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Ländervergleich Österreich: Gehalt, Arbeit, Wirtschaft

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Österreich Flagge als Schild

Es gibt kaum ein anderes Land, in dem es deutschen Staatsbürgern derart einfach gemacht wird, einem Arbeitsverhältnis nachzugehen, wie in Österreich. Ursachen dafür sind neben der gemeinsamen EU-Zugehörigkeit auch ein recht ähnliches Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialsystem sowie die deutsche Sprache, die in beiden Ländern gesprochen wird.

In der Sozialen Marktwirtschaft Österreichs wird der größte Teil des Bruttoinlandprodukts im Dienstleistungssektor (besonders Tourismus, Handel und Bankwesen) erwirtschaftet, gefolgt vom industriellen Sektor und der Land- und Forstwirtschaft. Die Industrie ist geprägt durch einen hochentwickelten Maschinenbau, viele Kfz-Zulieferer sowie etliche große Mittelständler, die hoch spezialisiert und in ihrem Bereich oftmals Weltmarktführer sind.
Der wichtigste Handelspartner, sowohl im Import als auch im Export, ist Deutschland – gefolgt vom südlichen Nachbarn Italien. Auch Österreich ist von der Weltwirtschaftskrise nicht verschont geblieben. Nach einem kurzen Abfall 2009 befindet sich das Bruttoinlandsprodukt aber kontinuierlich auf Wachstumskurs.

Kennzahlen: Arbeiten in Österreich

  • Einwohnerzahl: 8,7 Mio.
  • Währung: Euro
  • Durchschnittlicher Verdienst: 40.875 € im Jahr (= monatlich 3.406,25 € umgerechnet auf 12 Monate)
  • Gehaltsbestandteile: (brutto und netto) Grundgehalt plus variable Gehaltsbestandteile. In Österreich wird der gesamte Sozialversicherungsbeitrag direkt vom Arbeitgeber einbehalten und an die Krankenkasse abgeführt. Diese behält ihren Anteil und leitet den Rest an die anderen Institutionen weiter. Der Beitrag setzt sich für den Arbeitnehmer aus folgenden Teilen zusammen: 3,87% Krankenversicherung, 10,25% Pensionsversicherung (entspricht der Rentenversicherung in Deutschland), 3,00% Arbeitslosenversicherung. Zu diesen 17,12% kommen 20,63% (inkl. Unfallversicherung), die der Arbeitgeber übernimmt, so dass am Ende Sozialversicherungsbeiträge in Höhe 37,75% des Bruttogehalts abgeführt werden. Zusätzlich fallen 0,5% Arbeiterkammerumlage und 1,00% Wohnbauförderungsanteil an. Möglicherweise anfallende Beiträge für eine Gewerkschaft oder Religionsgemeinschaft werden ebenfalls direkt vom Entgelt abgezogen.
  • Steuersatz/Steuersystem: In Österreich gibt es einen progressiven Einkommenssteuersatz (0-55%). Das heißt: der persönliche Steuersatz richtet sich nach der Höhe Ihres zu versteuernden Einkommens innerhalb eines Kalenderjahres. Dabei gibt es – genau wie in Deutschland – die Möglichkeit, eine so genannte Arbeitnehmerveranlagung (Steuererklärung) zu machen und ggf. Rückzahlungen zu erhalten.
  • Krankenkasse & Co: Wer in Österreich angestellt arbeitet, wird automatisch vom Arbeitgeber bei der gesetzlichen Pflichtversicherung angemeldet. Dabei gibt es – anders als in Deutschland – keine freie Kassenwahl. Die Kassen-Zugehörigkeit richtet sich nach dem Wohnort des Arbeitnehmers. Allerdings bestehen zwischen den unterschiedlichen Pflichtkassen auch kaum Leistungsunterschiede. Angehörige, die selbst nicht pflichtversichert sind, können (in den meisten Fällen kostenfrei) mitversichert werden. Selbstständige werden bei Anmeldung eines Gewerbes automatisch bei der für ihre Kammer zuständigen Kasse pflichtversichert. Durch den Abschluss einer privaten Zusatzversicherung lassen sich die Leistungen der gesetzlichen Kassen individuell erweitern.
  • Rente: Das offizielle Renteneintrittsalter in Österreich liegt aktuell bei 60 Jahren für Frauen und bei 65 Jahren für Männer. Allerdings wird für Frauen, die nach dem 1. Dezember 1963 geboren wurden, das Renteneintrittsalter Schritt für Schritt an das der Männer angepasst. De Facto liegt das tatsächliche Renteneintrittsalter aktuell bei rund 60 Jahren. Welche Pensionshöhe einem aus der staatlichen Pensionsversicherung zusteht, hängt von zahlreichen persönlichen Faktoren ab und bedarf einer individuellen Betrachtung.
  • Babypause/Erziehungszeit: Der Mutterschutz für schwangere Arbeitnehmerinnen beginnt in der Regel acht Wochen vor der Geburt und endet acht Wochen nach der Geburt. Während dieser Schutzfrist besteht das Arbeitsverhältnis weiter und die Arbeitnehmerinnen erhalten Wochengeld, das etwa dem durchschnittlichen Gehalt der letzten 13 Wochen vor Beginn des Mutterschutzes entspricht. Anschließend haben Mütter und Väter Anspruch auf die so genannte Elternkarenz (Arbeitsfreistellung ohne Bezahlung des Arbeitsentgelts). Hierbei gibt es verschiedene Modelle, die die Höhe des Kinderbetreuungsgelds und die Dauer der Karenz regeln.
  • Zahlweise Gehalt: In der Regel monatliche Überweisung auf das private Konto. Üblich ist in Österreich zudem die Zahlung von 14 Monatsgehältern (inkl. Weihnachts- und Urlaubsgeld).
  • Wochenarbeitszeit: Die Normalarbeitszeit beträgt 40 Stunden, viele Kollektivverträge (entspricht Tarif-Verträgen in Deutschland) verkürzen die wöchentliche Arbeitszeit aber auf beispielsweise 38 Stunden.
  • Urlaubsanspruch im Jahr: Der gesetzliche Mindestanspruch beträgt 30 Tage (5 Wochen inkl. Samstag). Zudem gibt es 13 gesetzliche arbeitsfreie Feiertage.
  • Arbeitspausen: Bei einer Arbeitszeit von mehr als 6 Stunden am Tag ist eine halbstündige Pause vorgeschrieben. Diese ist unbezahlt und zählt nicht zur Arbeitszeit. Gesetzlich festgelegt ist zudem, dass zwischen zwei Arbeitsschichten mindestens 11 Stunden arbeitsfreie Zeit liegen muss.

