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Arbeiten bei Nestlé: Gehalt, Ausbildung und Karriere

Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Nahaufname eines Hygienearbeiters, der in einer Getränkefabrik die abgefüllten Saft-Flaschen überprüft.

Nestlé ist überall bekannt als der größte Lebensmittelproduzent der Welt. Zum Konzern Nestlé S.A. gehören weltweit über 2.000 Marken, die unter anderem Frühstücksnahrung, Kleinkinder- und Babynahrung, Tiernahrung oder Tiefkühlkost sowie verschiedene Getränke und Variationen von Mineralwasser verkaufen. Die Position an der Weltspitze spiegelt sich auch in den Mitarbeiterzahlen wider: Insgesamt arbeiten fast 280.000 Menschen bei Nestlé, davon rund 8.500 in Deutschland und etwas mehr als 10.000 in der Unternehmenszentrale in der Schweiz.

Nestlé verkauft seine Produkte in 186 verschiedenen Ländern und macht dabei in jeder Geschäftsregion enormen Umsatz. In 2021 erwirtschaftete Nestlé alleine mit den Lebensmitteln einen Umsatz von rund 90 Milliarden Euro. Alleine in Nord- und Südamerika nahm Nestlé ungefähr 39 Milliarden Schweizer Franken ein (ca. 38 Milliarden Euro). In Europa, Nordafrika und dem Mittleren Osten verkaufte Nestlé Produkte im Wert von rund 26 Milliarden CHF (ca. 25 Milliarden Euro). Der Umsatz in Afrika, Asien und Ozeanien betrug ungefähr 22 Milliarden CHF (ca. 21 Milliarden Euro).

Doch wie ist es für so ein globales Unternehmen zu arbeiten? Welche Berufsmöglichkeiten und Gehälter bietet Nestlé und kann ein so großes Unternehmen überhaupt noch für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit sorgen? Diese Fragen klärt dieser Artikel. Zudem werfen wir einen Blick darauf, wie Nestlé als Konzern in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Sklavenarbeit und Tierversuche? Historisches zu Nestlé

Die Geschichte von Nestlé beginnt vor mehr als 150 Jahren mit dem Apotheker Heinrich Nestlé und seiner Erfindung, dem Kindermehl. Dieses soll mit seiner Kombination aus Kuhmilch, Weizenmehl und Zucker die hohe Sterberate von Neugeborenen bekämpfen. Diese Idee erweist sich als Erfolg: 1975 verkauft er sein Unternehmen und die Fabrik an lokale Geschäftsleute, die die finanziellen Mittel haben, um die Produktion und den Verkauf zu steigern. Auch das Sortiment der Firma Nestlé erweitert sich in der Folge. So verkaufen sie ab 1878 neben dem Kindermehl auch Kondensmilch und ab 1904 bieten sie zudem erstmals Schokolade an. 1905 fusioniert Nestlé mit der Anglo-Swiss Condensed Milk Company und verfügt so über mehr als 20 Fabriken. Zudem nutzen sie Niederlassungen in Übersee, was dazu führt, dass sie ein internationales Vertriebsnetzwerk aufbauen können. In den Folgejahren kann das Unternehmen zu einem globalen Molkereiunternehmen aufsteigen.

Der Erste Weltkrieg bedeutet für Nestlé im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen einen rapiden wirtschaftlichen Anstieg. Obwohl die Versorgung mit Ressourcen nachlässt und der internationale Handel eingeschränkt wird, steigt die Nachfrage nach der Kondensmilch des Unternehmens vor allem durch Regierungsaufträge. Nestlé erweitert das Unternehmen durch weitere Fabriken in Australien und den USA, was die Lieferprobleme löst. Gegen Ende des Krieges verfügt das Unternehmen weltweit über rund 40 Fabriken. Auch aus dem Zweiten Weltkrieg kann Nestlé seinen Nutzen ziehen. Wieder sind es Regierungsaufträge, die die den Umsatz des Unternehmens steigern. Besonders in den USA gewinnt die Marke Nestlé schnell an Bekanntheit unter den Soldaten. Seit dem Kriegsende erweitert Nestlé das Sortiment immer weiter und expandiert in mehrere Bereiche von Nahrungsmitteln. So nehmen sie nach und nach Tiefkühlprodukte und Getränke in das Angebot auf und steigt sogar in das Geschäft mit Pharmazeutika ein. Sodass es kaum noch einen Haushalt in Deutschland gibt, indem sich nicht ein Produkt von Nestlé befindet. Zu den bekanntesten Produkten gehören unter anderem Maggi, Buitoni, Wagner, Garden Gourmet, Thomy, Beba, KitKat, Smarties, Lion, After Eight, Choclait Chips, Nesquik, Cini Minis, Nescafé, Vittel, Mövenpick, Häagen-Dasz und das Katzenfutter Felix.

