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Arbeiten im Corona-Testzentrum: Verdienst, Jobs und mehr

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Ein junger Mann in Schutzkleidung bereitet die Analyse eines Corona-Tests vor.

Auch wenn die Corona-Pandemie nach wie vor unser aller Leben bestimmt, so ist in vielen Bundesländern eine schrittweise Rückkehr in die Normalität bereits im Gange: Schulen und Kitas öffnen, Friseure bieten wieder Termine an und auch Kulturbetrieb, Tourismus sowie Gastronomie sollen ihren Betrieb in Bälde zumindest eingeschränkt aufnehmen können. Zentral für die Umsetzung solcher Lockerungen ist nicht nur eine rasche Durchimpfung der Bevölkerung, sondern ebenso die flächendeckende Testung möglichst vieler Menschen in entsprechenden Testzentren.

Bei vielen systemrelevanten Berufsgruppen wird ohnehin seit Monaten regelmäßig überprüft, ob eine COVID-19-Infektion vorliegt. Mittlerweile ist es zudem auch allen anderen Bürgern möglich, sich regelmäßig ohne viel Aufwand mittels Nasenabstrich bzw. Rachenabstrich testen zu lassen – ein Angebot, das flächendeckend in Anspruch genommen wird, ob nun aus persönlicher Vorsicht oder etwa um Einzelhandelsgeschäfte aufsuchen zu können. Fällt der Test positiv aus, kann sich die infizierte Person sofort in Quarantäne begeben und eine Kontaktpersonen-Nachverfolgung schnellstmöglich in die Wege geleitet werden. So wird die Inzidenzrate minimiert und das Gesundheitssystem entlastet, bis eine weitgehende Immunisierung der Gesamtbevölkerung erfolgt ist.

Der Bedarf an Corona-Testungen ist dementsprechend enorm: Nur folgerichtig ist es daher, dass auch die Zahl der Testzentren sprunghaft angewachsen ist. Um die überaus signifikante und wichtige Arbeitslast stemmen zu können, bedarf es somit einer ebenso großen Menge an Personal. Doch wer arbeitet überhaupt in einem Corona-Testzentrum? Welche Anbieter gibt es? Und welche Löhne kann man hier erwarten? Mit diesen und weiteren Fragen befassen wir uns in diesem Artikel.

Testverfahren und Teststellen im Überblick

Wer eine Corona-Testung wünscht, muss sich neuerdings nicht einmal mehr unbedingt in ein Testzentrum begeben, denn die meisten Supermarktketten und Drogerien haben inzwischen leicht handzuhabende Selbsttests in ihr Sortiment aufgenommen. Ebenso sind betriebliche Arbeitgeber vielerorts dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten ein oder zwei Corona-Tests pro Woche anzubieten.

Allerdings gilt eine Testung in einem Corona-Testzentrum noch immer als genauer und zuverlässiger. Mussten Bürger zu Beginn der Pandemie noch oftmals tagelang auf ein Resultat warten, so vergehen dank Schnelltests heute nur noch wenige Minuten zwischen Abstrich und Testergebnis. Das ist nicht nur für Getestete, sondern auch für die Testenden mit deutlich geringerem Aufwand verbunden; umso mehr Menschen können somit pro Tag auf eine potenzielle Infektion geprüft werden.

Doch Test ist nicht gleich Test, und die unterschiedlichen Prüfverfahren lösen unter Laien häufig Verwirrung aus. Als verlässlichste Variante gilt weiterhin der sogenannte PCR-Test, welcher das Erbgut des SARS-CoV-2-Virus nachweisen kann und klassisch im Labor ausgewertet wird. Jenes Verfahren kann eine Infektion mit großer Sicherheit feststellen, benötigt dafür aber weiterhin mindestens 24 Stunden zur Auswertung und eignet sich daher insbesondere bei symptomatischen Menschen. Deutlich schneller geht es hingegen beim PCR-Schnelltest, was wiederum auf Kosten der Zuverlässigkeit geht. Darüber hinaus ist vor allem der Antigentest verbreitet – dieser erkennt Proteine aus der Virushülle und ist in der Regel das gängige Verfahren für Testzentren oder Apotheken, da ein Ergebnis nach etwa einer Viertelstunde feststeht; bei einem positiven Resultat ist zur Bestätigung jedoch ein weiterer PCR-Test nötig. Antikörpertests erfassen hingegen lediglich die Immunreaktion auf den Erreger und werden daher nicht immer als stichhaltiger Nachweis für eine Nicht-Infektion anerkannt.