Österreich im Ländervergleich

Anders als in vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Österreich keinen gesetzlichen Mindestlohn. Mindestlöhne werden in der Regel durch Kollektivverträge für einzelne Branchen geregelt. Kollektivverträge sind verbindliche, schriftliche Vereinbarungen, die Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Entgelt etc. regeln und zwischen Arbeitnehmervertretung und Arbeitgebervertretungen ausgehandelt werden. Da in Österreich aber über 95% der Arbeitsverhältnisse per Kollektivverträge geregelt sind, existiert für fast alle Arbeitnehmer ein Mindestlohn.

Allgemein gilt Österreich als wohlhabendes Land und die Hauptstadt Wien erreicht in den letzten Jahren immer wieder Spitzenplätze im Ranking der Städte mit der höchsten Lebensqualität. Liegt’s am Einkommen? Wohl kaum. Denn die Lebenshaltungskosten in Österreich liegen ca. 5% über denen in Deutschland und damit auch über dem EU-Durchschnitt. Das Durchschnittseinkommen der Österreicher (3.406,25 €) wiederum liegt im Schnitt 5% unter dem deutschen (3.572 €). Das Lohnniveau kann also die leicht höheren Alltagskosten für Miete, Konsumgüter, Dienstleistungen etc. nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Statistisch gesehen und kaufkraftbereinigt steht den Österreichern in Summe etwa 10% weniger Geld zur freien Verfügung.

Arbeitsmarkttrends

Nach der Wirtschaftskrise wächst das Bruttoinlandsprodukt Österreichs wieder stetig. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt, in vielen Fällen aber durch eine Zunahme an Teilzeitstellen.
Das leichte Wirtschaftswachstum drückt sich leider nicht in sinkenden Arbeitslosenzahlen aus. So stieg die Arbeitslosenquote in den letzten Jahren in kleinen Schritten an und lag im Jahr 2015 bei 5,7%. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in der Alpenrepublik mit 10,8% (Stand August 2016) zwar höher als in der Gesamtbevölkerung, im Verhältnis zum EU-Durchschnitt (18,6%) allerdings eher niedrig. Geografisch betrachtet ist der Arbeitsmarkt besonders in Wien schwierig. Hier ist die Arbeitslosenquote mit Abstand am höchsten (12,9% im September 2016). Deutlich besser sieht es in den Bundesländern Salzburg (4,9%) und Oberösterreich (5,4) aus.