Nestlé steht aber auch immer wieder in der Kritik von Menschenrechtlern, Umweltaktivisten und Tierschützern. Während in den 1970er-Jahren bereits Stimmen laut wurden, die die Babynahrung von Nestlé hinterfragen, wird die Kritik besonders in den 2000er- und 2010er-Jahren immer lauter. Ein häufiger Anklagepunkt ist die Privatisierung von Wasservorkommen in ärmeren Teilen der Welt, vor allem in Pakistan, Äthiopien und im Süden Afrikas. Damit einher geht die Beschuldigung, Nestlé verursache Dürren und nehme somit das Leiden von Millionen Menschen in Kauf. Diese Praktiken werden beispielsweise im Dokumentarfilm Bottled Life aus 2012 unter die Lupe genommen.

Weitere Kritik richtet sich gegen die Verwendung von Palmöl und dessen illegalem Anbau. Laut Kritik der Umweltschutz-Organisation Greenpeace aus 2010 sei der Konzern für das Abholzen, insbesondere für das rechtswidrige Abholzen der Regenwälder verantwortlich. Nestlé reagierte auf diese Kritik, indem sie sich das Ziel setzten, bis 2015 nur nachhaltig angebautes Palmöl zu verwenden. Erreicht haben sie dieses Ziel nicht. So seien nur rund zwei Drittel eindeutig zur Quelle nachverfolgbar. Bis heute hat sich diese Quote nicht verbessert. Allerdings hat Nestlé Konzepte und Pläne ausgearbeitet, der Waldrodung entgegenzuwirken. Sie wollen beispielsweise bis 2023 ungefähr drei Millionen neue Bäume in den gerodeten Gebieten pflanzen und auch weiterhin an der Transparenz der Lieferketten von Palmöl arbeiten. Ob sich die Situation aber tatsächlich bessert, bleibt abzuwarten.

Seit 2014 wird Nestlé immer wieder beschuldigt, Tierversuche durchzuführen. So testet die Nestlé-Tochterfirma Nestlé Skin Health gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Ipsen ihre Produkte regelmäßig an Mäusen, anstatt mit im Labor gezüchteten Zellen zu arbeiten. Bereits 2011 rief die Tierschutzorganisation Peta zu einem Boykott von Nestlés Teegetränken auf. So seien deren Zutaten wiederholt an Tieren getestet worden, die unter anderem Hirn- oder Muskelkrankheiten erzeugten. Nestlé reagierte darauf, indem sie versicherten, Tierversuche auf ein Minimum zu reduzieren. Sie wollen jedoch nicht komplett tierversuchsfrei arbeiten.

Weiter sieht sich Nestlé immer wieder mit Vorwürfen der Sklavenarbeit konfrontiert. Diesen Anschuldigungen kann der Konzern nur wenig entgegensetzen, räumt 2016 sogar ein, dass es im Bereich des Möglichen liegt. Dies ist beispielsweise der Fall auf den brasilianischen Plantagen für Kaffeebohnen. Dort seien Menschenrechtsverletzungen und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung. Hinzu kommt, dass die Arbeiter sehr schlecht bezahlt werden oder sogar ganz ohne Bezahlung arbeiten müssen. Ebenso hat Nestlé zeitgleich noch weitere Menschenrechtsverletzungen zugegeben, so beispielsweise in der thailändischen Fischereiindustrie.

Die aktuellste Kritik an Nestlé steht in Verbindung mit Russlands Krieg in der Ukraine. So erlebte das Unternehmen in den sozialen Medien einen Shitstorm, weil sie an ihrem Geschäft in Russland festhalten. Nestlé reagierte darauf, und beteuerte sämtliche Produktlieferungen eingestellt zu haben, die nicht der Grundversorgung dienen.

Berufsleben bei Nestlé

Auch wenn Nestlé bei ihren Lieferketten menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Kauf nimmt, so sieht das bei den eigenen Angestellten doch wieder anders aus. So wirbt der Konzern unter anderem mit einer partnerschaftlichen Arbeitsatmosphäre zwischen allen Angestellten sowie einer Arbeitskultur, die den Unternehmergeist aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen fördert und sie ermutigt, eigene Ideen einzubringen. Weiter bietet Nestlé den Angestellten weltweite Karrieremöglichkeiten an, ebenso wie einen festen und sicheren Arbeitsplatz, an dem man mehrere Jahre gerne arbeitet. Außerdem bietet Nestlé seinen Angestellte Konzepte zur Work-Life-Balance an sowie Programme für die Gesundheit. Aber wie steht es um die Möglichkeiten des Berufseinstiegs bei Nestlé und wie sehen die Karrierechancen aus?

