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Darts-WM 2020: Das verdienen die Darts-Profis

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3 Drei Darts-Pfeile stecken in der Triple 20 eines Darts-Boards

Wenn der Alexandra Palace im Norden Londons aus allen Nähten platzt, der bekannteste aller Caller ‚The Voice‘ Russ Bray mit seiner rauchigen Stimme laut und gedehnt „Onehundred and eighty!“ schreit und nicht immer athletisch aussehende Athleten zu martialischer Musik der 90er- und 80er-Jahre den eigenen Walk On zelebrieren, dann ist wieder Darts-WM.

Das Highlight der Darts-Saison zieht auch dieses Jahr wieder Hunderttausende in ihren Bann, wenn vom 13. Dezember 2019 bis zum 1. Januar 2020 der PDC World Darts Champion 2020 im Ally Pally ausgespielt wird. Der Boom der Sportart Darts (im Deutschen häufig auch Dart genannt), der sich beispielsweise in der gesteigerten TV-Präsenz und durchaus beachtlichen Einschaltquoten zeigt, spiegelt sich auch im finanziellen Bereich wider.

Preisgelder, Sponsoreneinnahmen und Gagen für Schauwettkämpfe, sogenannte Exhibitions, sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, sodass inzwischen einige Spieler von ihrem Sport leben können – aber eben auch nur die Besten der Besten. Doch was verdient ein Darts-Profi eigentlich? Wie setzt sich sein ‚Gehalt‘ zusammen, wieviel Einfluss hat der sportliche Erfolg auf das Einkommen und welche Möglichkeiten gibt es, seinen Lohn aufzubessern?

Wenn sich gutes Spiel auszahlt – Preisgelder im Darts-Sport

Auch wenn die World Darts Federation (WDF) der deutlich ältere weltweite Dachverband ist, gilt die Professional Darts Corporation (PDC) als die wichtigste und bedeutend prestigeträchtigere Organisation. Immer wieder wechseln Profispieler zur PDC, um ihre Karriere in Schwung zu bringen: Schließlich werden nahezu alle der im Fernsehen übertragenen Turniere von der PDC veranstaltet und prominente Spieler wie Michael van Gerwen, Raymond van Barneveld, Gary Anderson oder Peter Wright, die auch außerhalb eines Fachpublikums bekannt sind, gehören dem Verband an.

Eine der größten und wichtigsten Einnahmequellen der Darts-Profis sind zweifelsohne die Preisgelder, die die Sportler durch ihre Teilnahme und Erfolge bei wichtigen PDC-Turnieren wie der Darts-WM, dem Grand Slam of Darts, der Premier League Darts, dem World Match Play, dem Masters und vielen weiteren Turnieren und Turnier-Reihen kassieren. Aufgrund der Bedeutung des Verbands gilt die PDC Order of Merit, die die Turnier-Verdienste der Spieler innerhalb der letzten zwei Jahre in Britischen Pfund angibt, vielerorts auch als ‚offiziell inoffizielle‘ Weltrangliste.

PDC Order of Merit: die Top 10 der aktuellen PDC-Geldrangliste

  1. Michael van Gerwen (Niederlande): 1.491.750 £
  2. Rob Cross (England): 979.750 £
  3. Gerwyn Price (Wales): 689.250 £
  4. Michael Smith (England): 575.500 £
  5. Gary Anderson (Schottland): 536.500 £
  6. Daryl Gurney (Nordirland): 463.250 £
  7. Peter Wright (Schottland): 463.000 £
  8. James Wade (England): 432.750 £
  9. Ian White (England): 400.500 £
  10. Dave Chisnall (England): 389.750 £

Was schnell auffällt: Einzig der Niederländer Michael „Mighty Mike“ van Gerwen ‚stört‘ die britische Dominanz in den Top 10. Allerdings lässt er in Sachen Prämien alle anderen Spieler deutlich hinter sich – und das, obwohl die letzten zwei Jahre für seine Verhältnisse eher durchwachsen waren. Im Jahr 2017 kratzte er noch an der 2-Millionen-Marke.

