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Greenpeace als Arbeitgeber: Jobs und Gehälter bei der Umweltschutzorganisation

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Ein Mann mit einem Greenpeace T-Shirt und gelben Arbeitshandschuhen sitzt auf einer Parkbank.

Mit kaum einer anderen Nichtregierungsorganisation (NGO) wird Umweltaktivismus derart verbunden wie mit Greenpeace: Ob auf Klimastreik-Demonstrationen, beim Anketten an Bahngleise oder im halsbrecherischen Konflikt mit Walfängern, die aufmerksamkeitserregenden Aktionen hat die Non-Profit-Organisation im allgemeinen Bewusstsein verankert. Sie ist damit ein Sinnbild für den Kampf pro Nachhaltigkeit geworden.

Mit ihrem Leitbild trifft Greenpeace punktgenau den aktuellen Zeitgeist und kann deshalb auf die Unterstützung vieler Bürgerinnen und Bürger zählen. Etwa drei Millionen Fördermitgliedschaften zählt die Organisation weltweit, 2020 belief sich das generierte Spendenvolumen alleine in der Bundesrepublik auf ungefähr 80 Millionen Euro – davon werden eine Vielzahl an Kampagnen, aber auch Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bezahlt.

Ausgaben fallen allerdings ebenso für Personalzwecke an, denn obwohl die Aktivitäten zu einem großen Teil durch Freiwilligenarbeit gestemmt werden, beschäftigt die Klimaschutzorganisation auch festangestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Knapp 2.500 sind es weltweit, fast 350 hiervon in Deutschland. Wir haben uns deswegen mit Greenpeace als Arbeitgeber beschäftigt: Was sind überhaupt die Ziele der Organisation? Wie ist die Gehaltsstruktur geregelt? Und wie kann man sich ehrenamtlich engagieren? Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich dieser Artikel.

 

Öffentlichkeitswirksam für Umweltschutz: Geschichte und Ziele von Greenpeace

Ein halbes Jahrhundert lang Greenpeace – 2021 ist es schließlich so weit, die Umweltorganisation feiert ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Alles beginnt im Jahre 1971, genauer gesagt am 15. September, als sich eine Gruppe an Friedensaktivisten auf den Weg zu den Aleuten macht, einer abgelegenen Inselgruppe Alaskas. Ihr Ziel: die Verhinderung eines US-amerikanischen Atomtests. Auch wenn dieser Protest fehlschlägt, so setzt er sich im öffentlichen Gedächtnis fest, und tatsächlich werden später zumindest einige Kernwaffentests abgesagt. Das Schlagwort dieser Aktion: Green & Peace – der Grundstein für die Organisation ist gelegt.

1980 kommt Greenpeace dann auch in Deutschland an, in einer ersten Aktion protestieren Aktivisten gegen die Entsorgung von Giftmüll in der Nordsee. Wenig später wird die Landeszentrale in Hamburg eröffnet, wo Greenpeace heute noch seinen Hauptsitz hat. Mittlerweile ist die Organisation in über 45 Ländern vertreten, als globale Zentrale fungiert Amsterdam.

Damals wie heute legt Greenpeace einen großen Fokus auf öffentlichkeitswirksame Kampagnen. Durch Proteste an symbolisch bedeutsamen Orten oder schlichtweg am Schauplatz von Umweltzerstörung lenkt die Organisation den medialen Fokus auf das Vergehen und erregt damit die Aufmerksamkeit und Anteilnahme der Bevölkerung. Durch öffentlichen Druck sollen dann Staaten oder Konzerne zum Einlenken animiert werden. Bestes Beispiel dafür ist der Kampf gegen organisierten Walfang: Bilder von wagemutigen, sich vor Harpunen stellenden Greenpeace-Aktivisten und dem sich vom Blut geschlachteter Meeressäuger rot färbenden Ozean gingen um die Welt.