Laut Robert-Koch-Institut sind aktuell 175 Labore im Einsatz gegen das Coronavirus, pro Woche werden so hunderttausende Tests ausgewertet. Deutlich undurchsichtiger verhält es sich hingegen bei den Testzentren, denn ein solches kann von Betreibern aller Art geführt werden. Hierzu gehören klassischerweise ärztlich oder zahnärztlich geführte Einrichtungen, Labore, Apotheken sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen. Theoretisch kann jedoch nach einem entsprechenden Antrag an das zuständige Amt jeder als Anbieter fungieren, solange die ordnungsgemäße Durchführung garantiert wird. Das bedeutet konkret, dass etwa Anforderungen bezüglich Räumlichkeiten, Infektionsschutz, Melderegularien oder Medizinrecht eingehalten werden müssen. In der Praxis hat dies dazu geführt, dass eine Vielzahl an privaten Corona-Testzentren entstanden ist.

Betreiber solcher privaten Testzentren sind häufig Unternehmen aus dem Bereich der Medizintechnik, doch auch Discounter wie Aldi oder Drogerien wie dm haben sich mit der Einrichtung von Testzentren hervorgetan. Hier den Überblick zu behalten – schlichtweg eine unmögliche Aufgabe. Gesundheitsminister Spahn sprach Mitte April von mehr als 15.000 Teststellen bundesweit, wobei hier auch ärztliche Praxen und Apotheken mit Testungsangebot miteingeschlossen sein dürften, obgleich es sich hier nicht um separate Testzentren handelt. Diese Zahl ist zweifelsohne weiter angestiegen, gleiches gilt für die Menge an durchgeführten Schnelltests. Genaue Statistiken liegen nicht vor, alleine in Nordrhein-Westfalen waren es bereits im März mehr als 3,5 Millionen. Angesichts dessen kann davon ausgegangen werden, dass in deutschen Corona-Testzentren jeden Monat eine achtstellige Summe an Schnelltests durchgeführt wird.

Jobs und Gehälter im Corona-Testzentrum

Die wohl wichtigste Aufgabe in einem Corona-Testzentrum ist selbstverständlich die Durchführung des Abstrichs. Hier sind große Vorsicht und Umsicht ein absolutes Muss, denn sowohl Rachen als auch Nasengang sind überaus empfindliche Körperstellen, die bei unsachgerechtem Handeln verletzt werden können. Hinzu kommt, dass der Abstrich von den Getesteten üblicherweise als äußerst unangenehm empfunden wird – kein Wunder, schließlich wird beim Rachenabstrich Gewebe aus dem hinteren Teil des Racheninnenraums entnommen, welcher sich noch hinter dem Zäpfchen befindet, während beim Nasenabstrich der Tupfer etwa fünf bis sieben Zentimeter tief eingeführt wird. Um diese Prozedur so erträglich wie möglich zu gestalten, ist eine kompetente Ausführung des Abstrichs essenziell.

Daher wird hierfür in den meisten Testzentren bevorzugt medizinisch geschultes Personal eingesetzt. Wenn ein Testzentrum von einer ärztlichen Praxis, einer Apotheke, einem Labor oder einer Hilfsorganisation betrieben wird, kann in der Regel auf einen bereits bestehenden Mitarbeiterstamm zurückgegriffen werden – hier ist dann auch anzunehmen, dass diese dann weiterhin ihr reguläres Gehalt beziehen. Gängig ist zudem der Einsatz von Studierenden der Humanmedizin. Folgende medizinische Berufsgruppen arbeiten daher in einem Corona-Testzentrum – und so viel beträgt ihr monatliches Bruttodurchschnittsgehalt unabhängig vom Arbeitsort:

Hingegen setzen insbesondere privat geführte Testzentren oftmals Quereinsteiger für Abstriche ein, denn dafür sind formal keine gesonderten Qualifikationen erforderlich. Nach ärztlicher Einweisung kann jeder hierzu befugt sein, in manchen Bundesländern genügt gar die Ansicht eines Schulungsvideos. Diese Praktik steht durchaus in der Kritik: Idealerweise sollten alle Testzentren ausschließlich von approbierten Ärzten geführt werden und lediglich ausgebildete Fachkräfte beschäftigen. In der Praxis ist dies allerdings schon alleine aufgrund von Personalmangel nicht möglich, und inwiefern ein Testzentrum tatsächlich als solches geeignet ist, wird vielerorts nicht angemessen kontrolliert.

