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Ärztevergleich – das verdienen Mediziner*innen in Deutschland

Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Junger Mediziner nutz in einem Krankenhaus ein digitales Tablet.

Auf ihnen lastet immense Verantwortung, denn sie schultern in Zeiten des voranschreitenden demografischen Wandels und einer weltweiten Pandemie das Gesundheitssystem unseres Landes. Die Rede ist von Medizinern und Medizinerinnen beziehungsweise den rund 409.000 Ärzten und Ärztinnen, die in Deutschland berufstätig sind. Obwohl auch im medizinischen Bereich der technische Fortschritt durch neue Diagnose- und Therapieverfahren spürbar ist, bleiben wesentliche Aufgaben in menschlicher Hand: Ärzte und Ärztinnen untersuchen, therapieren und heilen nicht nur ihre Patienten, sie stehen ihnen in schwierigen Situationen beratend und emotional-unterstützend zur Seite. Medizinisches Nachwuchspersonal wird deshalb händeringend gesucht und oftmals durch hohe Gehaltsversprechen gelockt. Doch wie viel verdienen Mediziner und Medizinerinnen in Deutschland tatsächlich? Und welche Fachrichtung lohnt sich besonders? Dieser Artikel stellt wichtige Informationen rund um verschiedene Gehälter im medizinischen Bereich zusammen.

Berufliche Einstiegsmöglichkeiten: Der Weg zum Mediziner bzw. zur Medizinerin

Zunächst ein Blick auf die generelle Gehaltsstruktur von Medizinern und Medizinerinnen. Aus dem größten Gehaltsreport Deutschlands, den StepStone in diesem Jahr gemeinsam mit Gehalt.de veröffentlicht, geht ein Bruttodurchschnittsgehalt von rund 92.600 Euro für Ärzte und Ärztinnen hervor. Das Bruttomediangehalt liegt bei rund 78.320 Euro im Jahr. Damit stellt das medizinische Personal die in Deutschland am besten bezahlteste Berufsgruppe dar.

Bis ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin eine Bezahlung in solcher Höhe erhält, sind viel Ausdauer, Geduld sowie Leistungs- und Einsatzbereitschaft gefragt. Nicht selten wird das hohe Gehalt mit der jahrelangen Ausbildung erklärt, welche Mediziner und Medizinerinnen durchlaufen. Die Regelstudienzeit für das Medizinstudium beträgt 12 Semester, also insgesamt 6 Jahre, wobei viele Studierende ein oder zwei Semester länger benötigen. Das Studium teilt sich in die drei Bereiche Vorklinik, Klinik und praktisches Jahr auf, in denen sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse erworben werden. Hierbei stehen bereits verschiedene Fachrichtungen auf dem Lehrplan, unter anderem:

  • Allgemeinmedizin
  • Chirurgie
  • Dermatologie
  • Frauenheilkunde
  • Kinderheilkunde
  • Innere Medizin
  • Pathologie

Im praktischen Jahr arbeiten Studierende in einer Klinik oder einem Krankenhaus und führen praktische Tätigkeiten in den Gebieten Innere Medizin, Chirurgie sowie einem Wahlfach aus. Bereits während dieser Zeit erhalten die angehenden Mediziner und Medizinerinnen eine Vergütung, welche jedoch nicht mit dem späteren Lohn vergleichbar ist. Das medizinische Studium kann direkt mit einem Schwerpunkt in einem bestimmten Fachbereich abgeschlossen werden. Außerdem steht am Ende des Studiums die Approbation, durch welche einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin die staatliche Zulassungsberechtigung erteilt wird, um den Beruf selbstständig und eigenverantwortlich auszuführen. Hierfür sind neben dem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium auch ausreichende Sprachkenntnisse, eine gesundheitliche Eignung sowie keine negativen Verhaltensauffälligkeiten (bspw. aufgrund von Straftaten) erforderlich.

Die erste Anstellung des medizinischen Nachwuchspersonals erfolgt als Assistenzarzt beziehungsweise Assistenzärztin. Sie durchlaufen innerhalb der meist fünf- bis sechsjährigen Assistenztätigkeit eine Art Weiterbildung und spezialisieren sich auf eine Fachrichtung. Somit schließen sie diese Zeit als Facharzt beziehungsweise Fachärztin ab und können entweder im Krankenhaus bleiben oder sich in einer eigenen Praxis oder Gemeinschaftspraxis niederlassen.

