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Arbeiten bei den Stadtwerken: Gehalt, Jobs & Karriere

Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
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Ein Techniker geht in einem Kraftwerk durch die Reihen der zahlreichen dicken Rohre.

Egal ob in Hamburg, München, Berlin oder anderswo in Deutschland – ganz selbstverständlich machen wir überall hierzulande das Licht an, drehen den Wasserhahn auf, schalten die Heizung ein und erwarten eine regelmäßige Müllentsorgung. Dafür zuständig, dass all dies reibungslos funktioniert und die Grundversorgung der Bevölkerung mit Strom, Gas und Wasser garantiert ist, sind in der Regel die Stadtwerke. Auch wenn sie nicht überall so bezeichnet werden, haben die meisten Kommunen in Deutschland eigene Stadtwerke, welche je nach Gemeinde öffentlich-rechtlich oder privatwirtschaftlich organisiert sind.

Etwa 734.000 Menschen arbeiten in Deutschland in der Daseinsversorgung und machen Stadtwerke somit zu wichtigen Arbeitgebern. Vor allem die Stadtwerke in Deutschlands größten Städten wie München, Berlin oder Frankfurt beschäftigen mehr als tausend Mitarbeiter in den verschiedensten Aufgabenbereichen.

Doch was sind Stadtwerke eigentlich genau und welche Aufgaben haben sie? Wie viel verdient man als Beschäftigter in der Daseinsversorgung? Der folgende Artikel beantwortet unter anderem diese Fragen, beschäftigt sich aber auch mit Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten bei den Stadtwerken.

Wofür brauchen wir überhaupt Stadtwerke? Die Grundversorgung Deutschlands

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts legten deutsche Städte offizielle Standards für Infrastruktur, Wohnungen und öffentliche Gebäude fest. Sie etablierten eine zuverlässige Gas- und Wasserversorgung sowie eine Abwasser- und Müllentsorgung, führten flächendeckend Straßenbeleuchtung ein und trieben die Elektrifizierung voran. Die Stadtverwaltungen in Deutschland wandelten sich in den 1870er- und 1880er-Jahren zu Leistungsverwaltungen mit gut ausgebildeten Fachkräften. Die Aufgaben in den Bereichen Stadtplanung und Infrastruktur lagen von nun an in der kommunalen Hand der neu organisierten Stadtwerke.

Auch heute noch sind Stadtwerke kommunale Unternehmen und erbringen im öffentlichen Auftrag Versorgungsleistungen im Bereich der Grundversorgung. Die Aufgaben der Stadtwerke sind vielfältig und unterscheiden sich von Stadt zu Stadt. Die gemeindliche Pflichtaufgabe aller Stadtwerke besteht jedoch darin, private Haushalte und Unternehmen zu bezahlbaren Preisen mit Energie und Wasser zu versorgen. Außerdem betreuen sie häufig auch öffentliche Bäder oder Parkhäuser und stellen kommunale Infrastruktur bereit.

Im Bereich Energieversorgung betreiben die Stadtwerke Verteilnetze, Messstellen sowie Kraftwerke und kümmern sich um die Gasversorgung. Außerdem sind sie die Betreiber von Wasserwerken und Kläranlagen, um die Versorgung mit Frischwasser sowie die Abwasserentsorgung zu garantieren. Auch die Telekommunikation sowie der öffentliche Personennahverkehr fallen teilweise in den Verantwortungsbereich der Stadtwerke.

Rund 900 Stadtwerke in Deutschland fördern jeden Tag 121 Liter Trinkwasser pro Bürger und entsorgen täglich insgesamt 31.500 Tonnen Abfall, von denen ca. 65 Prozent recycelt werden – im Vergleich zu anderen Ländern eine hohe Rate. Auch die Gewinne der Stadtwerke können sich sehen lassen, obwohl Profitabilität kein erklärtes Ziel ist: So haben beispielsweise allein die Stadtwerke in Köln und München im Geschäftsjahr 2018/2019 einen Jahresgewinn von 193 Millionen Euro erwirtschaftet.

Um die Interessen der Bürgerinnen und Bürger auf bundesweiter Ebene wahrzunehmen, haben sich viele Stadtwerke in Verbänden organisiert. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) umfasst rund 1.500 Mitgliedsunternehmen der Energieversorgung, der Wasser- und Abwasserwirtschaft, der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung sowie der Telekommunikation. Zum VKU gehört auch die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW), in der 270 Stadtwerke organisiert sind und die damit das größte deutsche Stadtwerke-Netzwerk bildet.