Anders als es derartige Aktionen vermuten lassen würden, ist Greenpeace jedoch keine Tierschutzorganisation. Vielmehr verschreibt sich die NGO nach eigenen Aussagen dem „Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur“. Jedwede Form der Umweltzerstörung ist Greenpeace ein Dorn im Auge, sei es die Rodung von Regenwäldern, die Verschmutzung von Biosphären mit Giftmüll oder die Überfischung der Weltmeere. Besonderes Augenmerk liegt zudem natürlich auf dem Ausstoß von Treibhausgasen, wodurch Erderwärmung und Klimawandel beschleunigt werden. Greenpeace spricht sich überdies gegen Atomenergie und Gentechnik aus.

Diese Position trifft nicht überall auf Zustimmung. Viele Experten halten gerade Kernkraftwerke für eine nicht zu ignorierende Option, um emissionslos Strom zu erzeugen. Gegner stellen dieser Ansicht Sicherheitsbedenken sowie die Problematik radioaktiven Abfalls entgegen – Einigkeit besteht bei diesem komplexen Thema freilich nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Streitfrage Gentechnik. Mehr als 150 Nobelpreisträger forderten in einer gemeinsamen Erklärung unter anderem Greenpeace dazu auf, ihren Standpunkt zu überdenken. Ihrer Meinung nach biete gerade Biotechnologie die Möglichkeit, die ärmsten Bevölkerungsschichten der Erde zu ernähren. Selbst Mitgründer Patrick Moore, der sich mittlerweile von der Organisation abgewandt hat, monierte hier Unwissenschaftlichkeit.

Ohnehin wird Greenpeace von vielen Seiten mit wachsendem Unmut betrachtet: Erst kürzlich sorgte etwa ein Vorfall bei der Fußballeuropameisterschaft 2021 für Aufruhr, als ein Gleitschirmflieger bei einer missglückten Protestaktion auf dem Spielfeld notlanden musste. Nur dank der Greenpeace-Aufschrift wurde er von Scharfschützen verschont, beim Absturz wurden zudem zwei Unbeteiligte verletzt – ein fatales Missgeschick, schließlich betont die Organisation explizit, dass sämtliche Aktionen gewaltfrei auszuführen sind. Wenngleich unbeabsichtigt, so wurde die Fahrlässigkeit der Aktion von Öffentlichkeit und Politik negativ beäugt. Kontrovers ist zudem die Bereitschaft mancher Aktivisten zu Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch oder Diebstahl.

 

Berufe und Gehälter bei Greenpeace

Bei Greenpeace arbeitet ein breites Spektrum unterschiedlichster Berufe zusammen, ganz gleich ob Naturwissenschaftler, Handwerker, Manager oder Journalisten. Gerade der Öffentlichkeitsarbeit und der Planung medial sichtbarer Aktivitäten werden große Bedeutung beigemessen, und ähnlich wie andere Nichtregierungsorganisationen ist Greenpeace auch an der Durchführung und Publikation von Studien beteiligt, um ihre Zielsetzungen empirisch legitimieren zu können. Typisch für die Branche ist die Tätigkeit des Digital Campaigners, welcher Informationskampagnen konzipiert und über Internetkanäle verbreitet. Wichtig sind zudem sogenannte Direct Dialoger, die um Fördermitglieder werben, indem sie Passanten ansprechen und über Umweltschutzthemen informieren sowie weitere repräsentative Aufgaben übernehmen. In den Feldern Marketing bzw. Forschung und Content arbeiten aber auch zahlreiche klassische Berufe – hier einige Beispiele:

Wie in jedem anderen Unternehmen auch arbeiten außerdem viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im administrativen und organisatorischen Bereich, um alle Verwaltungsaufgaben bewältigen zu können. Typische Berufe sind hier:

Das Entgeltsystem von Greenpeace ist öffentlich einsehbar und auf der Organisationswebsite aufzufinden. Demnach werden Beschäftigte je nach Expertise, Verantwortung und Jobanforderung in eine von dreizehn Lohngruppen eingeteilt, welche wiederum in drei Kompetenzstufen (K1, K2, K3) untergliedert sind. Diese weitere Zuordnung erfolgt unter anderem anhand von Berufserfahrung. Die niedrigste Lohngruppe ist Gruppe 8 und ausschließlich Aushilfen vorenthalten, das Bruttomonatsgehalt liegt 2021 zwischen ca. 2.820 Euro und 3.000 Euro. Am besten verdienen Teamleitungen (Gruppe 19 bzw. 20), hier reicht die Gehaltsspanne von ca. 6.550 bis zu 7.860 Euro monatlich. Für jeden Beruf kommen des Weiteren noch Weihnachtsgeld, Nahverkehrs- und Krankengeldzuschüsse sowie andere Benefits hinzu.