In Krankenhäusern und Kliniken reicht die Karriereleiter für medizinisches Personal über die Fachärztin hin zum Oberarzt und schließlich bis zur Chefärztin. Auch niedergelassene Ärzte können sich laufend weiterbilden und beispielsweise als Amtsärztinnen tätig werden.

Die Entscheidung für eine bestimmte Fachrichtung, für eine Anstellung im Krankenhaus beziehungsweise in einer Klinik oder aber für die Tätigkeit als niedergelassenes Arztpersonal hat wesentlichen Einfluss auf die Gehaltsstruktur von Medizinern und Medizinerinnen. Auch spielen Berufserfahrung, Personalverantwortung sowie die Region, in der die Berufstätigkeit ausgeübt wird, eine Rolle für die verschiedenen Gehälter im medizinischen Bereich.

Gehälter im medizinischen Bereich

Das Einstiegsgehalt von Medizinern und Medizinerinnen setzt bei rund 46.800 Euro brutto im Jahr an. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Gehalt selbstverständlich, so kann nach ein bis zwei Jahren medizinischer Tätigkeit bereits mit einem Gehalt von 52.000 Euro gerechnet werden. Nach drei bis fünf Jahren steigt das Bruttojahresgehalt auf rund 62.400 Euro, nach 6 bis 10 Jahren auf ungefähr 88.150 Euro und ab einer elfjährigen Berufserfahrung erhalten Ärzte und Ärztinnen knapp 109.820 Euro.

Gehalt nach Position und Personalverantwortung

Eng im Zusammenhang mit Berufserfahrung steht auch die Frage nach der Position sowie zu tragender Personalverantwortung. Eine Oberärztin leitet beispielsweise den medizinischen Bereich ihrer Fachrichtung und ist damit Assistenzärzten und Fachärztinnen übergeordnet. Der Mehraufwand ihrer Position und die gestiegene Führungsverantwortung werden entsprechend vergütet. So erhalten Mediziner und Medizinerinnen mit Personalverantwortung rund 128.830 Euro, wohingegen Fachkollegen ohne Personalverantwortung 72.800 Euro verdienen.

Nachfolgend die Gehälter für verschiedene Positionen im medizinischen Bereich, ungeachtet der Personalverantwortung:

Position

Bruttojahresgehalt

Assistenzarzt / -ärztin

55.000 – 70.000 €

Facharzt / -ärztin

70.000 – 95.000 €

Oberarzt / -ärztin

90.000 – 165.000 €

Chefarzt / -ärztin

150.000 – 450.000 €

Interessant ist hierbei der Gender-Pay-Gap zwischen männlichem und weiblichem Arztpersonal: Männer verdienen mit 93.600 Euro rund 34 Prozent mehr Gehalt als Frauen mit nur knapp 69.960 Euro.

Gehalt nach Region

Weitere Aussagekraft über Gehaltsstrukturen im medizinischen Bereich besitzt die Frage nach der Region, in welcher Mediziner und Medizinerinnen tätig sind. In den Bundesländern Schleswig-Holstein und Bayern verdienen diese am besten, denn dort erhalten sie ein Bruttojahresgehalt von 83.200 Euro. Sachsen-Anhalt stellt das bundesweit niedrigste Gehalt für Ärzte und Ärztinnen mit knapp 68.640 Euro. Für Bremen und das Saarland konnten im folgenden Ranking aufgrund zu geringer Datenmengen keine Gehälter angegeben werden.

