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Arbeitgeber Lebenshilfe: Gehalt, Ausbildung und Jobs

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Zwei junge Frauen mit Behinderung arbeiten kreativ.

Die Lebenshilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Unterstützung von Menschen mit Behinderung verschrieben hat, denn damit diese ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können, sind oftmals individuelle Unterstützungs- und Förderungsangebote vonnöten. Hierbei liegt ein besonderer Fokus auf Betroffenen mit einer geistigen oder seelischen Einschränkung, welche etwa 13 Prozent der acht Millionen schwerbehinderten Personen in Deutschland ausmachen.

Mehr als 120.000 Mitglieder sind in der Lebenshilfe organisiert; nicht nur tragen sie mit ihren Mitgliedsbeiträgen zur Finanzierung aller Hilfsprogramme bei, viele sind selbst tatkräftig aktiv und engagieren sich mittels ehrenamtlicher Arbeit für das Wohl behinderter Menschen. Oberstes Ziel ist die Ermöglichung umfassender sozialer Teilhabe. Dieser Gedanke der Inklusion wird auch in der Lebenshilfe vorgelebt – etwa ein Zehntel aller Mitglieder sind Menschen mit Behinderung.

Mit ihrem großflächigen karitativen Einsatz ist die Lebenshilfe ein wichtiger Bestandteil des Sozialsystems der Bundesrepublik, doch dies wäre unmöglich ohne die unermüdlichen Bemühungen tausender Mitarbeiter. Grund genug, die Lebenshilfe als Arbeitgeber genauer unter die Lupe zu nehmen: Welche Leistungen und Hilfen werden angeboten? Welche Berufe können bei der Lebenshilfe ausgeübt werden? Und welche Gehälter kann man dort erwarten? Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Artikel.

Im Einsatz für Menschen mit Behinderung seit mehr als 60 Jahren: die Geschichte der Lebenshilfe

Auch heute werden Menschen mit Behinderung vielerorts noch ins Abseits geschoben und haben mit Vorurteilen und Diffamierungen zu kämpfen. Was im 21. Jahrhundert gilt, war vor 60 Jahren noch umso mehr der Fall: Die Zeit des Nationalsozialismus, als Individuen anhand ihrer oberflächlichen Arbeitstauglichkeit beurteilt und in vielen Fällen als „lebensunwert“ eingestuft und systematisch ermordet wurden, lag erst etwas mehr als ein Jahrzehnt zurück. Die Spuren dieses menschenverachtenden Gedankenguts waren auch nach Ende des Dritten Reichs noch spürbar. Menschen mit Behinderung befanden sich am gesellschaftlichen Rand, und betroffene Familien waren weitestgehend auf sich allein gestellt.

Eine untragbare und unwürdige Situation – dachte sich auch der niederländische Pädagoge Tom Mutters, der als Gründervater der Lebenshilfe in die Geschichte eingehen sollte. Auf seinen Impuls hin entstand im Jahre 1958 die sogenannte Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e. V., damals noch mit nur 15 Anfangsmitgliedern. Das sollte sich jedoch schnell ändern: Zehn Jahre später waren bereits fast 40.000 Menschen involviert, kurz vor der Wiedervereinigung wurde schließlich die Schallmauer von 100.000 Mitgliedern durchbrochen. Insbesondere Eltern von Kindern mit Behinderung taten sich zu dieser Zeit als treibende Kraft hervor; diese Identität als Elternverband ist bis heute erhalten geblieben.

Mittlerweile hat sich die Lebenshilfe in ganz Deutschland als renommierte Wohlfahrtsorganisation etabliert, gleichzeitig ist die Begrifflichkeit der Lebenshilfe als einheitlich beschaffene Institution jedoch stark missverständlich. Zwar besteht die Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. als übergeordneter Dachverband, in diesem sind allerdings 16 Landesverbände sowie fast 500 verschiedene Orts- und Kreisvereinigungen zusammengeschlossen. Diese sind nicht nur rechtlich eigenständig, sondern arbeiten auch in der Praxis unabhängig voneinander. Hinzu kommen mehr als 130 ordentliche und kooperative Mitgliedsorganisationen. Somit sollte man sich die Lebenshilfe vielmehr als Geflecht vieler verschiedener Hilfsgemeinschaften vorstellen, die zusammen ein engmaschiges und weitverzweigtes Unterstützungsnetz bilden. Mehr als 170.000 Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörige werden von diesem Netz erreicht, eigenen Angaben zufolge profitieren somit über eine Million Menschen von der Arbeit der Lebenshilfe.