Jedes Jahr erhöht sich der Verdienst um 1,4 Prozent. Einheitlich geregelt ist ebenso die wöchentliche Arbeitszeit, sie beträgt 37,5 Stunden. Der Urlaubsanspruch liegt bei 32 Tagen pro Jahr, für alle Berufe gilt zudem eine Probezeit von sechs Monaten. Eine Ausbildung oder ein duales Studium ist bei Greenpeace nicht möglich, Studierende können aber die Möglichkeit eines zwei- bis dreimonatigen Praktikums wahrnehmen. Junge Erwachsene können bei Greenpeace zudem ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren. Eine weitere Option, sich in kleinerem Umfang zu beteiligen, bieten geringfügige Beschäftigungen (GfB) oder Midijobs; in beiden Fällen liegt der Stundenlohn bei rund 12 Euro.

 

Aktuelle Stellenangebote bei Greenpeace:

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Ehrenamtliche Tätigkeiten bei Greenpeace – so kann sich jeder engagieren

Eine gemeinnützige Organisation wäre nichts ohne ihre freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – bei Greenpeace ist das nicht anders. In Deutschland engagieren sich insgesamt etwa 7.000 Menschen, das geschieht vor allem in lokalen Ortsgruppen. Diese gibt es bundesweit mittlerweile in über 100 Städten. Wie man sich konkret engagieren kann, hängt dann von der jeweiligen Ortsgruppe ab. In der Regel ist aber stets möglich, an Veranstaltungen teilzunehmen und dort Informations- oder Organisationstätigkeiten zu übernehmen. Typische Tätigkeiten von ehrenamtlichen Greenpeace-Mitarbeitern sind etwa:

  • Teilnahme an Demonstrationen
  • Unterschriftensammlungen
  • Aufklärung bei Infoveranstaltungen oder Vorträgen
  • Leitung von Arbeitskreisen
  • Planung von Informationskampagnen
  • Social Media

Spezifisches Vorwissen wird nicht vorausgesetzt, Greenpeace bietet für Ehrenamtliche umfassende Schulungs- und Weiterbildungsangebote. Viel wichtiger sind stattdessen Leidenschaft, Neugierde und Engagement. Damit sich Freiwillige auch über Ortsgrenzen hinweg vernetzen können, gibt es das Onlineportal Greenwire. Dort tauschen sich dann Gleichgesinnte über Umweltthemen aus, koordinieren Informations- und Protestaktionen oder sammeln schlichtweg Ideen.

Verstärktes Augenmerk liegt zudem auf besonders jungen und alten Mitwirkenden. 14- bis 19-Jährige sind in Jugend-AGs organisiert, diese gibt es in mehr als 20 Ortsgruppen. Damit wird Interessierten schon in frühen Jahren die Möglichkeit zur Partizipation und Mitgestaltung gegeben. Ähnlich verhält es sich mit den Team50plus-Gruppen: Diese richten sich, wie es der Name aussagt, an Menschen jenseits des 50. Lebensjahres. Physisch zehrende Protestaktionen sind hier oftmals nicht ratsam, deswegen spielt vor allem Aufklärungsarbeit eine große Rolle. Aktivisten können in solchen Ortsgruppen dann ihre Lebens- und Berufserfahrung gewinnbringend einbringen. Zuletzt sei nicht vergessen: Auch auf finanzieller Ebene kann jeder einen kleinen Beitrag leisten. Alleine in Deutschland können sich über 600.000 Spender und Spenderinnen als Umweltschützer bezeichnen.

 

Quellen:

Greenpeace Deutschland

Handelsblatt

Statista

Tagesspiegel

 

Autor: Michel Vo