Der Betrieb eines Testzentrums wird vom Staat entgolten, was finanziell durchaus lukrativ sein kann. Für private Anbieter ist es daher oftmals lohnenswert, eine möglichst hohe Anzahl an Testzentren aus dem Boden zu stampfen – die Schulung der Beschäftigten kann hierbei allerdings auf der Strecke bleiben, wie Kritiker bemängeln. Ungeachtet dessen ist ein immenser Bedarf an Helfern nicht abzustreiten, denn nicht nur beim Testabstrich, sondern auch bei der Verwaltung, der Dokumentation und beim Empfang werden Arbeitskräfte benötigt. Selbst die Auswertung der Testverfahren bedarf dank vorgefertigter Kits keiner gesonderten Ausbildung.

Da jedes Testzentrum zu einem anderen Betreiber gehören kann, sind pauschale Angaben über das Gehalt von Hilfskräften unmöglich. Zu beachten ist hier zudem, dass sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitstellen vergeben werden können. Meist liegt der Stundenlohn zwischen zehn und zwanzig Euro, das genaue Entgelt muss allerdings individuell erfragt werden. Gleiches gilt für Ärzte und anderes medizinisches Personal, das sich bei einem Testzentrum bewerben will, denn selbstredend werden hier nicht nur Laien eingestellt. Zumindest bei Rettungs- und Hilfsorganisationen wie beispielsweise dem Roten Kreuz ist eine Bindung an gültige Tarifverträge gegeben.

Eine Auswahl freier Stellen in einem Testzentrum

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Lohnt sich die Arbeit in einem Testzentrum?

Ungeachtet des zu erwartenden Gehalts sind vor einer Bewerbung bei einem Testzentrum noch zusätzliche Faktoren zu beachten. Selbst wenn sämtliche Hygiene- und Abstandsregelungen exakt eingehalten werden, lässt sich ein erhöhtes Infektionsrisiko nicht vollkommen vermeiden – schließlich besteht täglicher Kontakt mit hunderten Menschen. Insbesondere Mitarbeiter von Laboren, die PCR-Tests anbieten, sind hier betroffen, da auch symptomatische Personen getestet werden. Inwiefern jemand bereit ist, diese Restgefahr einer Ansteckung in Kauf zu nehmen, muss jede Person für sich selbst entscheiden. Allerdings sei hier auch erwähnt, dass ein großer Teil der Belegschaft eines Testzentrums aus Berufsgruppen stammt, die bereits geimpft wurden.

Wer eine Neuanstellung bei einem Testzentrum anstrebt, sollte sich des Weiteren stets bewusst sein, dass es sich hier um eine befristete Stelle handelt. Vakanzen sind nur für wenige Monate ausgeschrieben, im Idealfall wird bereits im Herbst eine ausreichend hohe Durchimpfungsquote massenhafte Schnelltests überflüssig machen. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Privatanbieter mit Liquiditätsschwierigkeiten zu kämpfen haben, da Personal, Verwaltung, Mieten und Testmaterial große Mengen an Geld verschlingen. Zahlten einst Bürger noch selbst für einen Test, so kommt hierfür mittlerweile das jeweilige Bundesland auf – dies geschieht jedoch immer erst frühestens am Monatsende, vereinzelt wurde zudem von Verzögerungen berichtet. Betreiber decken die Ausgaben dann per Vorfinanzierung und sind darauf angewiesen, dass die Kostenerstattung rechtzeitig eintrifft.

Zuletzt soll die allgemeine Arbeitsbelastung nicht unter den Tisch gekehrt werden. Schicht- und Wochenendarbeit sind in einem Testzentrum üblich, hinzu kommen etwaige Probleme mit Getesteten. Heikel ist beispielsweise die Testung von Kindern; hier muss das Personal dann Fingerspitzengefühl und Empathie an den Tag legen. Hinzu kommt, dass die Bedrohlichkeit einer COVID-19-Infektion nicht von allen Teilen der Bevölkerung gleich ernst genommen wird – gerade bei der Durchführung einer Testung muss jedoch auf die pedantische Einhaltung aller Schutzmaßnahmen beharrt werden.

Die Mitarbeiter eines Corona-Testzentrums kann all das indessen nicht abschrecken, viele haben sich aus Hilfsbereitschaft und Solidarität für einen Job an einem derart heiklen Arbeitsort entschieden. Daher wird die Tätigkeit trotz potenzieller Widrigkeiten in den meisten Fällen als sinnstiftend und erfüllend wahrgenommen, schließlich leisten Testzentren sowohl in medizinischer als auch gesellschaftlicher Hinsicht einen unverzichtbaren Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. All dies ist nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz aller Beschäftigten – ihnen gebührt daher besonderer Respekt.

 

Quellen:

Apotheken-Umschau

ARD

Helios Magazin

NDR

Redaktionsnetzwerk Deutschland

Robert-Koch-Institut

Statista

Tagesspiegel

ZDF

 

Autor: Michel Vo