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Was verdient man beim Eurovision Song Contest?

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Mikrofon Disco-Hintergrund

An wenigen Großveranstaltungen spalten sich die Meinungen so sehr wie beim Eurovision Song Contest. Einerseits hat das Event jedes Jahr riesige Zuschauerzahlen – die Finalshow 2022 haben weltweit rund 161 Millionen Menschen live verfolgt – andererseits üben die Fans immer wieder Kritik am Format und der Durchführung des Events.  

In diesem Artikel werfen wir neben der Kritik und Rezeption des ESC einen genaueren Blick auf die Geldsummen, die in dieses Event investiert werden, und ob es sich für die Musiker und Musikerinnen finanziell überhaupt lohnt, teilzunehmen. 

Kritik am Eurovision Song Contest

Einer der häufigsten Kritikpunkte ist die Differenz zwischen dem Juryvoting und dem Televoting. So hat etwa die Ukraine 2022 mehr als doppelt so viele Stimmen durch das Televoting erhalten als von der Jury, und letztendlich nur dadurch gewonnen. Nach dem Juryvoting wären sie nur vierter geworden, hinter Großbritannien, Schweden und Spanien. Ebenfalls interessant ist, wie die Platzierung von Moldau durch das Televoting beeinflusst wurde. Nach nur 14 Punkten von der Jury, und damit Platz 21, sorgten die 239 Punkte aus dem Televoting dafür, dass das Land noch Platz 7 erreichte. Nicht zuletzt deshalb sind viele Fans der Meinung, das Televoting sollte stärker gewichtet werden, die verhältnismäßig kleine Jury spiegele nicht die Meinung der Millionen anderen Zuschauer und Zuschauerinnen wider. 

Was ebenfalls oft kritisiert wird, ist der politische Hintergrund der Veranstaltung. Laut den Regeln der European Broadcasting Union sind zwar sämtliche Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur verboten, allerdings ist es bei so einem großen Event beinahe unmöglich, alle politischen Statements aus dem Programm fernzuhalten. 2022, im Kontext der russischen Invasion in die Ukraine, beendete die ukrainische Band ihren Auftritt beispielsweise mit einem Aufruf, der ukrainischen Bevölkerung zu helfen. Und auch schon in ihrem Song findet sich in dieser Hinsicht eine subtile politische Botschaft mit der Textzeile „I’ll always find my way home, even if all roads are destroyed.“ Davor setzte etwa der österreichische Travestiekünstler Tom Neuwirth mit seinem Auftritt als Conchita Wurst 2015 ein Zeichen gegen den politischen Rechtsruck in seinem Land.  

Wie viel kostet der ESC, und wie viel verdienen die Künstler?

Der Eurovision Song Contest ist ein kostspieliges Event. Laut eigenen Angaben kostet das Event durchschnittlich ungefähr sechs Millionen Euro. Die teilnehmenden Länder finanzieren es zu Teilen, wobei sich die Höhe der Beteiligung am jeweiligen BIP orientiert. Zusätzlich wendet das jeweils austragende Land zusätzlich zwischen 10 und 20 Millionen Euro auf, um das Hauptevent und andere Nebenevents zu finanzieren. Der größte Anteil an der Finanzierung kommt von den sogenannten Big Five, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. 2021 beteiligte sich Deutschland etwa mit knapp 400.000 Euro. Gemessen an den Gesamtkosten ist das allerdings nur ein vergleichsweise kleiner Prozentsatz. So hat beispielsweise Spanien 2015 mit einer Beteiligung von rund 350.000 Euro nur ungefähr 2,4 Prozent der Gesamtkosten von etwa 15 Millionen Euro getragen. 

Von diesem Geld sehen die Künstler und Künstlerinnen allerdings nicht sonderlich viel. Die Gewinner bekommen eine Trophäe, aber kein Preisgeld. Außerdem erhalten die Teilnehmer keine Gagen von den Veranstaltern. Ob die nationalen Rundfunkanstalten ihren Schützlingen eine Gage zahlen, hängt immer von den Anstalten ab. Zumindest die Reisekosten und Ausgaben wie Unterkunft und Verpflegung werden aber in der Regel übernommen. Lohnt es sich dann überhaupt, zum ESC zu reisen, wenn die Arbeit nicht einmal bezahlt wird? 

Der ESC als Sprungbrett für die Karriere

Die Künstler und Künstlerinnen beim ESC erhalten keine vorgeschriebene Gage. Stattdessen erhalten sie die Aufmerksamkeit von einem Millionenpublikum auf der ganzen Welt. Mit anderen Worten, wer überzeugt, kann ganz groß rauskommen. Das beste Beispiel hierfür ist die schwedische Band ABBA, deren Karriere nach dem Sieg beim ESC 1974 (damals noch Grand Prix) Fahrt aufnimmt. Während sie vorher außerhalb Schwedens noch relativ unbekannt sind, erreicht der Siegersong Waterloo in fast ganz Europa an der Spitze der Charts, sogar in den USA kommt der Song in die Top Ten. Die nächsten großen internationalen Erfolge der Band sind schließlich ihr drittes Studioalbum ABBA aus 1975 und in den Jahren unmittelbar danach weitere Releases, mit denen sie in den Charts auf der ganzen Welt vertreten sind. Heute, fast 50 Jahre später, gehört ABBA zu den erfolgreichsten europäischen Bands aller Zeiten. 

Etwas aktuellere Beispiele hierfür sind Lena, die Siegerin des Eurovision Song Contest von 2010, und die italienische Band Måneskin, die seit ihrem Sieg in 2021 eine der angesagtesten Rockbands der Welt sind. In beiden Fällen gelingt der große Durchbruch nach dem Sieg beim ESC. Aber auch für Künstler und Künstlerinnen, die nicht gewinnen konnten, bietet der ESC eine Chance, internationale Bekanntheit zu erlangen. Die armenische Sängerin Rosa Linn erreicht 2022 nur 61 Punkte und belegt damit den 20. Platz im Wettbewerb. Trotzdem wird ihr Song Snap ein Hit und hält sich mehrere Wochen in den Charts, in Belgien belegt der Song sogar mehrere Wochen Platz 1. 

Quellen:

abbasite.com 

billboard.com 

eurovision.de 

eurovision.tv 

news.at 

politico.eu 

spiegel.de 

thesun.co.uk 

top40-charts.com 

 

Autor: Christoph Deutscher