Ein eher schwaches Jahr hat auch der Österreicher Mensur Suljovic, der beste deutschsprachige Darter. Er ist aus den Top 10 gefallen und liegt mit aktuell 364.500 Britischen Pfund aus den vergangenen beiden Jahren derzeit auf Platz 11 der Rangliste. Der beste deutsche Darts-Spieler Max Hopp ist aktuell mit einem Preisgeld von 195.000 Britischen Pfund auf Rang 24 zu finden. Im weiteren Verlauf folgen Gabriel Clemens (Platz 42 mit 120.500 Britischen Pfund), Martin Schindler (Platz 50 mit 93.000 Britischen Pfund) und der Österreicher Zoran Lerchbacher (Platz 71 mit 41.500 Britischen Pfund). Kevin Münch, der bei der WM 2018 völlig überraschend den zweimaligen Weltmeister Adrian Lewis in der ersten Runde aus dem Turnier warf, ist mit Platz 154 und einem PDC-Preisgeld von 3.000 Britischen Pfund etwas aus dem Blickfeld verschwunden.

Der Niederländer Raymond „Barney“ van Barneveld, nach Phil „The Power“ Taylor die bekannteste Darts-Persönlichkeit der vergangenen 15 Jahre, liegt inzwischen mit 126.750 Britischen Pfund nur noch auf Rang 40 der aktuellen PDC-Geldrangliste. Der 52-Jährige hat seinen Leistungszenit überschritten, spielt dauerhaft unter Schmerzen, hat den Fokus in seinem Leben verändert, kümmert sich z. B. mit Freude um seinen Enkel und hat folgerichtig angekündigt, nach der WM 2020 seine Karriere zu beenden.

Apropos Phil Taylor: Da sich der erfolgreichste Spieler aller Zeiten, nach der WM 2018 aus dem Profisport zurückzog, taucht er in der aktuellen Darts-Weltrangliste nicht mehr auf. In der Alltime-Preisgeldrangliste wurde er kürzlich von Michael van Gerwen an der Spitze abgelöst. Während Taylor hier bei knapp unter 9 Millionen Euro stehen blieb, hat van Gerwen die 9 Millionen inzwischen geknackt. Obwohl der Niederländer bisher lediglich dreimal den Darts-Weltmeistertitel holte und auch sonst deutlich weniger Turniere gewann als der 16-malige Weltmeister Phil Taylor, profitiert van Gerwen vom Boom der letzten Jahre. Denn dieser hat dafür gesorgt, dass die Preisgelder im Darts-Sport außerordentlich in die Höhe geschossen sind. Damit musste „The Green Machine“ wie van Gerwen wegen seines grünen Shirts und seines präzisen Spiels auch genannt wird, weit weniger Turniere gewinnen, um den bisherigen Rekord-Verdiener Taylor zu überholen.

Weitere Einnahmequellen – wie Darts-Profis ihr Gehalt aufbessern

Phil Taylors Rückzug aus dem Profisport hat übrigens nicht dazu geführt, dass Darts als Geldquelle für ihn versiegt wäre. Preisgelder offizieller Turniere kommen zwar keine mehr hinzu, allerdings spielt Taylor zahlreiche Exhibitions und Schauturniere. So wird er z. B. auch am 4. Januar 2020 bei der ProSieben Promi-Darts-WM im deutschen Fernsehen antreten. All diese Auftritte werden gut bezahlt. Top-Spieler erhalten für die Teilnahme an einer Exhibition zwischen 10.000 und 15.000 Euro, ein Rekord-Weltmeister vermutlich sogar auch mal mehr – vor allem bei TV-Auftritten vor einem Millionenpublikum.