Berufsausbildung bei den Stadtwerken

Die Stadtwerke sind in nahezu jeder Region große und bedeutende Arbeitgeber und fungieren zudem als wichtige Ausbildungsbetriebe. Nach einem Hauptschulabschluss, einem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur bieten sie zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen an. Von Elektrotechnik über Logistik bis hin zu Informatik sind für viele Interessen und Talente passende Ausbildungen dabei. Da jedoch alle Stadtwerke individuell verwaltet und organisiert werden, sind die folgenden Ausbildungsberufe lediglich ein Querschnitt durch die Angebote verschiedener Stadtwerke in ganz Deutschland:

Die Stadtwerke in Deutschland bezahlen ihre Auszubildenden nach dem Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD). Aus diesem Grund ist die Vergütung der Azubis bei den Stadtwerken auch vergleichsweise hoch und macht die Ausbildung in der Daseinsversorgung somit unter finanziellen Gesichtspunkten äußerst attraktiv. So erhalten Azubis im ersten Lehrjahr monatlich 1.018 Euro brutto, im zweiten Jahr 1.068 Euro brutto und kommen im dritten Lehrjahr schließlich auf 1.117 Euro brutto. Sollte die Ausbildung vereinzelt ein viertes Lehrjahr umfassen, liegt die Vergütung dann bei 1.178 Euro brutto monatlich. Außerdem stehen den Auszubildenden 30 Tage Urlaub pro Jahr zu.

Duales Studium bei den Stadtwerken

Für Bewerber mit Hochschulreife halten viele Stadtwerke zusätzlich ein Angebot an verschiedenen dualen Studiengängen bereit. Dieses ist jedoch nicht ganz so umfangreich wie das der Ausbildungsberufe und kann je nach Stadt stark variieren. Das Bachelorstudium dauert in der Regel drei Jahre und wird im Wechsel sowohl an einer Hochschule als auch im Betrieb absolviert. Dabei wird darauf geachtet, dass die Praxisinhalte möglichst genau auf das zuvor erlernte theoretische Wissen abgestimmt werden. Da das Angebot je nach Standort sehr unterschiedlich ist, sind die folgenden Studiengänge nach Städten geordnet und lediglich Beispiele für die Angebote verschiedener Stadtwerke:

Duale Studiengänge bei den Stadtwerken München

Duale Studiengänge bei den Stadtwerken Augsburg

Dualer Studiengang bei den Stadtwerken Münster

  • BWL

Duale Studiengänge bei den Stadtwerken Itzehoe

Die dual Studierenden profitieren von einem abwechslungsreichen Arbeitsalltag und dem umfangreichen Wissen, das ein Stadtwerk zu bieten hat. Verschiedene Stadtwerke werben speziell mit der großen Praxisnähe und einer guten Übernahmechance nach einem erfolgreichen Abschluss. Die Vergütung der dual Studierenden ist identisch mit dem Gehalt der Auszubildenden.

Angebote an Schüler und Studierende

Viele Stadtwerke beschäftigen neben den Auszubildenden und dual Studierenden auch Werkstudentinnen und Werkstudenten aus anderen Studiengängen. Diese werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt und sind dazu aufgerufen, ihr im Studium erworbenes Wissen aktiv einzubringen. Der Stundenlohn für Werkstudierende in Deutschland liegt im Schnitt zwischen 12 und 15 Euro.

Viele Stadtwerke bieten außerdem Praktikumsplätze an. Dieses Angebot richtet sich hauptsächlich an Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen des Praktikums können diese in den Arbeitsalltag verschiedener Ausbildungsberufe hineinschnuppern. Doch auch für Berufseinsteiger und immatrikulierte Studierende gibt es bei einigen Stadtwerken verschiedene Angebote. Unter anderem sind freiwillige Praktika sowie Pflichtpraktika während des Studiums möglich, dessen Dauer und Vergütung je nach Standort, Abteilung und Art des Praktikums variieren können.

Berufe und Gehälter bei den Stadtwerken

So vielfältig wie die Ausbildungsmöglichkeiten sind auch die Karrierechancen bei den Stadtwerken. Die kommunalen Unternehmen bieten Jobs in den verschiedensten Bereichen und an den unterschiedlichsten Standorten in Deutschland an. Da es hierzulande etwa 900 Stadtwerke gibt, sind die Jobangebote vielfältig und stark vom jeweiligen Arbeitgeber abhängig.

Positiv ist, dass sich die Vergütung bei den Stadtwerken in der Regel nach dem Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe richtet und anhand der TV-V Entgelttabelle bestimmt wird, welche eine ungleiche Bezahlung innerhalb Deutschlands meist verhindert. Diese unterteilt die Angestellten und ihre Löhne vertikal in 15 Entgeltgruppen sowie horizontal in sechs Stufen. Mit zunehmender Berufserfahrung erreicht man eine höhere Gehaltsstufe. So verdient beispielsweise eine Reinigungskraft der Entgeltgruppe zwei und Gehaltsstufe eins 2.292,78 Euro brutto monatlich und kommt so auf ein Bruttojahresgehalt von ca. 27.500 Euro. Dieses Gehalt kann auf bis zu 2.734,98 Euro brutto monatlich in Gehaltsstufe sechs ansteigen, was einem Jahresbruttogehalt von ca. 32.800 Euro entspricht.