Welche Berufe sind in Österreich gefragt?

Besonders als Techniker, Fachkraft oder Ingenieur sind Sie in Österreich gefragt. Die besten Chancen bestehen in den folgenden Wachstumsbranchen:

  • Umwelttechnik
  • Elektrotechnik / Elektronik
  • Medizintechnik
  • Bauwirtschaft
  • KFZ-Industrie
  • Chemische Industrie
  • Tourismus
  • Dienstleistungen
  • Landwirtschaft

Die folgenden Berufe sind von der österreichischen Regierung offiziell als Mangelberufe eingestuft. Angehörige dieser Berufsgruppen haben also besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt:

  • Fräser
  • Dreher
  • Techniker mit höherer Ausbildung (Ing) für Maschinenbau
  • Dachdecker
  • Diplomingenieure für Maschinenbau
  • Techniker mit höherer Ausbildung (Ing) für Starkstromtechnik
  • Diplomingenieure für Starkstromtechnik
  • Diplomierte Krankenpfleger und Krankenschwestern mit einer abgeschlossenen Nostrifikation (Anerkennung der Ausbildung in Österreich) Menschen mit andere Berufen sollten bei Interesse am österreichischen Arbeitsmarkt einfach die lokalen Jobportale durchsuchen und so ihren Marktwert prüfen.

Schulsystem und Ausbildung

Im Gegensatz zum deutschen, ist das österreichische Bildungssystem vom Bund geregelt, ist also für alle Bundesländer identisch. Nach dem Kindergarten, der im letzten Jahr verpflichtend ist, beginnt mit 6 Jahren die Schulpflicht ¬– die in Österreich eigentlich eine Unterrichtspflicht ist, da Kinder auch zu Hause unterrichtet werden dürfen. Diese besteht für insgesamt 9 Jahre, endet also in der Regel mit 15.

  • In den ersten vier Jahren besuchen die Kinder die Volksschule, die der deutschen Grundschule entspricht.
  • Anschließend Wechsel auf Hauptschule, Neue Mittelschule (die bis 2019 alle Hauptschulen abgelöst haben soll) oder Unterstufe der AHS – Allgemeinbildende Höhere Schule (Gymnasium).

Nach der 8. Klasse findet in Österreich ein weiterer Einschnitt statt: Wer bisher die Unterstufe der AHS besucht hat, wechselt jetzt dort in die Oberstufe oder auf das Oberstufenrealgymnasium (fachlich spezialisierter). Zielabschluss ist die Matura (Abitur). Absolventen der Hauptschule/Neuen Mittelschule können bei guten Leistungen ebenfalls auf das Oberstufenrealgymnasium wechseln. Meist entscheiden sie sich jedoch für den Einstieg in die berufliche Ausbildung:

  • Berufsbildende Höhere Schule (BHS): Berufsausbildung mit Möglichkeit neben dem Diplom (nach 4 Jahren) auch die Matura (nach 5 Jahren) zu erlangen.
  • Berufsbildende Mittlere Schule (BMS): Fach-oder Handelsschulen mit theoretischer und praktischer Ausbildung für eine gewählte Fachrichtung.
  • Polytechnische Schule: Einjährige praxisorientierte Vorbereitung auf eine Lehre.

Wer nach dem Abitur ein Studium beginnen möchte, hat die Wahl zwischen Universität, Fachhochschule und Pädagogischer Hochschule.

Fazit

Für Deutsche, die gerne international arbeiten oder einfach nur ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern wollen, ist Österreich zusammenfassend einer der attraktivsten Arbeitsmärkte im Ausland. Es kommt nicht von ungefähr, dass in kein anderes Land so viele Deutsche auswandern, um dort zu arbeiten. Sozialsystem und Arbeitsmarkt sind ähnlich aufgebaut, sprachlich und kulturell sind die Unterschiede eher gering. Und dass die österreichische Lebensart etwas entspannter und charmanter ist, wirkt vermutlich auch nicht besonders abschreckend. Genau wie die schöne Landschaft, auf die nicht nur die Einheimischen stolz sind, sondern die auch bei den meisten Einwanderern hoch im Kurs steht. Das Gehalt liegt bei leicht höheren Lebenshaltungskosten im Schnitt zwar ein wenig unter dem in Deutschland, ist aber letztendlich, wie fast überall, individuell verhandelbar. Ob Sie finanziell also einen Schritt nach vorne machen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie gefragt Ihr Beruf ist, wie qualifiziert Sie sind und wie gut Sie sich verkaufen.

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