Wohnen, Arbeiten, Lernen: In diesen Bereichen ist die Lebenshilfe aktiv

Die Ermöglichung einer selbstständigen und gleichberechtigten Lebensführung – unter diesem Hauptziel gestaltet die Lebenshilfe sämtliche Aktivitäten. Dahinter steht ein einfacher Grundsatz: Menschen mit Behinderung besitzen denselben Wert sowie dieselben Rechte wie alle anderen Menschen auch und verdienen deshalb einen sichtbaren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft.

Zu diesem Zweck bietet die Lebenshilfe zahlreiche Unterstützungs- und Förderungsleistungen an. Soziale Teilhabe ist in allen Aspekten des Alltags möglich und nötig, deswegen decken diese Angebote zahlreiche Lebensbereiche ab. Das beginnt bereits im frühkindlichen Stadium mit entsprechenden Betreuungs- und Bildungsprogrammen und endet im Alter mit einer würdevollen und einfühlsamen Pflege. Nicht nur grundlegende Elemente der Lebenssicherung wie Ausbildung, Arbeit oder Wohnen sind hier relevant, auch Freizeit-, Sport- und Kulturbedürfnisse kommen nicht zu kurz.

Mehr als 4.000 Dienste befinden sich insgesamt im Wirkungsfeld der Lebenshilfe. Hierzu gehören aktuell:

  • 1.344 Wohnstätten und ambulant betreute Wohnungen
  • 720 Werkstätten und Zweigwerkstätten
  • 634 Kindergärten und Kinderkrippen
  • 421 Familienentlastende Dienste
  • 385 Beratungsstellen
  • 370 Sport- und Freizeitgruppen
  • 344 Frühförderstellen
  • 147 Schulen und Tagesbildungsstätten

Ein Menschenrecht, das im Zusammenhang mit Behinderungen häufig vernachlässigt wird, ist das Recht auf Arbeit. Gerade deswegen ist es wichtig, eine bestmögliche Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt sicherzustellen. Personen mit schweren Behinderungen, die in besonderem Maße Hilfe benötigen und nur sehr eingeschränkt arbeiten können, stehen etwa Förderungs- und Betreuungsgruppen der Lebenshilfe offen, wo sie trotz aller Hürden verschiedene einfache Arbeiten ausprobieren und erlernen können.

Eine zentrale Säule der beruflichen Unterstützung stellen zudem sogenannte Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) dar, wo Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden sollen. Es handelt sich hier um eine rehabilitative Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben, die mit geringeren Pflichten einhergeht und daher als „arbeitnehmerähnliches Beschäftigungsverhältnis“ bezeichnet wird. Dies bedeutet aber auch, dass üblicherweise nur ein Werkstattentgelt gezahlt wird, das weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn liegt – eine Praktik, die durchaus kontrovers diskutiert und von manchen als fragwürdig kritisiert wird.

Wenn möglich, sollen Arbeitnehmer mit Behinderung aber in regulären Unternehmen und Betrieben arbeiten – auch hier bietet die Lebenshilfe Unterstützung an. Somit stehen zahlreiche berufliche Optionen offen. Zu den Berufen, die durch Vermittlung oder in Betrieben der Lebenshilfe ausgeübt werden können, gehören beispielsweise:

Arbeiten in der Lebenshilfe: Ausbildung, Jobs und Löhne

Trotz aller wohltätiger Arbeit darf nicht vergessen werden: Die Lebenshilfe ist nicht nur sozialer Dienstleister, sondern auch Arbeitgeber. Gerade im sozialen Bereich hängt der Erfolg aller Förderungsmaßnahmen stark von der Eignung der Mitarbeiterschaft ab, schließlich lässt sich ausschließlich mit guten Absichten keine adäquate Hilfe anbieten. Daher werden auf allen Ebenen qualifizierte Beschäftigte benötigt.