Berufs- und Karrieremöglichkeiten bei Nestlé

In Deutschland bietet Nestlé jedes Jahr 80 Ausbildungsplätze in 16 verschiedenen Ausbildungsberufen im kaufmännischen, technischen und lebensmittelbezogenen Bereich an:

Grundvoraussetzung ist in der Regel ein guter Realschulabschluss oder Abitur. In manchen Fällen ist bereits ein guter Hauptschulabschluss eine ausreichende Qualifikation. Die Ausbildungen dauern zwischen zwei und dreieinhalb Jahren, in denen die Auszubildenden nach dem Tarifvertrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bezahlt werden. Somit ergeben sich für die Auszubildenden je nach Ausbildungsjahr monatliche Gehälter in Höhe von 1.000 bis 1.300 Euro.

Je nach Ausbildung bekommen die Auszubildenden die Möglichkeit, in mehreren Unternehmensbereichen eingesetzt zu werden und diese so zu erkunden. Beispielsweise erhalten Auszubildende in kaufmännischen Berufen neben ihrem Ausbildungsbereich ebenfalls Einblicke in die anderen Abteilungen sowie in die Produktentwicklung und den Kundenservice. Die Übernahmechance nach der Ausbildung liegt bei Nestlé laut eigenen Aussagen bei rund 90 Prozent.

Der Berufseinstieg kann bei Nestlé ebenfalls als duales Studium, während eines Studiums oder direkt im Anschluss daran geschehen.

Duale Studiengänge bietet der Konzern vor allem in den Bereichen BWL, Accounting und Controlling sowie Ressourcenwirtschaft an. Während eines dualen Studiums sind die Studierenden direkt in die Fachabteilungen eingebunden. Sie haben beispielsweise die Aufgabe, Abläufe zu prüfen oder sogar eigene Projekte zu steuern und lernen so alle Prozesse des Unternehmens kennen.

Des Weiteren können Studierende während ihres Studiums ein Praktikum bei Nestlé absolvieren. Dies ist unter anderem in folgenden Bereichen möglich:

  • Controlling
  • Digitalbereich
  • Einkauf
  • Ernährungswissenschaften
  • Marketing
  • PR und Kommunikation
  • Supply-Chain-Management
  • Vertrieb

Praktika bei Nestlé werden nach dem gesetzlichen Mindestlohn bezahlt. Zudem besteht für Studierende, die ein mindestens dreimonatiges Praktikum bei Nestlé absolviert haben, die Möglichkeit ihre Abschlussarbeit im Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Abteilung schreiben. Auf diese Weise sammeln die Studierende weitere Kontakte in der Berufswelt. Außerdem helfen diese Erfahrungen dabei, den Berufseinstieg nach dem Studium, angenehmer zu gestalten, beispielsweise als Trainee bei Nestlé oder als klassischer Direkteinstieg.

Der Einstieg in die Berufswelt bei Nestlé als Trainee kann in diesen Bereichen stattfinden:

  • Digital
  • Finance
  • Human Resources
  • Marketing & Sales
  • Supply-Chain-Management
  • Technisches Management

Das Traineeprogramm sieht vor, dass die Absolventen während der Ausbildungszeit Einblicke in alle Bereiche ihres Fachs bekommen und so ein eigenes Netzwerk aus Kontakten aufbauen können. Zudem sollen die Trainees nach und nach immer mehr Verantwortung übernehmen, um anschließend gegebenenfalls als Teamleiter oder Teamleiterin in den Beruf einzusteigen. Obendrein ist während des Traineeprogramms in manchen Bereichen ein Auslandsaufenthalt vorgesehen. Einer der Vorteile, die mit einem Traineeprogramm bei Nestlé einhergeht, ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag.

Nestlé hält auch Möglichkeiten für Berufserfahrene bereit. Der Berufseinstieg für Berufserfahrene ist bei Nestlé grundsätzlich in jedem Bereich des Unternehmens und in vielen verschiedenen Positionen möglich. Sie können etwa den nächsten Karriereschritt wagen, indem sie direkt in einer Führungsposition beginnen oder lediglich den Arbeitgeber wechseln und in ihrer vorherigen Position verbleiben. In vielen Fällen sind zudem Quereinstiege möglich.

