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Arbeiten im Krankenhaus: Gehalt, Berufe und Herausforderungen

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Eine Ärztin, ein Arzt und eine Pflegerin im Krankenhaus analysieren ein Röntgenbild und beratschlagen sich.

Das Virus SARS-CoV-2 (in der Regel Coronavirus genannt), welches die Krankheit COVID-19 auslöst, beherrscht gerade unser aller Alltag. Im Zuge dessen ist das öffentliche Leben weitgehend eingestellt worden und viele Unternehmen haben auf Homeoffice umgestellt, sodass Millionen Menschen momentan von zu Hause aus arbeiten.

Für eine Berufsgruppe ist das allerdings nicht möglich, im Gegenteil: Gerade in Notzeiten wie diesen sind alle Beschäftigten des medizinischen Sektors besonderem Stress ausgesetzt. Die grassierende Pandemie und die zusätzlichen Belastungen für unser Gesundheitssystem haben die Arbeitsverhältnisse in Kliniken und Krankenhäusern wieder verstärkt ins Bewusstsein der Allgemeinheit gerückt.

Doch welche Berufe gibt es überhaupt in einem Krankenhaus? Welche Herausforderungen gilt es im Klinikalltag zu bewältigen? Und weshalb entscheiden sich trotz zahlreicher Probleme viele für eine Arbeit im Bereich der stationären medizinischen Versorgung? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

Diese Berufe gibt es im Krankenhaus

Etwa 1.940 Krankenhäuser verzeichnete das Statistische Bundesamt 2017 in Deutschland – diese Zahl ist konstant sinkend. Zu Beginn des Jahrtausends waren es noch über 2.240, vor 30 Jahren gar mehr als 2.400. Folgerichtig sank auch die Anzahl an Krankenhausbetten 2015 zum ersten Mal unter die 500.000-Grenze; etwa 497.000 Betten waren es 2017. Fast 20 Millionen Patienten werden jedes Jahr behandelt: Dadurch entstehen Bruttogesamtkosten von mehr als 105 Milliarden Euro.

Beim Gedanken an Krankenhäuser kommen den meisten zuerst Ärztinnen und Ärzte in den Sinn. 51 Prozent aller in Deutschland praktizierenden Mediziner tun dies stationär: Das entspricht mehr als 200.000 Ärzten; hiervon sind mehr als die Hälfte Fachärzte. Die am prominentesten vertretenen Fachgebiete sind Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesiologie. Einige Beispiele für Arztberufe in einer Klinik und deren durchschnittliche Bruttomonatseinkommen sind etwa:

Alle Ärzte werden von einer Vielzahl an medizinischen Assistenten unterstützt – hier eine Liste von möglichen Berufen und deren durchschnittlichen Bruttomonatsgehältern:

Nicht weniger bedeutend sind Fachkräfte im Bereich der Pflege: Mehr als eine Million Menschen arbeiten in Deutschland in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege, hiervon fast 300.000 in Krankenhäusern. Folgende Berufe gibt es hier (inkl. durchschnittlichem Bruttomonatslohn):

Zuletzt sollte nicht vergessen werden, dass in einem Krankenhaus auch im Hintergrund viele Menschen agieren, etwa in der Verwaltung oder in der Medizintechnik. Beispiele für solche Berufe und ihre brutto Durchschnittsgehälter sind etwa:

Personalmangel, Überstunden und Versagensängste: Mit diesen Problemen kämpft das Medizinwesen

Infolge des demografischen Wandels steigt die Anzahl älterer Menschen kontinuierlich. Somit erhöht sich auch der Bedarf an medizinischer Versorgung jedes Jahr. Umso mehr Personal wäre daher vonnöten, um diese Entwicklung stemmen zu können – stattdessen beklagen Kliniken schon seit Jahren einen akuten Personalmangel. Knapp 17.000 Pflegestellen sind momentan unbesetzt, etwa 80 Prozent aller Krankenhäuser haben deswegen Probleme, alle offenen Positionen zu besetzen. Ähnlich verhält es sich mit Ärzten: Mehr als drei Viertel aller Kliniken finden nicht genügend Mediziner.

In einem Drittel aller Krankenhäuser mussten deswegen zeitweise Intensivbetten gesperrt und Fachbereiche abgemeldet werden. In den meisten Fällen ist es schlichtweg das vorhandene Personal, das die Lücken füllen muss. Die Folgen: Überstunden, dauernder Bereitschaftsdienst und viel zu lange Schichten. Horrorgeschichten von 24-Stunden-Diensten und Ärzten, die direkt am Arbeitsplatz schlafen, werden dann Realität.

