Dabei werden die angehenden Doktoranden und Doktorandinnen in die wissenschaftlichen Projekte der Institute eingebunden und können ihre wissenschaftliche Arbeit mit den aktuellen Fragen der Wirtschaft verbinden. Auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Wissenschaftlerinnen werden nach dem TVöD bezahlt, sie werden in die Entgeltgruppe E13 oder höher eingeordnet. Sie bekommen also mindestens ca. 4.190 Euro brutto pro Monat. 

Wie wird die Fraunhofer-Gesellschaft als Arbeitgeber bewertet?

Die Bewertungen der Fraunhofer-Gesellschaft auf Bewertungsportalen zeigen teilweise deutliche Unterschiede. Während einige Mitarbeitende beispielsweise die Möglichkeiten des Home-Office und des Gleitzeitausgleichs positiv hervorheben, kritisieren andere die Work-Life-Balance bei der Organisation. Ähnliches gilt für die Arbeitsatmosphäre, wo einerseits das Vorgesetztenverhalten und der Umgang mit Kollegen stark bemängelt werden, andererseits aber auch Bewertungen existieren, die diese Aspekte positiv hervorheben. Letztendlich besteht die Fraunhofer-Gesellschaft, neben der Zentralverwaltung, aus mehreren Forschungsstellen und Instituten, wodurch die Auffassungen je nach Standort und Beschäftigungsumfeld stark variieren können. Die meisten Bewertungen bewegen sich jedoch im Mittelfeld und sind grundsolide. Ausreißer nach oben oder unten sind eher selten. In den letzten zwei Jahren haben rund drei Viertel der Bewertenden die Fraunhofer-Gesellschaft als Arbeitgeber weiterempfohlen, was eine gute Quote darstellt.

Quellen:

bundesrechnungshof.de 

businessinsider.de 

fraunhofer.de 

haufe.de 

oeffentlichen-dienst.de