Gehälter bei Nestlé

Die Gehälter bei Nestlé liegen in vielen Fällen über dem deutschen branchenweiten Durchschnitt. Vor allem in Bürojobs und in Management-Berufen fällt das Gehalt häufiger üppig aus. In handwerklichen und technischen Berufen fallen die Gehälter im Durchschnitt niedriger aus. So verdienen Marketing Manager und Managerinnen beispielsweise zwischen 48.000 und 86.000 Euro pro Jahr. Das Durchschnittsgehalt von Elektrikern und Elektrikerinnen liegt dagegen bei rund 48.000 Euro. Ähnliches gilt für Industriemechaniker und -mechanikerinnen, deren Gehalt liegt zwischen 35.000 und 53.000 Euro. Die teilweise hohen Gehaltsreichweiten sind vor allem auf die Berufserfahrung, Zeit im Unternehmen und Verantwortung sowie Position innerhalb des Teams zurückzuführen. Weitere ausgewählte Berufe mit ihren ungefähr zu erwartenden Bruttojahreslöhne:

 

Aktuelle Stellenangebote:

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Wie bewerten die Angestellten Nestlé als Arbeitgeber?

Nestlé schneidet auf Arbeitgeberportalen besser ab als der Durchschnitt in der Lebensmittelbranche. Außerdem wird der Konzern als Arbeitgeber von vielen Arbeitnehmer*innen weiterempfohlen. Die meisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind zufrieden mit der Art und Weise, wie sie von Nestlé behandelt werden und arbeiten gerne dort. Beispielsweise wird die Arbeitsatmosphäre in sehr vielen Fällen gelobt. Auch viele der negativen Bewertungen heben die generelle Arbeitsatmosphäre innerhalb ihrer Teams hervor. Dagegen steht die teilweise deutliche Kritik an der Gleichberechtigung. Manche Bewertungen sprechen von Rassismus, andere von Diskriminierung gegenüber Frauen. Hierbei wird vor allem die fehlende Unterstützung für Mütter und werdende Mütter angeprangert. Allerdings richtet sich diese Kritik normalerweise gegen die Kollegen und Kolleginnen und nicht gegen die Vorgesetzten oder das Unternehmen. Kritik gegen das Unternehmen äußert sich oft in den Angeboten zur Work-Life-Balance. So seien die Angestellten unzufrieden, damit wieder im Büro arbeiten zu müssen, obwohl die Homeoffice-Arbeit während der Pandemie gut funktioniert habe. Dagegen wird die Möglichkeit zur Gleitzeit allerdings positiv wahrgenommen. Im Zusammenhang mit der Work-Life-Balance spielen ebenfalls die angebotenen Benefits eine große Rolle. Diese würden sich nicht besonders von denen anderer Unternehmen unterscheiden, stellenweise werden sie sogar als ungenügend empfunden. So wird vereinzelt kritisiert, dass Nestlé den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen kein Ticket für den ÖPNV gestellt hat.

Ein anderer Kritikpunkt richtet sich an das Image von Nestlé. Auch wenn die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit dem Unternehmen grundsätzlich zufrieden sind, fällt es vielen schwer, ihre moralischen Werte mit den Handlungen des Unternehmens zu vereinbaren. Das Gleiche gilt für die Bemühungen zum Umweltschutz. Diese hätten eher den Zweck, die öffentliche Wahrnehmung zu besänftigen, als tatsächlich etwas zu ändern.

Alles in allem fällt Nestlé also vor allem durch die gezahlten Gehälter und die generelle Arbeitsatmosphäre positiv auf. Auch das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Angestellten wird überwiegend als positiv wahrgenommen. Allerdings gibt es bei Nestlé noch enormen Nachholbedarf, was das Image und den Umweltschutz angeht. So bestätigen die Mitarbeiterberichte größtenteils die Kritik der jüngeren Vergangenheit. Ebenfalls sollte Nestlé die Angebote zur Work-Life-Balance überarbeiten und gegebenenfalls erweitern, um sich von konkurrierenden Unternehmen weiter absetzen zu können, was die Mitarbeiterzufriedenheit angeht.

 

Quellen:

bottledlifefilm.com

Handelsblatt.de

handelszeitung.ch

nestle.ch

Nestle.com

Nestle.de

old.danwatch.dk

peta.org

petaasia.com

tagesschau.de

theguardian.com

tierschutzbund.de