Infolge der Unterbesetzung müssen viele Ärzte und Pfleger mehr Patienten betreuen, als sie eigentlich könnten. Darunter leidet die Qualität der Betreuung: Ärzte sind dazu gezwungen, sich weniger Zeit für eine Behandlung zu nehmen, während Pfleger nicht so häufig nach ihren Patienten sehen können, wie es eigentlich nötig wäre. Und nicht nur die medizinische, sondern auch die psychosoziale Versorgung kommt zu kurz: Das erstreckt sich ebenso auf die Angehörigen.

Die Folgen bekommen Ärzte und Pfleger am eigenen Leibe zu spüren, oft auch im wahrsten Sinne des Wortes: Ein Drittel aller Ärzte und zwei Drittel aller Pfleger auf Normalstationen berichten von körperlichen Übergriffen, auf der Intensivstation sind es gar fast 90 Prozent. Verbale Anfeindungen sind noch häufiger, wenn die Behandlungsqualität als unzureichend wahrgenommen wird, doch häufig trägt das medizinische Personal daran keine Schuld. Ohnehin wächst durch den Personalengpass und die daraus entstehende Überforderung die Angst vor Fehlern, schließlich kann ein Missgeschick in diesem verantwortungsvollen Feld im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden. Viele Ärzte klagen über Leistungsdruck und Versagensangst.

Das spiegelt sich auch im eigenen Befinden wider: Circa 75 Prozent aller Ärzte sehen durch ihre Schichtzeiten die eigene Gesundheit beeinträchtigt, rund 60 Prozent empfinden psychische Belastung. Daher verwundert es nicht, dass Mediziner und Pfleger eine größere Gefährdung für Depressionen und Burn-out mitbringen, begünstigt durch schlechte Arbeitsbedingungen.

Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Lebensretter im Kittel: Darum arbeiten so viele Menschen dennoch gerne im Krankenhaus

Angesichts der oftmals problematischen Arbeitsbedingungen könnte man sich leicht vorstellen, dass die Arbeit im Krankenhaus unbeliebt ist oder Ärzte und Pfleger ihre Berufswahl bereuen – doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Zwar empfinden viele Ärzte ihre Tätigkeit durchaus als auszehrend und wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance, dennoch sind 90 Prozent aller Mediziner mit ihrem Beruf zufrieden. Ähnlich verhält es sich bei Pflegern, hier sind es immerhin 70 Prozent. 85 Prozent des Pflegepersonals gibt an, dass es seine Arbeit generell gerne ausübt.

Hauptgrund: Der tägliche Umgang mit Menschen und die Möglichkeit, einem Patienten helfen und oftmals sogar Leben retten zu können. In Notzeiten einer Pandemie wird die zentrale Bedeutung von klinischem Personal noch deutlicher als sonst, doch auch im Allgemeinen gilt: Kein anderes Berufsfeld ist so direkt mit lebensverbessernden und lebensverlängernden Maßnahmen verbunden und somit so unverzichtbar wie der medizinische Sektor. Daher verwundert es nicht, dass 99 Prozent aller Ärzte ihren Beruf als nützlich und sinnvoll empfinden, 80 Prozent bezeichnen ihn als „in hohem Maße sinnstiftend und befriedigend“.

Gerade deshalb ist die Unterstützung von Ärzten, Pflegern und Assistenten essenziell, um die Belastung des momentan arbeitenden Klinikpersonals zu senken, aber auch um Berufsnachwuchs nicht zu verschrecken. Insbesondere Pfleger klagen über körperliche und seelische Überlastung, hinzu kommt das Gefühl mangelnder Wertschätzung. Der Staat hat bereits reagiert: Ab diesem Jahr werden die Ausbildungsgänge in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege in einer einzigen generalistischen Pflegefachausbildung zusammengeführt. Ziele dieser Reform sind verbesserte und modernisierte Lehrbedingungen sowie größere Weiterbildungsmöglichkeiten und somit eine Aufwertung des Pflegeberufs. Das kann aber nur eine von vielen Maßnahmen zur kurz- und langfristigen Entlastung des Klinikpersonals darstellen – denn diese wird auch nach der Corona-Krise notwendig sein.

 

Quellen:

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

Deutsches Ärzteblatt

Deutsches Krankenhausinstitut

Faktencheck Gesundheit

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Statistisches Bundesamt

Zeit Online