Wer nicht zur absoluten Weltspitze gehört, sich aber unter den Top-20 der Rangliste wiederfindet, kann mit 2.000 bis 3.000 Euro pro Show-Kampf rechnen; die Spieler im weiteren Verlauf der Liste müssen sich mit 500 bis 1.000 Euro zufrieden geben. Natürlich gilt auch hier: Große Namen ziehen. Auch wenn beispielswiese ein van Barneveld nicht mehr zu den 20 besten Spielern der PDC gehört, tritt er sicher nicht für 1.000 Euro an.

Eine weitere Einnahmequelle sind Sponsorenverträge. Phil Taylor soll für einen Fünfjahresvertrag mit Target Darts angeblich 3 Millionen Britische Pfund eingestrichen haben. Das dürfte jedoch die Spitze des Eisbergs sein. Selbstverständlich haben auch alle anderen Spieler der Profitour Sponsoren- oder Ausrüsterverträge – allerdings nicht mit solch einem finanziellen Volumen. Klar ist: Erfolg zieht Sponsoren an, aber auch andere Faktoren sind wichtig. Peter „Snakebite“ Wright ist zweifelsohne ein erfolgreicher Spieler, fällt aber auch durch sein extravagantes Outfit auf: bunte Hemden und Hosen in Kombination mit einem ständig in neuen Farben erstrahlenden Irokesenschnitt und gemalten Schlangenköpfen auf den rasierten Seiten des Schädels. Der Paradiesvogel des Darts hat die Herzen der Fans erobert und ist dadurch für Sponsoren attraktiver als manch etwas biederer daherkommender Spieler.

Der Wiedererkennungswert spielt auch bei den oft knalligen und auffällig gestalteten Shirts der Spieler eine große Rolle. Fans können die sogenannten Playshirts der Stars kaufen und so deren Kasse zusätzlich etwas klingeln lassen. Auch die eigenen Dartpfeile und die speziell designten Flights sind Bestandteil des Merchandisings.

Welche Summen durch diese zusätzlichen Kanäle zusammenkommen, verraten die Profis selbstverständlich nicht. So kann das Vermögen der Spieler nur geschätzt werden: Phil Taylor soll um die 10 Millionen Euro besitzen, Michael van Gerwen etwa 8 Millionen Euro, Gary Anderson rund 5 Millionen Euro, Peter Wright ca. 4 Millionen Euro und Mensur Suljovic gut 2 Millionen Euro. Das insgesamt verdiente Einkommen durch Preisgelder, Sponsorenverträge, Exhibitions und Merchandising liegt addiert in jedem Fall darüber. Durch Kosten für die Lebenshaltung, die Teilnahme an der Profi-Tour und andere Investitionen werden selbstverständlich nicht alle Einnahmen direkter Bestandteil des Vermögens.

Das kann in diesem Winter dazukommen: die Preisgelder der Darts-WM 2020

Die PDC-Darts-WM als wichtigstes und prestigeträchtigstes Turnier im Darts-Sport, kann standesgemäß auch mit den höchsten Preisgeldern aufwarten. Insgesamt 2,5 Millionen Britische Pfund werden bei der Weltmeisterschaft 2020 an die Spieler und Spielerinnen (mit Fallon Sherrock aus UK und Mikuru Suzuki aus Japan konnten sich zwei Frauen für die WM qualifizieren) ausgeschüttet. Der Sieger oder die Siegerin der Weltmeisterschaft kann auf einen Schlag zum halben Pfund-Millionär bzw. -Millionärin werden.

Die Prämien für die Darts-MW 2020 in Britischen Pfund

  • Sieger: 500.000 £
  • Finale: 200.000 £
  • Halbfinale: 100.000 £
  • Viertelfinale: 50.000 £
  • 4. Runde: 35.000 £
  • 3. Runde: 25.000 £
  • 2. Runde: 15.000 £
  • 1. Runde: 7.500 £

Da der sogenannte 9-Darter, also der Auswurf der 501 Punkte mit der geringstmöglichen Anzahl von nur neun geworfenen Pfeilen, ein vielumjubeltes Highlight darstellt, hat die PDC für diese Leistung zusätzlich eine Sonderprämie ausgerufen. Wer das perfekte Spiel bzw. das perfekte Leg bei der WM hinbekommt, darf sich über eine Sonderauszahlung von 25.000 Britischen Pfund freuen. Im eher seltenen Fall, dass dieses Kunststück während des Turniers mehreren Spielern gelingt, wird der Betrag unter den entsprechenden Athleten aufgeteilt.