Der folgende Überblick zeigt einige Jahresbruttogehälter für beispielhafte Stellen und Positionen bei den Stadtwerken. Auch hier handelt es sich bei Jobs sowie Gehältern um einen bundesweiten Querschnitt:

Projektleitung und Führungskräfte

IT und technische Berufe

  • Elektroniker/-in: 36.000 € –  39.000 €
  • IT-Berater/-in: 51.000 € – 55.000 €
  • IT-Manager/-in: 62.000 € – 74.000 €
  • Softwareentwickler/-in: 58.000 € – 63.000 €
  • Software-Ingenieur/-in: 69.000 € – 73.000 €
  • Systemspezialist/-in: 48.000 € – 60.000 €

Kaufmännische Berufe

Zusätzlich zum Grundgehalt erhalten die Mitarbeiter der Stadtwerke weitere, tariflich geregelte Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld.

Jobs bei den Stadtwerken

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Sind die Stadtwerke auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jedes Stadtwerk individuell organisiert ist und doch alle die gleiche Verantwortung in Deutschland tragen. Die Mitarbeiter der Stadtwerke stellen sicher, dass zu jeder Zeit die Grundversorgung der Bürger mit Wasser, Strom und Energie garantiert ist, die Abfallentsorgung problemlos funktioniert und die Infrastruktur möglichst lückenlos bleibt.

Doch trotz hoher Konjunktur und hoher Steuereinnahmen stehen einige Stadtwerke finanziell schlecht da. Dies kann einige Probleme verursachen, wie im Fall der Stadt Gera. Die Stadtwerke der einst reichen Stadt in Thüringen meldeten im Jahr 2014 Insolvenz an. Trotz verschiedener Sparmaßnahmen, unter anderem die Schließung einiger städtischer Kultureinrichtungen, hatte das Stadtwerk Gera über die Jahre rund 224 Millionen Euro Schulden angehäuft. Die drängendste Frage der Bürgerinnen und Bürger zu dieser Zeit: Findet das öffentliche Leben weiterhin statt? Die Antwort: Ja, aber mit Einschränkungen. Trotz Kürzungen in anderen Bereichen blieb die Grundversorgung lückenlos erhalten. Busse und Bahnen fuhren weiter, der Müll wurde abgeholt und die Versorgung mit Gas und Wasser war gesichert. Die Krise in Gera ist bis heute nicht ganz überwunden, der Großteil der deutschen Städte blieb jedoch von einem ähnlichen Schicksal verschont.

Die schlechte finanzielle Stellung führen viele Stadtwerke auf die Energiewende zurück. So werden Kraftwerke mit konventionellen Energien unrentabel und der Aufbau neuer Geschäftszweige sowie Investitionen in Digitalisierung und erneuerbare Energien sind mit hohen Kosten verbunden. Gelingt es den Stadtwerken jedoch, zukunftsgerichtet umzustrukturieren und Neuerungen vorzunehmen, werden die Unternehmen in Zukunft rentabel bleiben und die Mitarbeiter weiterhin Deutschlands Städte mitgestalten.  

Werden die Mitarbeiter dafür auch ausreichend entlohnt? Luft nach oben ist natürlich immer, doch der Tarifvertrag nach dem die meisten Stadtwerke in Deutschland ihre Mitarbeiter vergüten, stellt sicher, dass trotz unterschiedlicher Standorte und Arbeitgeber die Angestellten in der Daseinsversorgung gleichwertig bezahlt werden. Die Tarife wurden außerdem in den letzten Jahren mehrmals angehoben und dies wird wohl auch in den kommenden Jahren weiterhin der Fall sein.

Die Mitarbeiter der Stadtwerke bewerten ihren Arbeitgeber auf verschiedenen Online-Portalen überwiegend positiv. Da die Stadtwerke als ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe gelten, ist auch für junge Menschen der Schritt in die Daseinsversorgung durchaus lukrativ. Vereinzelt bezweifeln auch die Mitarbeiter, ob die Stadtwerke ihre Strukturen schnell genug an die Modernisierung der Arbeitswelt anpassen können, doch daran wird vermehrt gearbeitet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stadtwerke auch weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber für viele Menschen in Deutschland sind und trotz einiger Veränderungen dies wohl auch bleiben werden.

 

Quellen:

bpb.de

Glassdoor

kommunalwiki.boell.de

minilex.de

stadtwerke-ffo.de

stadtwerke-flensburg.de

swm.de

swt.de

thuega.de

vereinigte-stadtwerke.de

welt.de