Bundesland

Bruttojahresgehalt

Bayern

83.200 €

Schleswig-Holstein

83.200 €

Nordrhein-Westfalen

81.120 €

Baden-Württemberg

81.120 €

Mecklenburg-Vorpommern

79.813€

Brandenburg

79.040 €

Niedersachsen

79.040 €

Hessen

78.000 €

Thüringen

77.212 €

Rheinland-Pfalz

76.960 €

Sachsen

76.057 €

Berlin

72.800 €

Hamburg

72.589 €

Sachsen-Anhalt

68.640 €

Gehalt nach Fachrichtung

Zwischen den insgesamt 34 Fachrichtungen, die Assistenzärzte und Assistenzärztinnen für ihre Spezialisierung wählen können, erweisen sich einige Bereiche hinsichtlich der zu erwartenden Vergütung als besonders attraktiv. Dies lässt sich mithilfe der durch das Statistische Bundesamt veröffentlichten Kostenstruktur von Arztpraxen veranschaulichen. Allerdings muss bei den folgenden Zahlen beachtet werden, dass selbst in Praxen desselben Fachbereichs unterschiedliche Faktoren herrschen, welche die Höhe von Einkommen und Ausgaben beeinflussen. Dies sind beispielsweise Behandlungsmethode (konservativ oder operativ), Größe der Praxis und Einzugsgebiet sowie Arbeitszeiten des niedergelassenen Arztpersonals. Insgesamt liegt der bundesweit durchschnittliche Reinertrag, also der Betrag nach Abzug von Personalkosten und sonstigen Ausgaben einer Praxis im Jahr bei 190.000 Euro. Für ausgewählte Fachrichtungen verhält sich dies wie folgt (Angaben in brutto pro Jahr):

Fachbereich

Einnahmen einer Praxis

Reinertrag

Radiologie

2.343.000 €

850.000 €

Augenheilkunde

728.000 €

370.000 €

Orthopädie

669.000 €

311.000 €

Urologie

564.000 €

302.000 €

Dermatologie

543.000 €

284.000 €

Innere Medizin

583.000 €

282.000 €

Chirurgie

611.000 €

281.000 €

Kinderheilkunde

427.000 €

228.000 €

Allgemeinmedizin

405.000 €

227.000 €

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

466.000 €

223.000 €

Frauenheilkunde

415.000 €

217.000 €

Neurologie / Psychiater

324.000 €

180.000 €

Gehalt in Krankenhäusern und Kliniken: Der Einfluss von Tarifbindung

Sind Mediziner und Medizinerinnen hingegen in kommunalen oder privaten Krankenhäusern oder aber Universitätskliniken beschäftigt, ist die Höhe ihres Gehalts an einen jeweiligen Tarifvertrag gebunden. Ausgenommen von der Tarifbindung sind allerdings Chefärzte und Chefärztinnen. Sie werden mit durchschnittlich 24.000 Euro Bruttomonatsgehalt außertariflich bezahlt.

Neben einem festen Grundgehalt erhalten Assistenzärzte, Fachärztinnen und Oberärzte Zulagen für Schicht- und Bereitschaftsdienste sowie Zuschläge für spezielle Aufgaben hinzu. Viele Mediziner und Medizinerinnen verdienen sich nebenberuflich noch etwas hinzu, indem sie beispielsweise Gutachtertätigkeiten übernehmen oder Vorträge auf Kongressen und Tagungen halten.

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Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Fazit: Hohes Gehalt für große Verantwortung und anstrengende Dienstschichten?

Obwohl Ärzte und Ärztinnen mit einem Bruttodurchschnittsgehalt von knapp 92.600 Euro pro Jahr deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt aller Branchen von insgesamt rund 51.010 Euro liegen, fühlt sich der Großteil von ihnen nicht ausreichend bezahlt. Das hohe Arbeitspensum, anstrengende Schichtdienste und die zunehmende Veralterung der deutschen Bevölkerung wurde durch die letzten zwei Jahre Corona-Pandemie zum ausschlaggebenden Grund, weshalb viele angehende Mediziner und Medizinerinnen einen Karrierewechsel in Betracht zogen. Im Bereich Pflege hat sich dieser Trend schon bemerkbar gemacht, so haben zwischen Beginn der Pandemie und dem Frühjahr 2021 ungefähr 9.000 Pflegekräfte gekündigt.

Und dennoch: Medizinische Arbeit bleibt für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems und sozialen sowie ökonomischen Wohlstands in Deutschland eine wesentliche Stütze. Ärzte und Ärztinnen finden daher in der Regel garantiert eine Anstellung und tragen somit zum generellen Wohl der Bevölkerung bei. Sie befinden sich an erster Stelle medizinischer und technischer Neuerungen, begleiten fundamentale Entwicklungen und sind für viele Menschen die Vertrauensperson des mitunter wertvollsten Gutes – der körperlichen und mentalen Gesundheit. Damit hat die Arbeit als medizinisches Personal eine immaterielle Bezahlung, die weit über monetäre Einkommensgrenzen hinausgeht.

 

Quellen:

Approbatio.de

Bundesärztekammer.de

Destatis.de

Gehalt.de

Iww.de

Praktischarzt.de

StepStone Gehaltsreport 2022

Tagesschau.de

 

Autorin: Isa Olin