Fazit: Darts als Broterwerb

Nur die Besten der Besten können wirklich und ausschließlich von der Ausübung ihres Sports und dem, was damit zusammenhängt, leben. Selbst, wer innerhalb der Zweijahreswertung auf etwa 100.000 Britische Pfund an Preisgeldern kommt, benötigt in der Regel weitere Einnahmequellen, um den Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Denn was schnell vergessen wird: Die Spieler bezahlen Hotels, Flüge, Manager und alles, was sonst rund um das Turnierleben im Darts-Zirkus anfällt, in aller Regel aus eigener Tasche. Wer sich eine Saison vollständig aufs Dartsspielen konzentrieren möchte, also Wochenende für Wochenende von Turnier zu Turnier und von Show-Event zu Show-Event reist, muss mit Kosten von etwa 50.000 Euro rechnen. Ein in den meisten Fällen großer Teil der Preisgelder wird also gleich wieder in den Sport reinvestiert. Das Problem: Wer kontinuierlich Top-Resultate erreichen will, muss seinen Arbeitsalltag mit Training gestalten. Täglich etwa sechs Stunden stehen Profis am Board, um ihre Skills vom Oche, wie die Abwurflinie im Darts heißt, zu verbessern. Zeit, um regelmäßig einen zusätzlichen Beruf auszuüben, bleibt da nicht.

Der Boom der letzten Jahre hat dazu geführt, dass es durch die gestiegenen Preisgelder und sonstigen Einnahmen zumindest theoretisch inzwischen leichter ist, allein mit Darts Geld zu verdienen. Auf der anderen Seite haben die gewachsene Popularität, die Präsenz im Fernsehen und auch die finanziellen Möglichkeiten das allgemeine Interesse, sich selbst als Darts-Profi zu versuchen, enorm ansteigen lassen. Die Konkurrenz ist deutlich größer geworden und das Niveau hat besonders in der Breite gewonnen. Man muss in der Regel also mehr Zeit ins Training investieren, um mithalten zu können – ein Teufelskreis.

Wer nicht wie z. B. ein Michael van Gerwen mit einem Ausnahmetalent gesegnet ist, sollte sich beruflich nicht allein auf den Sport verlassen und für ein zweites Standbein sorgen. Kevin Münch beispielsweise hat den Beruf des Landschaftsgärtners erlernt und sich in Absprache mit seinem Arbeitgeber nach seinem WM-Sieg gegen Adrian Lewis für den Darts-Sport beurlauben lassen – mit der Option, jederzeit wieder in den Betrieb zurückkehren zu können. Eine komfortable Situation, solch einen Arbeitgeber zu haben. Der deutsche Nachwuchsspieler Nico Kurz arbeitet als Industriemechaniker und trainiert nach Feierabend. Er hat sich erst vor wenigen Wochen durch seinen Sieg der Super League Darts Germany erstmals für die WM im Ally Pally qualifiziert, gibt dort sein Debüt gegen James Wilson und würde bei einem Erstrundensieg in Runde 2 auf Joe Cullen, Nummer 15 der Welt, treffen.

Diese Beispiele zeigen, wie es gehen kann und verdeutlichen zudem, dass Teilnahmen an der Weltmeisterschaft noch kein Garant dafür sind, von seinem Sport leben zu können – anders als zum Beispiel im Fußball, Tennis oder Golf.

Quellen:

Bild.de

Dartn.de

DoYourSports

PDC

Ran.de

Sport1.de

Vermögenmagazin