Eine simple und von beiden Seiten wertgeschätzte Möglichkeit, um kompetente und motivierte Mitarbeiter frühzeitig zu binden, liegt darin, sie schlichtweg selbst auszubilden. Daher bieten Ortsverbände der Lebenshilfe in der Regel diverse Berufsausbildungen an. Diese laufen meist dual ab und beinhalten somit neben Praxiszeiten im jeweiligen Lokalverband bzw. einer Betriebsstätte auch regulären Unterricht an der Berufsschule. Hier einige Beispiele für Ausbildungsberufe, die von der Lebenshilfe angeboten werden:

Wer sich für eine dieser Ausbildungen interessiert, sollte je nach Beruf zwischen ein und drei Jahren Ausbildungszeit einplanen. Manche Ortsverbände bieten auch Ausbildungsmodelle in Teilzeit an. Was die Ausbildungsvergütung angeht, können keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden, denn diese wird von jedem Lokalverband selbst festgelegt und ist abhängig von Ausbildungsberuf, Region sowie Tarifbindung. Beispielhaft sei die Ausbildung in der Heilerziehungspflege bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein genannt: Hier gibt es im ersten Jahr etwa 1.140 Euro pro Monat, im zweiten Jahr etwa 1.200 Euro, im dritten Jahr schließlich 1.300 Euro.

Darüber hinaus ist es bei der Lebenshilfe vielerorts auch möglich, ein duales Studium in Sozialer Arbeit zu absolvieren. Dieses schließt mit dem Bachelor of Arts (B.A.) ab, anschließend stehen beispielsweise Jobs als Sozialarbeiter oder Sozialpädagogin offen. Nicht immer wissen Interessierte allerdings, in welchem Bereich sie sich engagieren möchten. Wer sich hier angesprochen fühlt, kann sich für ein entsprechendes Praktikum bewerben. Sowohl Pflichtpraktika im Rahmen eines Studiums als auch Berufspraktika werden von vielen Ortsverbänden angeboten. Letztere dauern üblicherweise etwa ein halbes Jahr und sind vergütet. Zuletzt steht Unentschlossenen außerdem die Option eines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) bzw. eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) offen. Hier können wertvolle Einblicke gewonnen und erste Berufserfahrung gesammelt werden.

Angestellte der Lebenshilfe sind hauptsächlich in zwei Bereichen aktiv: Entweder arbeiten sie direkt mit behinderten Menschen und leisten so unvermittelte soziale Arbeit, oder aber sie nehmen nicht minder wichtige und notwendige Aufgaben in Verwaltung und Management wahr. Auch hier lassen sich keine einheitlichen Vergütungsangaben treffen, die exakte Höhe des jeweiligen Gehalts hängt vom zuständigen Ortsverband der Lebenshilfe ab. Oftmals sind diese an einen Tarifvertrag gebunden, sodass eine branchengerechte Bezahlung sichergestellt ist. Hier einige Beispiele für Jobs bei der Lebenshilfe und dazugehörige Bruttojahresgehälter, die dort zu erwarten sind:

Jobs bei der Lebenshilfe

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Es sei jedoch erwähnt, dass viele Beschäftigte ihre Tätigkeit nebenberuflich ausüben, was sich dann auch in der Bezahlung niederschlägt. Ein beträchtlicher Teil verdient sogar überhaupt nichts, denn viele Aktivitäten der Lebenshilfe werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern gestemmt. Ob die Organisation eines Sommerfests, das Backen eines Kuchens in der Küche einer Wohnstätte, die Leitung eines Computerworkshops oder die Begleitung beim Kinobesuch oder Einkauf – die Anzahl an Arbeitsformen, mit der man sich bei der Lebenshilfe wohltätig engagieren kann, ist grenzenlos. Um Menschen mit Behinderung zu helfen, ist allerdings kein ausdrückliches Ehrenamt nötig, denn gelungene Inklusion obliegt nicht nur einigen Wohlfahrtsverbänden und deren Mitgliedern – vielmehr ist es eine Aufgabe, für die jeder und jede Einzelne der Gesellschaft mitverantwortlich ist.

 

Quellen:

Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.

Deutschlandfunk

Glassdoor

Kununu

Statistisches Bundesamt